Fröttmaning:Start des Apassionata-Spektakels verzögert sich

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62 Projektoren sorgen dafür, dass das Idyll perfekt aussieht. (Foto: Apassionata)
  • In Fröttmaning entsteht ein Showpalast für die Pferde-Gala Apassionata. Derzeit läuft das Programm als europaweites Tournee-Theater.
  • Neben der Halle soll im Münchner Norden auch ein Erlebnispark für Pferdeliebhaber entstehen.
  • Doch die Eröffnung wird sich wohl verzögern - wegen der aufwändigen Technik und weil offenbar ein Streit unter den Gesellschaftern des Mutterunternehmens ausgebrochen ist.

Von Stefan Mühleisen

Eine Gruppe Lipizzaner-Hengste trabt gelöst durch eine sanfte Landschaft, offenbar unbeeindruckt vom spektakulären Naturschauspiel. Die Abendsonne zeigt eine imposante Inszenierung in Pastelltönen. Und die Bäume tragen mit Tausenden Blüten das ihre bei zum rot-violetten Superlativ eines Sonnenuntergangs mit Pferde-Herde.

Noch ist dies nur eine Simulation, eine Hochglanz-Vision einer Szene im geplanten Apassionata-Showpalast in Fröttmaning. Derzeit läuft die Pferde-Gala noch als europaweites Tournee-Theater, und das soll auch weiter so bleiben - doch in Fröttmaning soll diese Las-Vegas-Show mit Pferden für wohl zwölf Jahre eine feste Heimstatt finden. Die Rohbauten stehen bereits. Das Show-Spektakel wird eingebettet in eine Art Pferde-Disneyland - auf einem fünf Hektar großen Areal. Ein Mammutprojekt, über das nicht nur die Macher, sondern auch die Politik gerne im Superlativ sprechen.

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Neben der Münchner Fußball-Arena entsteht für die Pferde-Show Apassionata ein echter Mädchen-Traum: ziemlich viel Rosa, ziemlich viel Ponyhof - und ziemlich schlechte Chancen, dem zu entgehen.

Die Stadtspitze erhofft sich von dem Komplex unweit der Allianz-Arena einen neuen Touristenmagneten, von einer "europaweit einzigartigen Attraktion", sprach Bürgermeister Josef Schmid (CSU) im Sommer. Thomas von Stenglin, Geschäftsführer der Projektgesellschaft, der Apassionata Park GmbH, sitzt in einem Baucontainer auf dem Gelände, streicht sanft über das Papier mit der Computer-Simulation und schwärmt: "Weltweit einzigartig" sei die technische Ausstattung, ebenso wie das Konzept der Pferdeshow selbst.

Er erzählt von 62 Projektoren, die Bilder auf gespannte Folien projizieren. Dadurch soll ein dreidimensionaler Illusionsraum entstehen, wobei das Publikum auf den 1790 Sitzen sich als Teil der Szenerie wähnt. Anders gesagt: Echte Reiter auf echten Pferden durchpflügen eine real wirkende Traumlandschaft. "Bühne und Zuschauerraum werden eins", schwärmt Stenglin. Allerdings sei die Technik derart neu und kompliziert, dass die Eröffnung von März 2017 auf den Frühherbst verschoben werden müsse.

Was er nicht erwähnt: Hinter den Kulissen läuft anscheinend ein heftiger Streit ab, der Spekulationen über ganz andere Gründe für diese Verschiebung aufkommen lässt. Die Dachfirma, die Apassionata World GmbH, ist mittlerweile zu 98,76 Prozent eine Tochterfirma des chinesischen Immobilienentwicklers Hongkun International Holdings Limited in Hongkong, eine Gesellschaft der Hongkun Gruppe, die zu den 100 größten Immobilienfirmen Chinas zählt.

Streit über die Markenrechte

Nach SZ-Informationen zanken sich nun die Gesellschafter unter anderem über die Marken-Rechte, also die Befugnis, unter dem Label "Apassionata" sowohl die Tour als auch den geplanten Erlebnispark aufzuführen. Zudem soll ein Gesellschafter nicht mit den Modalitäten der Übernahme einverstanden sein. Die Investitionssumme für den Apassionata-Park in Fröttmaning wurde zuletzt auf 55 Millionen Euro beziffert. Johannes Mock-O'Hara, Geschäftsführer der Muttergesellschaft Apassionata World GmbH, versichert: "Das Projekt ist nicht gefährdet." Zudem laufe alles rechtlich absolut einwandfrei ab.

