Landtagswahl:Markwort will bei der FDP einspringen

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Der langjährige Chefredakteur des "Focus" bewirbt sich um die Landtagskandidatur im Stimmkreis München-Land-Süd, die nach dem Übertritt von Tobias Thalhammer zur CSU wieder frei ist.

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis

Die FDP im Landkreis München hat einen prominenten Nachfolger für den vor wenigen Tagen zur CSU übergewechselten Tobias Thalhammer gefunden. Aller Voraussicht nach wird der Gründer und langjährige Chefredakteur des Nachrichtenmagazins Focus, Helmut Markwort, für die Liberalen als Direktkandidat im Stimmkreis München-Land-Süd in die Landtagswahl am 14. Oktober ziehen. "Ich bin bereit und will der FDP helfen, über die fünf Prozent zu kommen", sagte Markwort am Dienstag der SZ. "Und natürlich will ich in den Landtag. Und die Kandidatur im Stimmkreis Süd kann mir einen echten Schub geben."

Dass Markwort in den Landtag will, ist spätestens seit dem 18. März bekannt. Bei der Aufstellungsversammlung für die Liste der Oberbayern-FDP, die der bayerische Spitzenkandidat Martin Hagen anführt, wurde Markwort auf Platz 32 gewählt. Eine Direktkandidatur in einem Stimmkreis hatte Markwort zunächst nicht angepeilt. Doch der vollkommen unerwartete Übertritt des Neubibergers Thalhammer von der FDP zur CSU änderte schlagartig alles. Im Juli 2017 hatten die Liberalen Thalhammer in einer Kampfabstimmung gegen den Grünwalder Matthias Schröder zum Direktkandidaten gekürt - und bis vergangene Woche deutete nichts darauf hin, dass der Schlagersänger die Liberalen verlassen könnte. Nicht weniger überraschend ist freilich, dass die FDP in Helmut Markwort einen noch bekannteren Nachfolger gefunden hat.

"Für uns wäre Helmut Markwort als Direktkandidat ein echter Gewinn", sagt FDP-Kreischef Ralph Peter Rauchfuss. "Seine Popularität und Bekanntheit gehen weit über die Grenzen des Landkreises und auch der FDP-Stammwähler hinaus - und sie übersteigt die des ehemaligen Kandidaten natürlich auch bei weitem." Das Verfahren bis zur Nachnominierung eines Direktkandidaten, die voraussichtlich am 9. Mai stattfinden wird, sei aber vollkommen offen, sagt Rauchfuss. "Die Entscheidung treffen unsere Mitglieder und wir führen mit anderen Interessierten noch Gespräche", sagt er. Es sei durchaus möglich, dass es weitere Bewerber geben werde.

Parteifreunde glauben, dass er gute Chancen hat

Auch Helmut Markwort will der Entscheidung des Kreisverbandes nicht vorgreifen: "Das ist ein demokratischer Prozess und am Ende entscheiden die Mitglieder." Er selbst sei hoch motiviert, voller Tatendrang und "jetzt frei und ungebunden", sagt Markwort, der Anfang April angekündigt hatte, aufgrund seiner Kandidatur die Moderation des Sonntags-Stammtischs im Bayerischen Rundfunk abzugeben. Ohnehin werde der Wahlkampf viel Zeit kosten, sagt Markwort. "Ich will mich richtig rein stürzen, Straßenwahlkampf machen und in allen 16 Gemeinden präsent sein", sagt er. "Vielleicht schaffe ich mir sogar einen mobilen Infostand an."

Übertritt zur CSU
:Thalhammers Wechsel schockiert die FDP

Der bereits nominierte Landtagskandidat informiert die Liberalen eine Stunde vor einer Pressekonferenz von seinem Entschluss. In seiner neuen Partei reagieren viele Politiker aus dem Landkreis äußerst reserviert.

Von Martin Mühlfenzl und Wolfgang Wittl

Der Chef der Oberbayern-FDP und Bundestagsabgeordnete Jimmy Schulz aus Hohenbrunn freut sich ebenfalls über Markworts Bereitschaft, sich im Landkreis München politisch zu engagieren. "Das ist eine super Lösung in einem exzellenten Wahlkreis", sagt Schulz. Er selbst habe immer wieder Kontakt zu Markwort gehabt und mit ihm gemeinsam bereits zu Veranstaltungen geladen. "Dennoch hatten wir diese Option natürlich nicht auf dem Schirm. Wir waren ja alle von der Entwicklung überrascht", sagt Schulz.

Möglich wäre auch Thalhammers Listenplatz

Dass der Medienmanager Markwort künftig tatsächlich den Stimmkreis München-Land-Süd im Maximilianeum vertreten könnte, halten sowohl Schulz als auch Rauchfuss für durchaus realistisch. Schulz begründet dies einerseits mit der besonderen Struktur dieses Stimmkreises - des "aussichtsreichsten in ganz Bayern", wie Schulz sagt. Tatsächlich ist der Landkreis seit Jahrzehnten eine Hochburg der Liberalen. Hinzu komme die "außerordentliche Popularität Markworts", sagt Schulz und macht eine Rechnung auf: "Holt der Kandidat in diesem Stimmkreis 12 000 bis 13 000 Erststimmen und dann noch mal 3000 über die Liste, dann ist er drin." Tobias Thalhammer bekam beim letzten Erfolg der FDP in Bayern, der Landtagswahl 2008, im Stimmkreis Süd insgesamt etwas mehr als 20 000 Stimmen. "Das kann ein Helmut Markwort auch schaffen", sagt Schulz.

Nach dem Wechsel Thalhammers, der von seiner Partei auf Platz 16 der Oberbayern-Liste gesetzt worden war, wird Markwort voraussichtlich auf Platz 31 vorrücken. Möglich sei auch, dass er den Listenplatz Thalhammers einnehmen wird. Beide Varianten werden noch von den Justiziaren der Partei geprüft.

© SZ vom 18.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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