"Le Clou":Ein Lokal wie eine Wundertüte

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Willkommen im Le Clou! Alteingesessenen Münchnern kann man hier genauso begegnen wie Touristen aus Japan, die lernen wollen, wie man Weißwürste isst. (Foto: Stephan Rumpf)

Im Schatten der Heiliggeistkirche wartet mit dem "Le Clou" ein wundersames Panoptikum - samt Harley Davidson und Gamsn-Edi.

Von Thomas Anlauf

Draußen am Fenster winkt der Münchner im Himmel: "Kimmts eina, Hereinspaziert, Come in please, Entrez s.v.p." steht auf der Fensterscheibe neben einer Zeichnung vom Aloisius. Drinnen im kleinen Lokal hängt der Himmel voller Geigen, Saxofone, Posaunen. Eine Zeichnung zeigt Pfarrer Rainer Maria Schießler als Engel neben dem Gamsn-Edi mit Teufelshörnern, hinten in der Ecke thront eine alte Harley Davidson über den Gästen. Daneben hängen Schwarz-Weiß-Fotos von Margot Werner, Freddy Mercury mit Barbara Valentin und Klaus Kusterer. Der sitzt nun, 68-jährig, auf einem der wenigen Barhocker, lächelt unter seinem ergrauten Schnauzer und sagt: "Die Margot war ja auch regelmäßig da."

Es ist ein wundersames Panoptikum, das Klaus Kusterer in seinem Bistro Le Clou geschaffen hat. Der Gastronom hatte am 1. April 1989 das kleine Lokal im Schatten der Heiliggeistkirche von seiner Ex-Frau Bobby übernommen, die nebenan das Heiliggeiststüberl betrieb. Einige Prominente, darunter die Sängerin Margot Werner, kannte Kusterer schon vom Café Nymphenburg auf dem Viktualienmarkt, wo er vorher gearbeitet hatte.

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Viele Stammgäste von dort nahm der gebürtige Allgäuer mit in das neue Lokal in der kleinen Seitengasse des Tal, auch Queen-Frontmann Freddy Mercury, der um die Ecke ein großes Apartment hatte, schaute schon mal mit seiner damaligen Freundin Barbara Valentin im Le Clou vorbei.

Wer heute das Lokal betritt, trifft dort eine Mischung aus alteingesessenen Münchnern und Touristen an. "Steuerberater und ein Oberregierungsrat, Geschäftsleute von nebenan und Herzensbrecher" sind die Gäste, denen Klaus Kusterer manchmal schon um neun Uhr früh die Tür öffnet. Wobei: Die Herzensbrecher sind im Lokal selten geworden, die saßen früher oft nur im Clou, um ortsfremde Frauen anzumachen.

Geblieben ist die Stammkundschaft, "die pflegen wir", betont Kusterer. Früher hat er sogar noch Ausflüge für seine Gäste organisiert und Tennis-Turniere. Doch mittlerweile sind viele der ersten Stunde auch schon in Rente und kommen einfach gern auf ein Bier oder ein Glas Wein vorbei.

Der Gamsn-Edi, wie er von Freunden genannt wird, ist mittlerweile auch schon 77 und regelmäßig im Clou anzutreffen. Allerdings hinter der Bar oder im Sommer auch draußen vor der Tür, wo dann ein paar Tische aufgebaut sind. Der Edi ist ein alter Freund von Klaus Kusterer und für viele weibliche Touristen eine echte Münchner Attraktion. Seine Markenzeichen sind Lederhosn und Trachtenhut und eine unerschütterlich gute Laune.

Über den Gästen thront im "Le Clou" die Harley des Wirts. (Foto: Stephan Rumpf)

Er hatte bis 2002 selbst ein Lokal im Lehel, das Triftstüberl, seither hilft er regelmäßig im Le Clou aus, wenn er nicht mit seiner Harley durch die Stadt fährt - auch im Winter. An der Wand hängt ein Bild von ihm und seinem mit acht Gamsfellen behängten Motorrad. "Mein Cousin hat eine Jagd gehabt", sagt der Gamsn-Edi und lacht.

Eigentlich nicht erstaunlich, dass in diese Wundertüte von einem Lokal so viele Touristen vorbeischauen, obwohl meist Schlagermusik läuft. Auch Japaner kommen gerne her, obwohl die Küche geradezu spartanisch ist. Zur Auswahl stehen Würstl, Würstl und Würstl. "Manchmal zeigen wir den Japanern auch, wie man Weißwurst isst", sagt Klaus Kusterer. Für so manchen Touristen dürfte das kleine Altstadtlokal tatsächlich der Clou einer München-Reise sein.

© SZ vom 13.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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