München:Langsam vortasten

Welfenstraße Unfall

Am Montagnachmittag hat es wieder auf der Welfenstraße geknallt. Diesmal prallten ein Bus und ein abbiegendes Auto gegeneinander. Wegen solcher Unfälle werden die Rufe nach Verbesserungen immer lauter.

(Foto: privat)

Nach schweren Unfällen und Kritik von vielen Eltern werden auf der Welfenstraße eine Tempo-30-Zone eingerichtet und ein weiterer Zebrastreifen markiert

Von Johannes Korsche, Au

Auf der Welfenstraße soll künftig auf ganzer Länge Tempo 30 gelten, zumindest montags bis freitags von 7 bis 18 Uhr. Voraussichtlich dauert es bis Ende der kommenden Schulferien, bis die Schilder montiert sind, kündigte Peter Geck vom Kreisverwaltungsreferat (KVR) an. Außerdem soll ein weiterer Zebrastreifen, der dritte über die Welfenstraße, bis Winteranfang auf Höhe des Tassiloplatzes markiert sein. Mehr als 60 Besucher waren wegen der Welfenstraße zur Sitzung des Verkehrsausschusses im Bezirksausschuss Au-Haidhausen gekommen. Eine oder mehrere Ampeln entlang der Welfenstraße, wie von einigen Anwohnern gefordert, wird es zunächst aber nicht geben. "Ich habe heute keine Ampel für Sie mitgebracht", stellte Peter Geck gleich zu Beginn der Sitzung klar.

Thilo Böhnisch, einer der Beschwerdeführer, will nun abwarten, ob sich mit dem neuen Tempolimit die Sicherheit für ihn und vor allem für die Kinder im Viertel verbessert. Immerhin, nach der Sitzung ging er etwas zufriedener nach Hause: "Ich nehme mit, dass auch das Kreisverwaltungsreferat einen städteplanerischen Missstand sieht."

Dieser Missstand wurde auch am Montagnachmittag wieder deutlich, als ein Bus der X-30-Linie mit einem abbiegenden Auto im neuralgischen Bereich der Straße kollidierte. Diesmal gab es keine schlimmeren Verletzungen. Bestätigung für die Anwohner, die das Unfallrisiko entlang der Welfenstraße kritisieren, ist der erneute Zusammenprall trotzdem.

Der Unfall eines Schuljungens auf dem Nachhauseweg vor etwa drei Wochen hatte dazu geführt, dass sich Eltern organisierten und seither vehement Verbesserungen auf der etwa 600 Meter langen Welfenstraße fordern. Böhnisch ist einer davon, sein Sohn besucht die Weilerschule, seine Tochter den Kindergarten an den Welfenhöfen. Die Welfenstraße liegt daher auf dem täglichem Weg. Deshalb waren neben Lokalpolitikern und Vertretern des Kreisverwaltungsreferats, der MVG und des Baureferats auch gut 60 Mütter und Väter zur Sitzung des Verkehrsausschusses gekommen.

Auch wenn es "toll ist, dass mit Tempo 30 etwas vorangekommen ist", wie Böhnisch sagte. Voll zufrieden sind wohl die wenigsten, wenn man die teils emotional geführte Diskussion als Stimmungsmesser nimmt. Auf Unverständnis traf vor allem die Tatsache, dass die Geschwindigkeitsreduzierung nicht jeden Tag zu jeder Stunde gilt. Denn wenn die Kinder beispielsweise am Sonntag zum Spielen in den Tassilopark gehen, dürfen die Autos unverändert 50 Stundenkilometer fahren. Obwohl die Buben und Mädchen von ihrem Schulweg doch dann eine niedrigere Geschwindigkeit gewöhnt seien, bemängelte ein Vater aus dem Publikum. Denn Tempo 30 auf der Welfenstraße ist nur möglich, weil das KVR vor Schulen, Kindergärten, Alten- und Pflegeheimen Tempo 30 auf einer Länge von maximal 300 Metern anordnen darf, erklärte Peter Geck. Daraus folge aber auch die zeitliche Einschränkung, die sich an den Öffnungszeiten der Kindergärten entlang der Welfenstraße orientiere. Geck empfahl außerdem, Schulweghelfer zu organisieren, denn sind sie im Einsatz, gibt es eigentlich "nirgends mehr Unfälle". Doch bisher hat sich niemand finden lassen.

So recht überzeugte das die Eltern am Rande der Sitzung gleichwohl nicht. Überqueren ihre Töchter und Söhne die Straße doch auch zu anderen Uhrzeiten, wenn sie beispielsweise nach der Schule zum TSV München-Ost an der Sieboldstraße gehen. "Sie haben da einen Gesetzesfehler gefunden", pflichtete Ullrich Martini (Grüne), der Vorsitzende im Verkehrsausschuss, ihnen bei. Kinderfreizeit sei im Gesetz nicht berücksichtigt. Eine Alternative wäre eine 30er-Zone, die die Geschwindigkeit auf der Welfenstraße immer drosselt. Aber auch das ist für die Eltern nicht der Königsweg, denn einerseits müssten dann, so will es die Straßenverkehrsordnung, die Zebrastreifen weg. Und andererseits seien Ampeln in 30er-Zonen nicht erlaubt, erklärte Geck den Anwesenden. Er berichtete außerdem, dass Ampeln durch das stete Bremsen und Anfahren in der Regel für Anwohner zu mehr Lärm führten und Staus begünstigen könnten. Ein weiteres Problem bei Ampeln: Sie müssten auf den Takt der drei Buslinien abgestimmt sein, was schnell zu 90 Sekunden Wartezeit für Fußgänger führen könnte, rechnete Geck vor. Ob da jeder auf "Grün" warten würde, bezweifelte er.

Sind die Schilder für Tempo 30 angebracht, ist drei Monate später erneut ein Treffen mit allen Beteiligten vereinbart. Dabei soll diskutiert werden, ob die Welfenstraße dadurch sicherer geworden ist. "Wenn nicht, machen wir weiter", sagte Böhnisch.

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