Großprojekte in München:Bauen für Milliarden

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Achtung, Hürden! Die Stadt steht vor diversen teuren Sanierungen und Neubauten. (Foto: SZ Grafik)

Die Sanierung des städtischen Klinikums wird die Münchner fast 450 Millionen Euro kosten. Der Stadtrat hat den Rettungsplan nun abgesegnet. Doch das ist nicht das einzige teure Bauprojekt der Stadt.

Von Dominik Hutter und Silke Lode, München

Ein "besonderer Tag" sei das, verkündete Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) am Dienstag im Rathaus. Der Tag, an dem die Zukunft des städtischen Klinikums beginnen soll, das die Stadt mit fast 450 Millionen Euro hochpäppeln will. Der Großteil davon ist für die maroden Bauten in Bogenhausen, Harlaching, Neuperlach und Schwabing gedacht.

Ein mehrjähriges Bauprogramm, das bundesweit wohl seinesgleichen sucht - zumal das Klinikum nur einen Teil der Bau-Investitionen stemmen muss: Etwa 60 Prozent der Kosten übernimmt laut Kämmerer Ernst Wolowicz der Freistaat Bayern. Zugleich ist der Rettungsplan fürs Klinikum, den der Stadtrat am Dienstag mit breiter Mehrheit absegnete, nur ein kleiner Teil der Mega-Investitionen, die München plant: Allein 2014 sollen es 816 Millionen Euro sein; auf mehrere Jahre gerechnet, will die Stadt für Neubauten und Sanierungen mehrere Milliarden Euro ausgeben.

Derzeit nimmt die Stadt mehr ein als gedacht

Darauf bereitet sich der Kämmerer bereits vor. Schon der Einwohnerzuwachs mache neue Ausgaben unausweichlich, sagt er. Sein Glück: Derzeit nimmt die Stadt viel mehr ein als gedacht, und Wolowicz will diesmal nicht alles zur Schuldentilgung verwenden, sondern auch die für kurzfristige Investitionen gedachte Finanzreserve von 350 Millionen Euro deutlich aufstocken.

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Es wird Ernst: Wenn sich der Stadtrat am Dienstag nicht auf ein Sparprogramm für die Städtischen Kliniken einigen kann, ist das Unternehmen spätestens 2016 insolvent. Die Folge wäre ein Verkauf der kommunalen Krankenhäuser.

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Die Ausgaben fürs Klinikum halten sich im Vergleich zu den beiden größten Investitionsposten der Stadt - Bildung und Verkehr - noch in Grenzen. Allein in die Schulen soll in den kommenden Jahren etwa eine Milliarde Euro investiert werden - für Neubau und Sanierung. Dazu kommt die Kinderbetreuung: Es vergeht kaum eine Stadtratssitzung, auf der nicht entsprechende Ausgaben in Millionenhöhe genehmigt würden. Schwieriger werden dürfte es für den Kämmerer, wenn CSU und SPD tatsächlich alle U-Bahn-Pläne wahr machen wollen, auf die sie sich bei den Bündnisgesprächen verständigt haben.

Die umstrittene U 5 nach Pasing, die U 4 nach Englschalking, die Innenstadt-Linie U 9 - mindestens 700 Millionen Euro könnte das laut SPD kosten. Wobei bei der U-Bahn normalerweise der Bund den Großteil der Kosten trägt. Das entsprechende Programm läuft jedoch 2019 aus, und in Berlin gibt es bislang kein Nachfolgekonzept.

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Die noch unter OB Christian Ude zugesagte Beteiligung am zweiten S-Bahn-Tunnel kostet die Stadt weitere 147 Millionen. Teuer sind auch die Tunnelträume am Mittleren Ring. Etwa eine Milliarde dürften Landshuter-Allee-Tunnel, McGraw-Deckel und die Röhre unter dem Englischen Garten kosten - falls sie denn alle gebaut werden. Derzeit kalkulieren die Experten der Stadtverwaltung diese Projekte durch, sie sollen dann auch dem Stadtrat vorschlagen, in welcher Reihenfolge sie angegangen werden können.

Dazu kommen bestehende Bauten, die unbedingt saniert werden müssen - offen ist nur, wie aufwendig: Das Olympia-Ensemble gehört dazu, mit geschätzten Kosten von 460 Millionen. 200 bis 350 Millionen kostet es, den Gasteig wieder auf Vordermann zu bringen. Und für den Wohnungsbau ist bis 2017 fast eine halbe Milliarde Euro eingeplant.

Alles in allem könnten da mehr als vier Milliarden Euro an Investitionsausgaben zusammenkommen. Sie verteilen sich indes auf mehrere Jahre, was sie bei jährlichen Ausgaben von 6,2 Milliarden Euro verträglicher wirken lässt. Beunruhigt ist Wolowicz derzeit nicht. Seriös beurteilen lasse sich die Finanzsituation erst, wenn für die Projekte detaillierte Planungen samt Kostenschätzung vorlägen, sagt er.

© SZ vom 09.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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