Flughafen:Wer jetzt die Bürger zur Abstimmung ruft, startet ein riskantes Spiel

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Mit einem erneuten Votum möchte die CSU den Bau einer dritten Startbahn ermöglichen. Doch Wachstum wäre das übergeordnete Thema - und davon haben die Münchner genug.

Kommentar von Kassian Stroh

Die Ausgangslage ist klar: Vor genau fünf Jahren stimmte die Mehrheit der Münchner gegen den weiteren Ausbau des Flughafens. Wenn sich das bei einem zweiten Anlauf, auf den deren Befürworter drängen, ändern soll, muss sich schon etwas an der Geschäftsgrundlage geändert haben.

Da hat sich auf Seiten des Flughafens nur wenig getan. Sicher, die Zahl der Flugbewegungen steigt wieder, aber nicht in einem Maße, dass man den Airport sofort vor einem Kapazitätskollaps bewahren müsste.

Airport
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Von Andreas Schubert

Deshalb argumentieren die Startbahn-Befürworter ja auch mit abstrakten Szenarien: Dem Flughafen drohe im internationalen Vergleich langfristig der Abstieg, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Großraums, ja ganz Bayerns stehe auf dem Spiel. 15 000 neue Arbeitsplätze brächte die neue Piste mit sich, heißt es nun.

Paradox, aber wahr: Für viele Münchner dürfte das eher ein Grund sein, dagegen zu stimmen. Denn eines hat sich in den vergangenen fünf Jahren schon geändert: Das Gefühl, dass der Großraum an seiner auch ökonomischen Attraktivität zu ersticken droht, ist eher gewachsen als gesunken. Und dies wäre bei einem erneuten Bürgerentscheid das übergeordnete Thema, über das die Münchner abstimmen würden.

Dass sie 2012 verloren haben, führten die Startbahn-Befürworter darauf zurück, dass die Wirtschaft zu wenig für die Startbahn geworben habe. Sie hätten nur ihre Angestellten von der Bedeutung dieses Infrastrukturprojekts überzeugen müssen.

Das aber sind dieselben Menschen, die hier kaum eine Wohnung finden, die die Verkehrssituation nervt, die um die letzten verbliebenen Grünflächen, um den Lebenswert ihrer Stadt fürchten. Wer sie jetzt zur Abstimmung ruft, startet ein riskantes Spiel. Ein zweites Nein wäre politisch das endgültige Aus für den Flughafen-Ausbau.

© SZ vom 20.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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