Massimos Nachbarschaftskneipe:Afghanisch nur auf Bestellung

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Bayrische Hausmannskost kocht Wirt Masoom Hakimzad für seine Gäste in "Massimos Nachbarschaftskneipe". Und das kann der gebürtige Afghane besser als so mancher Einheimische.

Anita Naujokat

Liebe Leser, das hier besprochene Restaurant existiert nicht mehr. Mit freundlichen Grüßen, Ihre SZ-Redaktion

Kocht noch mindestens bis Ende des Jahres in seiner "Nachbarschaftskneipe": Masoom Hakimzad. (Foto: oh)

Diese Woche gibt es Kabeljau, Rinderroulade, Gulasch mit Knödel und Schweinerückensteak im täglich wechselnden Angebot. Wiener Schnitzel, Currywurst und Reiberdatschi gehören bei Masoom Hakimzad sowieso zum Standard.

Und wenn die kühleren Tage kommen, wird er auch wieder seinen beliebten Schweinsbraten mit selbst gemachten Semmelknödeln und Krautsalat in der Nachbarschaftskneipe in der Erzgießereistraße 40 zubereiten, einer schmalen Straße in der nördlichen Maxvorstadt zwischen Dachauer und Nymphenburger Straße.

Mit seinen Riesenschnitzeln und dem Schweinsbraten hat er als Koch schon die Gäste im ehemaligen Kreittmayr um die Ecke begeistert. Das ist umso erstaunlicher, weil der 45-Jährige selbst kein Schweinefleisch isst. Denn Hakimzad, der aus Herat in Afghanistan stammt, ist Moslem.

Er besitzt auch keine Kochausbildung im klassischen Sinn. Aber er habe schon immer gerne gekocht, sagt er. Und der Vater von drei Kindern legt Wert darauf, sich und seine Familie, mit der er in Milbertshofen lebt, selbst über die Runden zu bringen. Dafür macht er auch Schweinsbraten.

Sieben Jahre hat er als Koch im Café an der Uni an der Ludwigstraße gearbeitet, noch länger im Kreittmayr für Wirt Charly, der eigentlich Karlheinz Mann heißt, jenem Nachfolgelokal des legendären Café Normal, in dem sich seinerzeit Punker trafen und die Widerständler gegen die Volkszählung 1987. Heute ist es ein griechisches Lokal.

Der Name von Hakimzads erstem eigenen Lokal um die Ecke ist Programm. In Massimos Nachbarschaftskneipe treffen sich Anwohner und Studenten der nahen Fachhochschule, hier schaut man Fußball, spielt Backgammon oder Schafkopf, trifft sich mit Freunden auf einen Wein oder zum Essen.

Es heißt Massimo, weil ihn alle so nennen, und Nachbarschaftskneipe auch in Anlehnung an seine erste Heimat: an die kleinen Gasthäuser in schmalen Gassen, in denen Gulasch und Tee serviert wird. Auf Bestellung bereitet er auch afghanische Gerichte zu. Für einzelne Gäste sei dies zu aufwendig.

Das Innere ist angenehm schlicht in Weiß und dunklem Holz gehalten. An einer Wand sind Schnappschüsse eines Fotowettbewerbs mit Motiven aus der Umgebung zu sehen. In der Ecke gegenüber hängt ein Bild, das eine christliche Wunderheilung "zu Passau" zeigt- das Geschenk eines Gastes zur Eröffnung. 30 Sitzplätze hat das Lokal und sieben Tische, eine von Sprossenscheiben gesäumte Fensterfront und natürlich eine Theke. Und bis zum 1. August führten Raucher und Nichtraucher bei ihm ein einträchtiges Dasein.

Nach der Eröffnung vor knapp fünf Jahren hatte Massimo erst mal mit dem schlechten Ruf seiner schnell wechselnden Vorgänger zu kämpfen. "Manche Leute sind zwei Jahre an mir vorbeigegangen und haben sich nicht hereingetraut." Jetzt hat Massimo Angst wegen des Rauchverbots. Er habe seitdem zwar nicht weniger Gäste, "aber sie bleiben nicht mehr so lange".

Denn bei Massimo darf es durchaus zwei oder drei Uhr morgens werden. Massimo sagt, er hoffe auf zwei Dinge: Entweder kommen jetzt mehr Nichtraucher oder es gibt noch eine Gesetzesänderung, und zwar für kleine Betriebe. Massimo gibt sich und seiner kleinen Vorstadtkneipe noch Zeit bis zum Ende des Jahres. Dann wird er entscheiden, ob er weitermacht oder schließt. Sollte er sich für Letzteres entscheiden, wird die Maxvorstadt wieder ein Stück unverfälschter Kneipenkultur verlieren.

© SZ vom 31.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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