Limoncello:Italianità an der Ausfallstraße

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Im Sommer essen die Gäste gerne im Garten. (Foto: Catherina Hess)

Das Ristorante Limoncello in Obermenzing überzeugt vor allem durch die hohe Qualität seiner Fisch- und Fleischgerichte. Dafür langt der Wirt aber bei den Preisen ordentlich hin.

Von Gertrude Fein

Münchner und Italiener verbindet seit Jahrhunderten eine enge Beziehung. Erst kamen Architekten und Musiker, später Obst- und Gemüsehändler, mit ihnen Wirte und Köche. Die Münchner liebten ihren "Italiener" schon, als man andernorts das Wort Ristorante noch nicht einmal buchstabieren konnte. Nur selten fällt ein Schatten auf diese Liebe, etwa wenn die Spaghetti weich und die Fiorentina hart auf den Tisch kommen, weil ein wichtiges Spiel der Azzurri im Fernsehen läuft.

Auch die Preise in den Ristoranti können die Zuneigung auf die Probe stellen, vor allem, wenn die Tedeschi gerade aus Italien kommen, wo sie für das Geld, das sie hier für ein Stück Fisch und ein Glas Wein hinblättern müssen, am Strand des Mittelmeeres ein vielgängiges Menü mit allem drum und dran serviert bekamen.

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Um es gleich vorweg zu sagen: Die Preise im Limoncello sind durchaus geeignet, um ins Grübeln zu kommen, trotz der durchwegs sehr hohen Qualität der Speisen. Kein Hauptgericht unter 20 Euro. Für zwei halbe, nicht übertrieben große Portionen Spaghetti mit Calamaretti, Rucola und Pecorino 19 Euro zu berechnen (ganze Portion 12,90) ist schon fast tollkühn.

Schließlich liegt das Lokal an der Verdistraße und nicht im Zentrum. In dem ebenerdigen Bau herrschte vor Jahrzehnten der Elsässer Forner in dem nach ihm benannten Lokal, der nicht nur für hervorragende Küche, sondern mehr noch für seine Wutausbrüche berühmt war. Danach zog mit dem Bambola die Italianità ein. Nach gründlicher Renovierung führt seit vergangenem Herbst der Wirt und Koch Calogero Scopelliti aus Sizilien das Limoncello als Familienbetrieb.

Besondere Beziehung zu Meeresgetier

Wie es sich für einen Sizilianer gehört, hat er eine besondere Beziehung zum Meeresgetier. Das Schwertfisch-Carpaccio in einer Marinade mit Oliven und getrockneten Tomaten war hervorragend (12,90). Mit einer Kartoffelkruste hatte der Koch den Seewolf mit Wintertrüffeln umhüllt und auf Spinat gebettet - eine sehr gute Idee (24,50). Die Filets von St. Petersfisch mit Auberginen ruhten auf einem Sockel von sehr vielen Kartoffeln.

Die ordentliche Portion Fisch wurde begleitet von köstlichen grünen Bohnen, Karotten und kleinen Tomaten, aber es fehlte der letzte Pfiff (22,50). Beim Auftragen der vier mit Lachs gefüllten, von Speckstreifen zusammengehaltenen Seezungenrouladen mit Spinat streifte zwar ein Hauch von gestern die Nase, aber sie schmeckten ausgezeichnet (22,50). Besonders hervorzuheben ist die exzellente Qualität des verwendeten Öls. Damit und an Knoblauch wird hier nicht gespart.

Bei den Fleischgerichten gab es noch weniger zu bemängeln als beim Fisch. Das Kalbszungencarpaccio in sanfter, gar nicht mayonnaisiger Tonnato-Sauce war eine Delikatesse (11,90) und das Entenragout zu den Paccheri (eine Art Riesenmaccaroni) erste Sahne (halbe Portion 8,50!).

Der Gastraum lädt zum Verweilen ein. (Foto: Catherina Hess)

Ebenfalls sehr ansprechend war die lauwarme Porchetta, wobei das ebenfalls sehr wohlschmeckende Auberginenragout dazu ihren feinen Geschmack beinahe zu überdecken drohte (11,50). Sowohl die kurz gebratene Tagliata vom Entrecote mit Rucola und Parmesan (22,90) als auch die Lammkoteletts mit köstlichen grünen Bohnen (23,50) zeigten, dass man in der Küche Wert auf beste Fleischqualität und perfekte Zubereitung legt.

Besonders gelungen waren die Rinderbacken in Rotweinsauce mit Gemüse und Kartoffelbrei (20,50). Da stimmte einfach alles, sogar der Preis. Der war auch beim Pastamenü aus der Mittagskarte in Ordnung. Es bestand aus gemischtem Salat oder Minestrone und einer riesigen Portion Penne Bolognese, alles sehr zufriedenstellend (7,50).

Die Weinpreise im Limoncello sind, wie fast überall in München, grenzwertig. Mag es noch angehen, für die Flasche sehr trockenen Cusumano Alcamo bianco 18,50 Euro zu berechnen, sind 7,50 Euro für ein Glas Nero d'Avola auf jeden Fall zu viel. Den Missmut darüber konnten auch die kleinen Köstlichkeiten der Dessert-Variation nicht lindern (9,50), wobei insbesondere die dunkle Schokoladenmousse und die Torta della nonna das beinahe geschafft hätten.

Auch wenn der helle, freundliche Gastraum durchaus zum Verweilen einlädt, ist es an warmen Tagen ganz angenehm, es sich im Garten hinter dem Haus gut gehen zu lassen, ungestört vom Verkehr an der stark befahrenen Verdistraße. Der Gästeparkplatz ist an so einer Straße ebenfalls ein nicht zu unterschätzender Vorteil.

© SZ vom 14.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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