Isar:Warum München vor Hochwasser geschützt ist

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Mittlerweile hat sich die Isar wieder beruhigt. Nachdem es im Oberland so viel geregnet hatte, stieg der Pegel - wie auch nördlich der Maximilansbrücke zu sehen war. (Foto: Florian Peljak)

Die Landeshauptstadt ist problemlos gewappnet für ein hundertjähriges Hochwasserereignis, heißt es im Baureferat. Dafür haben zahlreiche Baumaßnahmen in den vergangenen Jahren gesorgt.

Von Thomas Anlauf, München

Die Reißende hat sich beruhigt. Eine Woche, nachdem eine braune Flut durch München rauschte, fließt die Isar nun wieder weitgehend in ihrem Bett. Genau genommen liegt der Gebirgsfluss, der früher wegen seiner Gefährlichkeit ehrfürchtig "Reißende" genannt wurde, in verschiedenen Betten. Denn in den meisten Stadtbächen wie dem Auer Mühlbach, dem Eisbach und dem Westermühlbach fließt Isarwasser.

Und das ist ein Glück für München: Nach starken Regenfällen im Oberland können sich die Wassermassen im Stadtgebiet auf eine breitere Fläche verteilen. Aber vor allem die Renaturierung und der Umbau der Isar zwischen Großhesseloher Brücke und Reichenbachbrücke, der 2011 abgeschlossen wurde, hat einen großen Anteil daran, dass München weniger von Hochwasser bedroht ist als in früheren Zeiten.

"Wir hatten Defizite beim Hochwasserschutz, das haben wir nun ausgebügelt", sagt Daniela Schaufuß, Projektleiterin des "Isarplans" im Baureferat. In dem gemeinsamen Projekt von Freistaat und Stadt wurden für 35 Millionen Euro das Flussbett aufgeweitet, die Hochwasserwiesen abgesenkt und neue Deiche gebaut sowie alte erhöht und verstärkt. Jetzt, so Schaufuß, sei München problemlos gewappnet für ein hundertjähriges Hochwasserereignis, der Pegel der Isar könnte im Notfall sogar noch bis zu einem Meter höher als diese Flutmarke steigen, bis die Dämme überspült wären.

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Münchens wichtigster Beschützer vor einer katastrophalen Flut liegt aber 60 Kilometer südlich der Landeshauptstadt. Der von 1954 bis 1959 gebaute Sylvensteinspeicher kann im Notfall gewaltige Wassermassen zurückhalten, um die flussabwärts liegenden Städte und Gemeinden vor größeren Überschwemmungen zu bewahren. Der sieben Kilometer lange und bis zu zwei Kilometer breite Stausee habe "einen erheblichen Einfluss" auf die Wassermenge, die durch München fließt, sagt Roland Kriegsch, Leiter des Wasserwirtschaftsamts Weilheim.

Er belegt das mit ein paar nüchternen Zahlen: Beim Hochwasser im Mai 1999 rauschten 830 Kubikmeter Wasser pro Sekunde durch München, im August 2005 waren es sogar 1050 Kubikmeter pro Sekunde. Hätte das Wasserwirtschaftsamt damals die gesamten Wassermassen ungehindert weitergeleitet, die sich zugleich in den Sylvensteinsee ergossen hatten, wären im August vor elf Jahren 1800 Kubikmeter Wasser pro Sekunde durch München gedonnert - 1,8 Millionen Liter. Zum Vergleich: Am Mittwochnachmittag flossen am Pegelmesser südlich der Max-Joseph-Brücke sekündlich lediglich 109 Kubikmeter vorüber.

Die Alarmsysteme greifen bei einer Flut

Wenn, wie zuletzt am 3. Juni 2013, eine Flutwelle auf München zurollt, greifen die Alarmsysteme. Der Hochwassernachrichtendienst informiert dann die betroffenen Kommunen. Etwa zwei Tage im Voraus berechnen die Experten, wie viel Wasser die Isar voraussichtlich hinunter fließen wird, sagt Marion Duschl, die im Wasserwirtschaftsamt München auch für den Hochwassernachrichtendienst zuständig ist.

Steigt der Flusspegel in München, warnen wie in der vergangenen Woche Mitarbeiter des Baureferats die Obdachlosen, die unter den Isarbrücken schlafen. Bei Meldestufe 1 steht bereits das Isarufer von Thalkirchen bis zur Corneliusbrücke unter Wasser. Bei Stufe 2 müssen Flauchersteg und Marienklausensteg gesperrt werden, dann drückt bereits das Grundwasser in viele Keller der Au und Untergiesing. Bei Meldestufe 4 ist höchster Alarm: Dann fließt durch München eine Flutwelle wie sie (statistisch) nur einmal in 100 Jahren vorkommt. Das letzte Jahrhunderthochwasser war am 24. August 2005.

© SZ vom 16.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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