Airport:Wie viel Wachstum kann der Flughafen München vertragen?

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Michael Kerkloh und Tobias Eschenbacher im Streitgespräch. (Foto: Marco Einfeldt)

Der eine will die dritte Startbahn, der andere eine lebenswerte Stadt: Flughafenchef Michael Kerkloh und Freisings OB Tobias Eschenbacher im Streitgespräch.

Von Andreas Schubert

Der Flughafen München ist dieses Jahr 25 Jahre alt geworden. Und für 2016 hat die Flughafengesellschaft einer Rekordergebnis von 42 Millionen Passagieren verkündet. Für den Chef der Flughafengesellschaft FMG, Michael Kerkloh, steht ganz klar fest: Ohne eine dritte Startbahn kann der Airport das zunehmende Passagieraufkommen künftig nicht mehr bewältigen. Außerdem würde seiner Darstellung nach von einem Wachstum des Flughafens die Region wirtschaftlich profitieren.

Die Kommunen, die an den Flughafen angrenzen, finden den Ausbau - wenig überraschend - nicht so gut. Vor allem die Stadt Freising hätte das Problem, dass sie sich im Süden nicht mehr entwickeln könnte. Diese Option will Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher (Freisinger Mitte) aber unbedingt offenhalten. Denn auch seine Stadt steht unter zunehmendem Siedlungsdruck. In einem Streitgespräch haben der OB und der Flughafenmanager ihre Argumente ausgetauscht.

"Wir sind der einzige große Flughafen in Deutschland, der noch Platz für eine weitere Startbahn hat - und verglichen mit anderen Standorten die geringste unmittelbare Betroffenheit", sagt Kerkloh. Freilich, so räumt er ein, würde die Startbahn "natürlich eine Beeinträchtigung der Lebensumstände" bedeuten. Kerkloh sagt ein "stetiges Wachstum von drei bis vier Prozent" pro Jahr voraus. Konkret bedeute das 1,5 Millionen Passagiere mehr pro Jahr. "Menschen wollen immer mehr fliegen und müssen es auch: zur ihrem Arbeitsplatz, zu ihren Kunden, zu ihren Familien. Mit wachsendem Wohlstand ist ein wachsendes Mobilitätsbedürfnis da."

Eschenbacher sieht diese Entwicklung kritisch. Aufhalten könne man sie wohl nicht, wohl aber steuern, glaubt der OB. "Es ist schon die Frage, ob es günstiger sein muss, nach Barcelona zu fliegen, als mit dem MVV einmal durch das S-Bahnnetz zu fahren." Man könne durchaus überlegen, so Eschenbacher, ob man nicht weniger Flüge anbieten und so das Angebot verknappen sollte. Gerade bei nationalen Verbindungen, etwa nach Berlin, sei die Bahn eine Alternative. "Die Grundfrage ist doch: Wollen wir eine Deckelung oder wollen wir grenzenlos weiter wachsen?", sagt er. "Und was machen wir nach der dritten Startbahn - eine vierte, eine fünfte? Irgendwann wird es ein Ende des Wachstums geben müssen, dann brauchen Sie auch eine Lösung - warum gehen wir die nicht gleich an?" Dem Argument, der Flughafen bringe Arbeitsplätze, hält er entgegen: "Wir hatten schon vor dem Bau des Flughafens Vollbeschäftigung und haben sie jetzt auch." Die Grenzen des Wachstums sieht der OB erreicht, bei Wohnraum, Verkehr und Infrastruktur.

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