Gemeinschaftsverpflegung:Diese Firma liefert Bio-Essen für Münchner Kitas

Bad Aibling, Catering- Firma Bio Kontor

Erst Farm, dann Kreuzschiff, dann Kita-Essen: Konrad Geiger leitet die Firma Bio-Kontor 7, die sich auf die Gemeinschaftsverpflegung spezialisiert hat.

(Foto: Angelika Bardehle)
  • Die Fima "Bio-Kontor 7" beliefert demnächst einen Teil der Kitas in München mit Mittagessen.
  • Das Unternehmen aus Bad Aibling setzt auf Bio-Kost. Trotzdem ist das Essen nicht teurer als 3,60 Euro pro Mahlzeit.
  • Die Versorgung war europaweit ausgeschrieben.

Von Melanie Staudinger

Die Kinder haben ihren Wunsch freundlich in einen Brief gepackt. Sie wüssten, dass ein Unternehmer viel zu tun habe. Aber dennoch wollten sie anfragen, ob es denn nicht vielleicht doch möglich sei, mittags mal eine Pizza zu bekommen. Knapp drei Dutzend Mädchen und Jungen haben das Schreiben unterzeichnet. So etwas lässt sich nicht einfach ignorieren. Das wusste auch Konrad Geiger, Chef der Firma "Bio-Kontor 7" in Bad Aibling. Ohne weiteres umsetzen lässt sich der Wunsch aber auch nicht. Schließlich liefert sein Unternehmen kein Tiefkühl-Mensaessen, sondern produziert im sogenannten Cook-and-Chill-Verfahren. Die Speisen werden zu 95 Prozent gekocht, gekühlt ausgeliefert und in den Schulen und Kitas fertig zubereitet. Ob so eine knusprige Pizza gelingen kann?

Geiger und seine Köche überlegten, probierten, verwarfen, starteten neu - und tatsächlich, das Vorhaben gelang. Ein paar Wochen später waren die eifrigen Briefeschreiber in die Firma auf dem einstigen US-Militärgelände eingeladen. Zum Probeessen. Es mundete. "Die Kinder haben mir versprochen, dass sie alle sechs Wochen ein Getreiderisotto essen, wenn sie dafür im gleichen Zeitraum auch eine Pizza bekommen", sagt Geiger und lacht. Die Pizza gibt es heute noch im Sortiment, das Getreiderisotto hingegen hat sich nicht durchgesetzt.

Seit vier Jahren betreibt Geiger gemeinsam mit Peter Greither das Unternehmen, das sich auf Gemeinschaftsverpflegung spezialisiert hat. Und das auch künftig wieder Münchner Tagesheime und heilpädagogische Tagesstätten beliefern wird. Dort setzt die Stadt ganz besonders strenge Maßstäbe an, damit die Kinder ein gesundes Mittagessen bekommen. So muss der Bio-Anteil der Speisen bei 50 Prozent liegen. Geiger verarbeitet nur Bioprodukte und übertrifft damit die Vorgaben des Münchner Stadtrats.

Wie ihm das gelingt, obwohl die Eltern nur zwischen 2,90 und 3,60 Euro pro Mahlzeit je nach Alter des Kindes bezahlen? Erfahrung und Spezialisierung, antwortet der Profi. Mit natürlichen Lebensmitteln kam er schon früh in Berührung: Geiger wuchs bei seinen deutschstämmigen Eltern im US-Bundesstaat Washington auf einer kleinen Farm mit Rindern und Schweinen auf. Für seine Koch-Ausbildung kam er nach Europa, kochte in Zermatt und auf dem Kreuzfahrtschiff MS Europa, war Küchenchef im Stuttgarter Restaurant "Alt-Cannstadt" und leitete das Bio-Gourmet-Restaurant "Fürstenfelder".

Was er dort lernte: Bioküche ist feinschmeckertauglich, man braucht nur ein Netzwerk an Lieferanten. Und er habe gemerkt, so sagt er, dass eine Antwort auf den Fachkräftemangel in der Gastronomie die Komponentenküche sein könne. Nicht jeder Koch muss Spaghetti kochen oder Kartoffeln schälen, wenn das Restaurant die Dinge schon fertig zubereitet zukaufen kann. Deshalb spezialisierte er sich unter anderem auf die Gemeinschaftsverpflegung: Bio-Kontor 7 liefert von September an das Hauptgericht in Münchner Kitas, die Vorspeise oder das Dessert wird in den Einrichtungen selbst zubereitet. Die zweite Firma, die die europaweite Ausschreibung für sich entscheiden konnte, ist der Konradhof aus Seefeld.

Bereits zum dritten Mal hat das Bildungsreferat das Mittagessen für die städtischen Kitas ausgeschrieben. Die Einrichtungen können sich entscheiden, ob sie lieber Tiefkühlkost (Cook and Freeze) oder gekühlte Kost (Cook and Chill) haben möchten. Die meisten haben sich für die erste Variante entschieden. Rund 28 000 Mahlzeiten fallen hier an, das Vergabeverfahren für den neuen, zweijährigen Zyklus ist noch nicht abgeschlossen, wie eine Sprecherin des Bildungsreferats mitteilt. Bei Cook and Chill sind es lediglich 3615 Mahlzeiten, von denen Bio-Kontor 7 nach eigenen Angaben 2000 übernehmen wird.

Die Vorgaben der Stadt schließen einige Anbieter gleich aus

Die europaweite Ausschreibung ist zwingend vorgesehen, war in der Stadt jedoch umstritten. Denn eigentlich setzt München auf regionales Essen. Was aber würde passieren, wenn etwa ein polnischer Betrieb den Zuschlag bekäme? Um das zu umgehen, gibt es eine 72-Stunden-Frist. Die Caterer sollen das gekühlte Essen drei Mal wöchentlich liefern, die Mahlzeit darf nicht älter als drei Tage sein. Bei diesen Zeiträumen dürften sich Firmen von weiter her schwer tun.

Doch mit den Vorgaben der Stadt hadern auch manche Unternehmen aus der Region. Kindermenü König aus Moosach beispielsweise hat bei der neuen Ausschreibung gar nicht mehr mitgemacht. Das Unternehmen bietet die sogenannte Warmverpflegung an, also Essen, das warm in eine Einrichtung gebracht und dort gegessen wird. Diese Mahlzeiten müssen jeden Tag gekocht werden, lassen sich also kaum mit dem mehrtägigen Lieferrhythmus der Stadt vereinbaren.

"Man muss sich spezialisieren", sagt auch Geiger. Und warum kann er nun seine Bio-Gerichte so günstig anbieten? Erstens: Es gibt nur zwei Mal die Woche Fleisch. Diese Mischkalkulation spart Geld im Einkauf und beschert den Kindern gleichzeitig gesundes Essen. Zweitens: Geiger kennt seine Lieferanten alle persönlich, hat längerfristige Verträge mit ihnen abgeschlossen und nimmt den Bio-Landwirten ohne teure Zulieferer die Waren direkt ab. Wenn seine Fahrer das Essen an die Kinder ausliefern, nehmen sie neue Waren auf dem Rückweg gleich mit.

Wenn Eltern nun nicht mehr bis zum neuen Kindergartenjahr warten wollen, um zu wissen, wie das Essen denn schmeckt, können sie auch vorher schon ein bisschen probieren: Bio-Kontor 7 produziert nämlich auch Pulled Pork, Spare Ribs und Pulled Beef in Bioqualität für den Einzelhandel. Viel passieren kann eigentlich ohnehin nicht: Im vergangenen Jahr vergaben die Kinder bei der regelmäßigen Befragung als Note eine 1,5.

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