Baierbrunn:Kalkulation für die Tonne

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Die Kalkulation für die Mitbenutzung des Pullacher Wertstoffhofs durch die Baierbrunner ist ein Fall fürs Altpapier. (Foto: Catherina Hess)

Baierbrunn schlägt das Angebot der Nachbargemeinde Pullach aus, ihren Wertstoffhof mitzubenutzen. Denn das würde die Müllgebühren in dem kleinen Ort hochtreiben.

Von Michael Morosow, Baierbrunn

An diesem Donnerstag stehen in Baierbrunn turnusgemäß die Papiertonnen vor den Gartenzäunen. Es kann gut sein, dass mit der Leerung der Rathaustonne auch die Kostenkalkulation der Gemeinde Pullach für ihren Wertstoffhof entsorgt wird. Am Dienstagabend jedenfalls hat der Gemeinderat einstimmig das unbestritten gut gemeinte Angebot aus Pullach zur Mitbenutzung des Wertstoffhofes durch die Baierbrunner Bevölkerung ausgeschlagen.

Der Grund für die Ablehnung ist nachvollziehbar: Wie soll man es den eigenen Bürgern erklären, dass sie mit einem Schlag um 50 Prozent höhere Abfallgebühren bezahlen müssen? Denn wenn die Gemeinde Pullach ihren Wertstoffhof auch für die Nachbargemeinde öffnet, dann will sie verständlicherweise auch anteilig die Kosten dafür erstattet bekommen, als Berechnungsgrundlage wird die Einwohnerzahl herangezogen.

Über die Entsorgung der Gartabfälle in Pullach wurde erst gar nicht diskutiiert

Das Angebot aus Pullach lautet: 80 000 Euro für die Mitbenutzung des Wertstoffhofes selbst, 100 000 Euro für die Mitbenutzung der Annahmestelle für Gartenabfälle, die ebenfalls auf dem Wertstoffhof angesiedelt ist. Das Thema Gartenabfälle war dabei schnell vom Tisch, deren Annahme muss nach Meinung der Verwaltung in jedem Fall in der eigenen Gemeinde verbleiben.

Über die Mitbenutzung des Wertstoffhofes wurde zumindest wenige Minuten diskutiert, die dadurch entstehenden Mehrkosten hielten jedoch das gesamte Gremium von einem Handschlag mit den Pullachern ab. 99 Euro Gebühr im Jahr zahlen bislang die Baierbrunner Haushalte für die Entsorgung von 60-Liter-Restmülltonnen. Mit 146,52 Euro jährlich würden sie zur Kasse gebeten werden, wenn sie künftig den Pullacher Wertstoffhof mitnutzen dürften.

Gründe für die drastische Gebührenerhöhung sind das höhere Gebührenniveau in Pullach und zum anderen die Notwendigkeit, die Öffnungszeiten des Wertstoffhofes um einen Tag auszudehnen, wenn ihn auch die Baierbrunner anfahren. Damit würde die Zahl der Anlieferer um ein Drittel ansteigen, glaubt man in Pullach.

Nicht jeder habe die Möglichkeit, mit dem Auto nach Pullach zu fahren, gab Robert Gerb von den Grünen zu bedenken und brach denn auch noch eine Lanze für den eigenen Wertstoffhof, auch wenn dieser, was Größe, Öffnungszeiten und Umfang der Annahme anbelangt, bei weitem nicht mit dem Wertstoffhof in der Nachbargemeinde mithalten kann. So etwa findet man in Pullach an drei Tagen in der Woche einen offenen Wertstoffhof vor, in Baierbrunn nur an zwei Tagen. Und wer in Baierbrunn seinen Sperrmüll entsorgen will, hat dafür gerade mal drei Mal im Jahr die Gelegenheit dazu.

Der Baierbrunner Wertstoffhof ist auch ein Treffpunkt zum Ratschen

Dafür ist der Baierbrunner Wertstoff offenbar schnuckeliger: "Unser Wertstoffhof ist auch ein Zentrum, wo man sich trifft und ratscht, das ist wichtig für eine Gemeinde", sagte Gerb, "da würde was wegbrechen, was ich nicht mag." Ins selbe Horn stieß Oliver Knab (BIG). Das Angebot am eigenen Wertstoffhof sei für ihn völlig ausreichend, und Stoffe wie Asbest könne man auch auf andere Weise entsorgen. "Ich sehe nicht ein, 100 000 Euro in Pullach zu versenken", sagte Knab.

"Ich finde es toll, dass Pullach bereit war zu versuchen, uns ein Angebot zu machen", sagte Andrea Strohmenge vom Umweltamt der Gemeinde Baierbrunn am Mittwoch. Denn die treibende Kraft für eine mögliche interkommunale Zusammenarbeit war die Gemeinde Baierbrunn, die schon mehrmals an ihre Nachbargemeinde herangetreten war mit der Bitte, ihren Bürgern den Zugang zum Wertstoffhof zu gewähren. Mit der Kalkulation für die Abfallwirtschaftsgebühren für das Jahr 2018 werde eine Beteiligung am Wertstoffhof in Pullach erneut geprüft, lautete deshalb auch ein Teil des einstimmigen Beschlusses vom Dienstag.

© SZ vom 29.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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