Innenstadt von München:Taxis raus!

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Jeder kommt jedem in die Quere: Die Stadt plant eine Änderung der Verkehrsführung zwischen Odeonsplatz und Rindermarkt - und versucht so, die angespannte Situation zu entschärfen.

Marco Völklein

Es ist eine Kampfzone, in der jeder jedem in die Quere kommt: die Fußgänger den Radlern, die Radler den Taxlern und die wiederum den Bussen. Zwischen Rindermarkt und Odeonsplatz, auf Residenzstraße, Dienerstraße, Marienplatz, drängen sich jeden Tag 12.000 Radfahrer, Linienbusse, zahllose Taxis an zwei Taxiständen und eine enorme Menge an Fußgängern. Hier laufen erschrockene Touristen um ihr Leben, empörte Radfahrer klingeln wild - obwohl sie sich in einer Fußgängerzone befinden.

Die Münchner Innenstadt ist kein sicheres Pflaster für Radler und andere ungeschützte Verkehrsteilnehmer. Eine neue Verkehrsführung soll die Straßen um Marien- und Odeonsplatz ungefährlicher machen. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Seit einem schweren Unfall im Juli 2007, bei dem sich ein Radfahrer lebensgefährliche Kopfverletzungen zuzog, tüfteln die Münchner Verkehrsplaner an einer Lösung für die wichtige Nord-Süd- Passage durch die Münchner Altstadt. Geht es nach den Grünen, sollen die Taxis vom Marienplatz verbannt werden - eine Idee, gegen die die CSU Sturm läuft.

Bürgermeister Hep Monatzeder, zuständig in der Stadtverwaltung für den Radverkehr, sprach vorige Woche nur nebulös davon, dass man über "eine gemeinsame Widmung" des Abschnitts vom Odeonsplatz bis zum Rindermarkt nachdenke. Auf Nachfrage erklärte er noch, dass er sich vorstellen könnte, die Taxis aus diesem Bereich zu verbannen und mehr Platz für Radfahrer und Fußgänger zu schaffen. Die Autos, die derzeit noch auf der Dienerstraße bis zur Rückseite des Rathauses fahren können, sollen seiner Meinung nach nicht verschwinden.

Unterstützung erhält Monatzeder von seinem Parteifreund Paul Bickelbacher. Das Stadtratsmitglied plädiert für einen Fußgängerbereich in der Dienerstraße, in dem das Radfahren "in angemessener Geschwindigkeit" erlaubt sein soll. Die Taxis in der Dienerstraße und auf dem Marienplatz empfindet er als "störend". Würde man die Standplätze auflösen, "würde das die Situation entspannen".

Anders sieht das die CSU: "Die Taxis in der Dienerstraße stellen einen ruhenden, aufpassenden Verkehr dar", sagt Stadtrat Georg Schlagbauer. "Wir brauchen die Taxis da." Ähnlich sieht das Frank Kuhle von Taxi München eG: "Der Marienplatz ist Münchens gute Stube, da gehören Taxis hin." Hans-Jürgen Dinter von Isarfunk sagt, die Standplätze am Marienplatz und in der Dienerstraße seien "zwei hochfrequentierte Plätze und extrem wichtig".

Alternativstrecke für Radfahrer

Taxi-eG-Vorstand Kuhle schlägt daher vor, den Stand in der Dienerstraße zu verlängern bis zum Marienplatz und den Stand vor dem Kaufhaus Beck aufzulösen: "Dann wäre dort mehr Platz für die Busse, Taxis aber wären noch am Marienplatz präsent." Dinter fordert im Gegenzug als Ausgleich, die Zahl der Standplätze im Tal aufzustocken.

Dort allerdings sieht Stadtrat Schlagbauer ein Problem: "Da ist eigentlich kein Platz mehr." Für ihn stellt sich das Problem auch weniger in der Dienerstraße vor Dallmayr, sondern mehr an der Engstelle vor der Residenzpost: "Dort kommen Radfahrer, Fußgänger, Tram und die Freischankflächen zusammen. Weil dort jeder auf seinem Recht beharrt, wird es extrem eng."

Er schlägt vor, den Radverkehr stattdessen durch die Burgstraße und den Alten Hof zu leiten, die parallel zur Dienerstraße verlaufen. Die Route könnte weiter zur Maximilianstraße sowie über den Max-Joseph-Platz führen und in die Residenzstraße münden.

Ähnlich denkt auch Bickelbacher. Nur schlägt der Grüne nicht die Burg-, sondern die Sparkassenstraße als Alternativstrecke für die Velofahrer vor. Diese Strecke könnten dann die Radler nutzen, die die Altstadt mit höherem Tempo durchqueren wollen. Wer dagegen nicht so schnell unterwegs sei, fahre durch den Fußgängerbereich in der Dienerstraße und passe die Geschwindigkeit an.

© SZ vom 13.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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