Einzelhandel:Einkaufen muss ein Erlebnis sein

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  • Die großen Supermarkt-Ketten in München rüsten sich gegen die Konkurrenz aus dem Internet.
  • Sie gestalten ihre Läden attraktiver und wollen so die Kunden animieren, weiterhin im Geschäft einzukaufen.
  • Einige bieten selbst Lieferdienste für Lebensmittel an.

Von Pia Ratzesberger, München

Die Angst ist da. Zu sehen zum Beispiel bei Aldi, in diesen Monaten baut der Discounter seine Filialen um. Bisher erinnerten die an Lagerhallen, mit kühlem Licht und vielen Paletten, diese Geschäfte passten ganz gut zu einem Land, in dem die Menschen so wenig Geld für Lebensmittel ausgeben wie sonst kaum irgendwo in Europa.

Der Einkauf als notwendige, doch leidige Aufgabe. Bald aber könnte das nicht mehr reichen, denn die Supermärkte bekommen Konkurrenz aus dem Internet. Lieferdienste, die versprechen, den Kunden vor all dem zu bewahren, was ihn beim Einkauf manchmal nervt. Der Weg, das Anstehen. Die Geschäfte bemühen sich nun also, den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten, denn die Kunden sollen merken, dass es sich noch lohnt, vor die Türe zu gehen.

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In Unterhaching zum Beispiel hat Aldi schon vor mehr als einem Jahr seine neue Filiale vorgestellt, mit mehr Licht und mehr Schrift, auch einem Kaffeeautomaten. Nach und nach baut der Discounter nun gerade all seine Filialen um, in zwei Jahren wird die letzte fertig sein. Die Geschäfte sollen einladender wirken, sehen aber trotzdem nach wie vor überall gleich aus.

Beim Supermarkt Rewe dagegen versucht man, sich lokal zu inszenieren, in der Filiale an der Müllerstraße zum Beispiel nimmt der Laden Bezug auf die Stadt, steht man auf der Rolltreppe, liest man in einem Wandbild vom Gärtnerplatzviertel. Der Supermarkt Edeka hat gerade die kleinen Tengelmann-Filialen übernommen und baut die zu sogenannten "Xpress-Märkten" um, auch dort setzt man auf Bilder aus der Stadt. Im Logo des Ladens sind die Frauenkirche und die Fröttmaninger Arena zu sehen. Regionale Produkte in den Regalen werden immer wichtiger, das Bewusstsein ist heute ein anderes als noch vor zehn Jahren. "Die Supermärkte versuchen, die Kunden damit enger an sich zu binden", heißt es beim Handelsverband Bayern, Einkaufen müsse zum Erlebnis werden.

Für ein Erlebnis aber braucht es Platz, in den neuen Xpress-Märkten zum Beispiel nehmen die Kassen weniger Raum ein, in den neuen Aldi-Märkten sind die Gänge breiter. Ihr Obst und ihr Gemüse drapieren manche Geschäfte nun wie am Markt, stellen Orangensaftmaschinen auf oder Sushitheken. Auch wenn die Supermärkte im Internet teils ihre eigenen Lieferdienste aufbauen wie Rewe oder Edeka - ihr wichtigstes Geschäft bleiben die Filialen.

Die Ketten teilen die Stadt unter sich auf

Die Stadt teilen sich vor allem die großen Ketten untereinander auf, die überall zu finden sind, die Discounter Aldi und Lidl zum Beispiel haben beide um die 40 Filialen in München, Rewe und Edeka noch einmal deutlich mehr, je um die 65 Filialen. Die beiden mieten auch deutlich kleinere Läden an als die Discounter, verfolgen in der Großstadt mit Rewe City und Xpress eine ähnliche Strategie, mit den engen Geschäften in sehr guter Lage.

Kein anderer Händler aber macht in Deutschland so viel Umsatz wie Edeka, fast 54 Milliarden Euro, zum Konzern gehört auch Netto. Dann folgt die Schwarz-Gruppe mit um die 38 Milliarden Euro, zu der Lidl und Kaufland zählen, und anschließend Rewe, zu dem wiederum Penny gehört, mit um die 36 Milliarden Euro. Auf dem vierten Platz liegen Aldi Süd und Aldi Nord, gemeinsam mit um die 28 Milliarden Euro.

Während die großen Supermärkte nach und nach versuchen, ihre Filialen attraktiver zu machen, haben andere Läden von Beginn an beschlossen, dass Einkaufen anders ablaufen soll. Vor allem die Bioläden wie Basic, Alnatura oder auch Vollcorner, vor der Konkurrenz aus dem Internet aber sind sie trotzdem nicht gefeit: Die liefert auch Bio-Ware.

© SZ vom 21.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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