Giesinger Autobahn:Erdaushub der Stammstrecke an die Autobahn - fertig ist der Lärmschutzwall

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  • Der Erdaushub der zweiten Münchner Stammstrecke könnte für einen Lärmschutzwall in Unterhaching verwendet werden.
  • Das Material gehört der Deutschen Bahn. Die Gemeinde bezweifelt, dass sie es kostenlos erhält.
  • Der Transport der Erde könnte ebenfalls für Schwierigkeiten sorgen.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Einfach den Erdaushub der zweiten Münchner Stammstrecke nach Unterhaching karren und neben der Giesinger Autobahn aufschütten - und schon hat man einen nahezu kostenlosen Lärmschutzwall. Doch so einfach, wie manche lärmgeplagten Unterhachinger sich das vorstellen, ist es nicht. Und möglicherweise dauert der Bau länger, als sie sich erhofft haben. Nach einem Termin mit Staatssekretär Josef Zellmeier (CSU) im Ministerium für Bauen, Wohnen und Verkehr vergangene Woche fasst Unterhachings Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) den Stand der Dinge so zusammen: "Wir können das machen, das Ministerium hat seine Unterstützung zugesagt, aber zahlen müssen wir selbst."

Davon waren die Beteiligten vor dem Gespräch so nicht ausgegangen. Hauptinitiatorin Catia Hilgart, die in Unterhaching Unterschriften für einen Lärmschutz gesammelt hat, hatte angenommen, dass das Aushubmaterial noch dieses Jahr zur Verfügung steht und auf dem Grund entlang der A 995, der dem Bund und dem Freistaat Bayern gehört, ablgelagert werden könnte, ohne dass die Gemeinde das etwas kosten würde. Denn die Tunnelbauer, also Bund, Freistaat, die Stadt München und die Deutsche Bahn, wären zugleich das Problem los, die herausgebaggerte Erde teuer entsorgen zu müssen.

Doch sieht die Sache etwas anders aus. "Das Aushubmaterial gehört der Deutschen Bahn", berichtete Panzer vergangenen Mittwoch im Gemeinderat. Er wisse noch nicht, was die gegebenenfalls dafür verlange. Für Hilgart ist das keine Neuigkeit und auch kein Problem. "Die Erde würden wir auf jeden Fall kostenlos erhalten, wenn die Abladung entlang der A995 auch kostenlos für die Deutsche Bahn wäre", weiß sie aus Gesprächen mit der Bahn. Etwa 1,2 Millionen Tonnen Erde sollen bei den Bohrungen nach oben befördert werden. Der Knackpunkt für das Unterhachinger Projekt aber wird sein: Das Material wird nicht wie zunächst angenommen direkt auf Lastwagen verladen, sondern zunächst auf Schienen auf ein Gelände am Ostbahnhof gebracht werden. Es müsste also umgeladen werden, und diesen Transport müsste die Gemeinde zahlen.

Etwa 100 000 Tonnen wären notwendig, um einen fünf Meter hohen Wall aufzuschütten. Wenn ein Lkw 20 Tonnen laden könnte, bräuchte man 5000 Lastwagen. "Das kann man nicht mal so eben machen", gibt Unterhachings Rathauschef zu bedenken. Als nächstes müsse geklärt werden, wie viel Material gebraucht wird, wer was macht und wer was zahlt. Die Autobahndirektion hat laut Panzer bei einer früheren Anfrage mal eine Schätzung von zwei bis drei Millionen Euro für einen solchen Wall angesetzt. Er müsse jetzt vor allem Gespräche mit der Autobahndirektion führen, allein auch weil der Bau eines solchen Walls nur von der Autobahn aus darstellbar sei.

Das Material aus dem Tunnelbau in München soll zudem erst im Jahr 2020 zur Verfügung stehen. "Auch müsste man dann sehen, um welche Qualität es sich handelt", so Panzer. Wegen festgelegter Standards könne nicht alles verwendet werden. Bis September will der Bürgermeister die Eckpunkte geklärt haben und dem Gemeinderat spätestens in der Oktobersitzung einen Beschlussvorschlag vorlegen, ob der Wall gebaut werden soll.

Anfang 2019 soll der Erdwall entstehen

Catia Hilgart dauert das zu lange. Sie will noch vor der Sommerpause eine Entscheidung im Gemeinderat, ob der Bebauungsplan dahingehend geändert und der Wall gebaut wird. Sie will nun mit den Fraktionen von CSU, Grünen und FDP Gespräche über einen Antrag im Gemeinderat führen. "Die Bürger erwarten jetzt von der Gemeinde, dass mit dem Erdwallthema ernsthaft umgegangen wird, damit Anfang 2019 der Erdwall entstehen kann. Rückstellungen hat uns Bürgermeister Panzer bereits ab 2019 zugesagt", so Hilgart. Man müsse ja nicht auf die Erde aus der zweiten Stammstrecke warten. Es gebe genügend andere Baustellen.

Das Treffen im Ministerium, an dem sie als Vertreterin der Anwohner teilgenommen hatte, beurteilt sie als "sehr positiv". Schließlich habe der Staatssekretär der Gemeinde Unterstützung beim Planungs- und Genehmigungsprozess zugesagt. Auch vom Landratsamt habe sie inzwischen die Zusage, dass die Behörde Unterhaching bei der Abwicklung der Formalitäten für die Errichtung eines Erdwalls unterstütze.

Auch habe sie Kontakt mit der Bürgerenergie Unterhaching aufgenommen, die zusätzliche Flächen für Fotovoltaik-Projekte suche. "Es sollte nochmals untersucht werden, ob die Fotovoltaikmodule auf dem Erdwall integriert werden könnten, sodass dann eine mögliche Kostenaufteilung zwischen Gemeinde und Bürgerenergie stattfinden könnte." Auch schwebt ihr vor, ein Saatgut speziell für Bienen auf dem Wall zu säen. Vor allem aber sieht Hilgart einen Wall entlang der A 995 nicht allein als Lärmschutz, sondern auch als Abschirmung vor Luftverschmutzung. Derzeit wird auf Antrag der Grünen-Fraktion im Gemeinderat ein Gutachten zur Berechnung der Luftqualität in Unterhaching erstellt. Dieses soll im Herbst vorliegen.

© SZ vom 25.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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