Dennoch: Viel war schon zu lesen vom Gänsehaut-Effekt der Show - nun wird doch auch die Firmenleitung ein Kribbeln verspürt haben, wenn ein 55-Millionen-Euro-Projekt um gut ein halbes Jahr verschoben wird. Stenglin und Projektleiter Rainer Quenzer zeigen sich von Sorgen ebenso wenig geplagt wie die Lipizzaner auf der Computer-Simulation. "Die Mehrkosten sind überschaubar, wir sehen das nicht so dramatisch." Und der Chef der Dachfirma will ebenfalls kein Problem erkennen: Die Hongkun stehe "fest hinter dem Projekt", versichert Mock-O'Hara.

Seine Kollegen in München auf der Baustelle, Stenglin und Quenzer, lassen zudem durchblicken, dass die verschobene Eröffnung nicht nur vom Geschäftspartner, sondern auch vom sprudelnden Umsatz der Tournee gut aufgefangen werden kann. "Es ist ein profitables Unternehmen", sagt Stenglin. Und das erwartet er auch von der stationären Pferde-Welt in Fröttmaning.

Es wird neben der Unterwasserwelt des Sea-Life-Zentrums im Olympiapark der zweite "Longseller" in der Stadt, wie die Veranstaltungsbranche sesshafte Entertainment-Angebote nennt. Der Pferde-Themenpark ist dabei bisher ohne Beispiel. "Durchaus ein Risiko", sagt Geschäftsführer Thomas von Stenglin. Allerdings ein Wagnis mit guten Vorzeichen, meint er. Alleine der Standort sei ein Glücksfall: Die Pferderevue liegt neben dem U-Bahnhof Fröttmaning - und damit gleich neben der Allianz-Arena, die ihrerseits eine Touristen-Attraktion ist.

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Bis zu 700 000 zahlende Kunden sollen nach den Prognosen der Geschäftsführung im Jahr zum Rösser-Spektakel pilgern, davon alleine bis zu 450 000 Besucher der Show. "Es gibt eine hohe Kaufkraft in der gesamten Region", sagt Stenglin. Die Zielgruppe sei hier noch größer als bei den Tour-Shows. "Wir können neben Pferde-Liebhabern auch Entertainment-Kunden ansprechen."

Nach seiner Schätzung dürfte sich das millionenschwere Investment nach drei bis vier Jahren amortisiert haben. Der Aufgalopp soll an fünf Tagen sechsmal über die Bühne gehen. Bis zu 70 Pferde wirken dabei mit, Ende Februar 2018 sollen dann gut 100 Tiere auf dem Gelände sein. "Wenn Phase zwei anläuft", sagt Stenglin. Damit meint er den Start des dazugehörigen Erlebnisparks. In dem ist eine Reithalle mit 550 Sitzplätzen geplant, wo man den Apassionata-Darstellern beim Training zuschauen kann; vorgesehen sind zudem ein Kino, ein Museum sowie ein Streichelzoo und ein Abenteuerspielplatz. Dazu gibt es noch eine Longierhalle, einen Stall mit Koppeln für 60 Pferde. Im Endausbau sollen 280 Parkplätze zur Verfügung stehen.

Beim Rundgang über das Gelände fällt Projektleiter Quenzer noch ein Superlativ ein: Nach seinen Worten soll in dem 4200 Quadratmeter großen Showpalast "eine der größten Bühnen Europas" entstehen. Sie soll 45 Meter an der breitesten Stelle messen. Die Bauabnahme für den Showpalast soll Quenzer zufolge schon im Frühjahr 2017 sein, wobei die Architektur auch eine Hauptrolle im Gesamtkonzept spielt: Die Halle wird mit Holzlamellen verplankt, die dann in der Gesamtschau der Silhouette von Pferden nachempfunden ist.

Für die Ewigkeit wird das nicht gebaut: Gebäude und Ausstattung sind so konzipiert, dass die gesamte Anlage jederzeit abgebaut und abtransportiert werden kann. Das liegt daran, dass Apassionata das Gelände von der Stadt nur befristet für den Preis von 350 000 Euro pro Jahr gepachtet hat. Das Unternehmen darf für sieben Jahre das Areal nutzen, wobei die Verlängerungsoption um weitere fünf Jahre laut Stenglin bereits als zugesagt gilt.

© SZ vom 28.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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