Kids-to-Life: Fußballturnier mit Flüchtlingen:Gemeinsame Mission

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Das Team "ZufluchtsRäume" demonstriert vor dem nächsten Auftritt in Unterhaching Geschlossenheit. (Foto: Claus Schunk)

Beim "Kids-Club-Pokal" in Unterhaching zeigt sich, dass Sport verbindet. Die zumeist jungen Flüchtlinge aus dem Landkreis und München finden auf und neben dem Fußballplatz viele Gemeinsamkeiten - und feiern am Ende zusammen.

Von Nadja Tausche, Unterhaching

Die Spieler haben sich unter dem weißen Pavillon versammelt, der neben dem Fußballfeld steht. Sie wollen den aktuellen Punktestand ihres Teams erfahren.

Die Ansage, die Klaus Tobis vom evangelischen Jugendhilfeverbund ins Mikrofon spricht, ist allerdings kaum zu verstehen. Das jeweils genannte Team jubelt, klatscht, jemand schreit: "Ruhe!". Der 16-jährige Omid hört gespannt zu: Vier Mal hat sein Team an diesem Samstag bereits gespielt, zwei Mal unentschieden, ein Mal gewonnen, ein Mal verloren, es ist also spannend.

Omid spielt im Team "WG Haar", seine Mitspieler sind gleichzeitig seine Mitbewohner in der heilpädagogischen Wohngruppe in der Gemeinde Haar. Zusammen mit zwei Betreuern sind sie zu dem Turnier nach Unterhaching gekommen, um den "Kids-Club-Pokal" mit nach Hause zu nehmen.

Ausgerichtet wird das Turnier von der Inneren Mission München in Kooperation mit der Anton Schrobenhauser-Stiftung "kids to life". Zehn Teams aus verschiedenen Jugendhilfeeinrichtungen in der Landershauptstadt und dem Landkreis München treten gegeneinander an. Fast 100 Jugendliche sind gekommen, es spielen nur Jungs. "Der Gedanke des Turniers ist: Sport verbindet", sagt Michael Schmitt vom evangelischen Jugendhilfeverbund, der zur Inneren Mission München gehört. Das Turnier findet in diesem Jahr zum ersten Mal statt, soll aber auf jeden Fall wiederholt werden. So gibt es auch einen Wanderpokal, der jedes Jahr den Besitzer wechselt.

Viele Aktivitäten der ´Kids-to-Life`-Stiftung

Auf dem Gelände von kids to life finden jedes Jahr zahlreiche Aktivitäten statt. "Wir bieten sozialen Einrichtungen einen Ort, wo sie mit den Kindern arbeiten können", sagt Barbara Hathaway, die Stiftungsleiterin. Denn die Einrichtungen hätten oft zu wenig Platz. Zu den regelmäßigen Nutzern des Geländes gehören die Münchner Kinderheime oder das Klinikum rechts der Isar, das mit Kindern, die an Herzfehlern leiden, hierher kommen können. Für die Geländenutzung zahlen die Einrichtungen nichts, die Stiftung finanziert sich über Spenden.

Von den Spenden kauft die Stiftung dann zum Beispiel Futter für die Tiere. Die stehen auf einer Wiese hinter dem Fußballplatz: Ziegen gibt es hier, Ponys und Alpakas. Mit ihrer Hilfe können traumatisierte Kinder lernen, Verantwortung zu übernehmen. Noch etwas weiter hinten dient ein Haus mit Holzboden und Wänden aus Steinblöcken als Werkstatt. Manche Einrichtungen nutzen das Gelände nur für einige Stunden, andere kommen gleich für mehrere Tage hierher. Dann übernachten sie in einem der beiden Holzhäuser am Rande des Geländes.

Vor dem Seehaus schwimmen Goldfische in einem Teich mit Seerosen, das Baumhaus hat ein Glasdach in Form einer Pyramide. Die Matratzen sind so ausgerichtet, dass man direkt in den Himmel schaut. Die Häuser seien bewusst schön gestaltet, sagt Hathaway: "Die Kinder kriegen sonst immer nur das, was andere nicht mehr wollen."

Endspiel zwischen AWO und ´ZufluchtsRäume"

Oft nutzen mehrere Gruppen gleichzeitig das Gelände, dann kommen junge Flüchtlinge mit deutschen Jugendlichen in Kontakt. So ist es auch an diesem Samstag. Zu den Teilnehmern des Turniers gehören viele unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, sagt Schmitt vom evangelischen Jugendhilfeverbund. Mittlerweile läuft das Endspiel, das Team "AWO München" der Arbeiterwohlfahrt tritt gegen die Mannschaft "ZufluchtsRäume" an, die minderjährige männliche Flüchtlinge aufnehmen.

Florian, 15, schaut vom Spielfeldrand aus zu - er ist traurig, weil er als Torwart das entscheidende Gegentor im vorangegangenen Spiel nicht verhindert hat. Ein kleiner Trost: Alle Teilnehmer bekommen am Ende ein T-Shirt mit Logo der Spielvereinigung Unterhaching. Den Pokal sichert sich im Elfmeterschießen schließlich das Awo-Team. Dann geht es zum gemeinsamen Grillen - und damit auch Jugendliche muslimischen Glaubens mitessen können, gibt es Würstchen aus Putenfleisch.

© SZ vom 19.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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