Grünwalder Stadion:Nagelprobe beim Derby

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Bei den Begegnungen der zweiten Mannschaften von Bayern und Sechzgern geht es regelmäßig heiß her. Das Bild zeigt Fans während des Derbys 2012 im Grünwalder Stadion. (Foto: Claus Schunk)

Wenn der FC Bayern II gegen den TSV 1860 II spielt, kommt es immer wieder zu Schlägereien zwischen verfeindeten Fans. Ausgerechnet mit der Partie wird am 21. Juli das sanierte Grünwalder Stadion wiedereröffnet. Dabei gibt es noch keine Erfahrungen mit dem neuen Sicherheitskonzept.

Von Christoph Leischwitz

Den Fans kommt dieser Termin sicher recht, und auch dem Bayerischen Fußball-Verband (BFV): Das Regionalliga-Spiel am 21. Juli zwischen dem FC Bayern II und dem TSV 1860 II zieht fraglos die meisten Zuschauer an, und es soll möglichst vor dem Bundesliga-Start im August stattfinden, damit die Liga viel Aufmerksamkeit bekommt. Dass aber dieses Derby nun gleich das erste Spiel im sanierten Grünwalder Stadion sein wird, stellt die Verantwortlichen von Polizei und Sportvereinen vor ein erhebliches Problem - zumal die Arbeiten noch immer nicht ganz abgeschlossen sind.

Rund ums Reservisten-Duell der beiden Münchner Traditionsvereine war es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Schlägereien gekommen, die Trennung der Fanlager innerhalb des Stadions war schon damals logistische Schwerstarbeit gewesen.

Im sanierten Stadion fehlen nun jegliche Erfahrungswerte bezüglich möglicher Schwachstellen für die Sicherheit. Zwar gibt es nun eine komplett neue Ost- und eine fast komplett neue Haupttribüne. Weil aber der Etat von 10,28 Millionen Euro nicht für alle geplanten Maßnahmen reichte, konnte zum Beispiel ein Polizeicontainer nicht verlegt werden, der nun eigentlich neben der neuen Osttribüne stehen sollte. "Wir sind alle nicht glücklich darüber, wir hätten lieber ein wenig Anlaufplanung gehabt", sagt Thoma Urban, Leiter des Sportamts.

Noch ist unklar, wer Pächter im neuen VIP-Haus wird

Er freut sich darüber, den geplanten Termin für die Fertigstellung einhalten zu können - was so allerdings nicht ganz stimmt. "Es kann sein, dass die eine oder andere Wand noch nicht gestrichen ist", sagt Urban selbst. Es soll aber auch noch Probleme mit der Elektrik geben, unter anderem an den Flutlichtmasten.

Laut dem kürzlich veröffentlichten BFV-Spielplan hätte das erste Spiel außerdem eine Woche früher, am 13. Juli, stattfinden sollen. Doch dann wurde für die Partie des FC Bayern II gegen den SV Heimstetten kurzerhand das Heimrecht getauscht, zudem das geplante Spiel des TSV 1860 II gegen den FC Schweinfurt (Mittwoch, 17. Juli), ebenfalls nach Absprache mit dem Klub in den September verlegt. Dies war nötig, weil niemand die offizielle Fertigstellung des Stadions vor dem 20. Juli gewährleisten will.

Urban sagt, das Sportamt habe keinen Einfluss auf die Spielansetzungen. Man habe aber noch am vergangenen Mittwoch den BFV gebeten, eine Verlegung des Derbys in Erwägung zu ziehen - und sei damit auf taube Ohren gestoßen. "Das Derby ist für den dritten Regionalliga-Spieltag angesetzt. Die Polizei hat sich für Sonntag, 14 Uhr, entschieden und schriftlich bestätigt, dass sie keine Einwände hat", sagt BFV-Sprecher Thomas Müther dazu. Urban betont jedoch, dass weder das Sportamt, noch die Vereine oder die Polizei den Termin für besonders glücklich gelegt halten.

Noch immer unklar ist, wer nach dem Abriss der alten Stadionwirtschaft Pächter im neuen VIP-Haus wird. Fest steht bis jetzt nur, dass es die Bewerber von den Freunden des Sechzgerstadions nicht werden. Weil viele Vereinsmitglieder den Sechzgern nahe stehen, gab es Sicherheitsbedenken für FC-Bayern-Heimspiele. Urban bestätigt, dass Anfang kommender Woche der Pächter von der Brauerei Hacker-Pschorr bekannt gegeben werden soll - und dass dieser dann noch genug Zeit habe, sich einzurichten.

Unter der Westtribüne gibt es nur zwei alte Toilettenanlagen

"Es ist ein Punktlandung", sagt 1860-Vertreter Matthias Imhof über die Fertigstellung. Die Probleme auf der Baustelle waren insgesamt gravierender als offiziell dargestellt. Die Abtragung des Erdreichs unter der alten Osttribüne hat deutlich mehr Geld verschlungen als geplant. Außerdem wurde das Stadion nachts immer wieder von Randalierern heimgesucht. Einmal wurden die Plexiglasscheiben des Kabinengangs zerstört, mehrmals Rasenstücke geklaut. Der Rasen selbst war zudem im vergangenen Jahr mit Unkraut angeliefert worden, was zusätzliche Arbeit nach sich zog.

Im Derby selbst könnte dann noch die Westtribüne zu einem Problem werden. Denn diese ist zu einem Großteil gesperrt und bietet gerade einmal 4700 Zuschauern Platz. Weil der FC Bayern aber Heimrecht hat, werden alle 1860-Fans dort unterkommen müssen - sollte das Kontingent nicht ausreichen, ist Ärger programmiert.

Unter der Westtribüne stehen zudem nur zwei alte Toilettenanlagen, die ebenfalls aus finanziellen Gründen nicht erneuert wurden. "Wir gehen davon aus, dass nächstes Jahr Geld für weitere Sanierungsmaßnahmen zur Verfügung gestellt wird", sagt Urban - auch für die Versetzung des Polizeicontainers in die Ostkurve. Das Derby-Rückspiel soll bereits am 9. November stattfinden. Es ist gut möglich, dass bis dahin immer noch nicht alles fertig sein wird.

© SZ vom 28.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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