Familiendrama:29-jähriger Münchner zündet Wohnung seiner Mutter an

Lesezeit: 2 min

  • Weil ihm das Essen nicht schmeckt, beginnt ein 29-Jähriger im August 2015 einen Streit mit seiner Mutter. Er verbarrikadiert sich, verbrüht Polizisten und zündet die Wohnung an. Es entsteht ein Schaden von 20 000 Euro.
  • Der Mann ist psychisch krank und damit schuldunfähig. Das Landgericht München I entscheidet nun über die Unterbringung des Mannes in einem Krankenhaus.

Von Christian Rost

Ein unter Verfolgungswahn leidender Mann hat in der Schleißheimer Straße eine Wohnung angezündet und damit sich und Bewohner des Mietshauses in Gefahr gebracht. Seit Mittwoch muss sich der 29-Jährige wegen gefährlicher Körperverletzung sowie schwerer Brandstiftung am Landgericht München I verantworten. Weil er wegen paranoider Schizophrenie schuldunfähig ist, entscheidet die zuständige 12. Strafkammer über die Unterbringung des Mannes in einem Krankenhaus.

Thomas M. ( Name geändert) leidet seit 2011 an Schizophrenie, die sich bei ihm laut Staatsanwaltschaft in "Verfolgungs-, Bedrohungs- und Beeinträchtigungsideen" äußert. Einen solchen Schub erlitt M. offenbar am Abend des 16. August 2015 in der Wohnung seiner Mutter, bei der der Beschuldigte auch lebte. Weil ihm das Essen nicht schmeckte, kam es zu einem heftigen Streit. M. griff sich ein Messer und einen Stock, die Mutter flüchtete aus der Wohnung und rief die Polizei.

Zunächst kamen zwei Zivilbeamte und nahmen von der Mutter die Schlüssel zur Wohnungstür entgegen. Als sie klingelten und sich als Polizisten zu erkennen gaben, rief ihnen M. durch die geschlossene Tür zu, dass er nackt sei und noch einen Moment brauche. Die Beamten hörten, dass Glas und andere Gegenstände zu Bruch gingen und versuchten, die Tür zu öffnen. Es gelang ihnen nur mit Mühe - Thomas M. hatte die Tür verbarrikadiert.

Als die Tür einen Spalt breit offen war, wichen die Beamten sofort zurück, weil M. einen Schwall heißes Wasser auf sie goss. Für die Polizisten war das schmerzhaft, ernste Verbrennungen erlitten sie nicht. Nach der Attacke begab sich M. in den Wintergarten der Wohnung und setzte einen Stapel Schriftstücke in Brand: Laut Staatsanwaltschaft wollte er damit verhindern, dass Aufzeichnungen seinen Verfolgern in die Hände fallen. Anschließend sprang M. aus dem Fenster und wurde von anderen Polizisten festgenommen.

Das Feuer breitete sich aus, der Rauch zog ins Treppenhaus, weshalb die Beamten das Gebäude evakuierten. 15 Personen flüchteten ins Freie, ein 22 Monate altes Kind musste mit Verdacht auf Rauchvergiftung in eine Klinik. Den Brand löschte die Feuerwehr. In der Wohnung entstand ein Schaden in Höhe von 20 000 Euro.

Thomas M. gestand die Brandstiftung und entschuldigte sich bei den Beamten. Er sei sich über seine Krankheit erst nach seiner Festnahme klar geworden. Seit er in Haft saß, wird er mit Medikamenten behandelt. Ob er künftig ambulant oder stationär therapiert wird, soll die auf noch zwei Verhandlungstage festgesetzte Hauptverhandlung ergeben.

© SZ vom 22.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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