Amazon Fresh und andere Lieferdienste:Welcher Lieferdienst kann was?

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Bequem, aber nicht günstig: Verschiedene Anbieter liefern Lebensmittel nach Hause. (Illustration: Stefan Dimitrov) (Foto: N/A)

Pünktliche Lieferung, aber oft hohe Gebühren und viel Müll: Wo sich der Lebensmitteleinkauf online lohnt - die SZ hat fünf Anbieter in München getestet.

Von Pia Ratzesberger

Man sieht die Männer nun öfter, mit den großen Boxen. An den Haustüren packen sie Milch und Obst und Wurst aus, entgegen nimmt all das oft jemand, der auch selbst zum Supermarkt gehen könnte. Waren es früher die Alten, die sich die Einkäufe nach Hause bringen ließen, machen das nun auch die Jungen, die Familien, die Vollzeitarbeiter. Die Lieferdienste wollen all die Menschen ansprechen, die glauben, keine Zeit mehr zu haben - und das sind viele.

Bisher wird nur ein Prozent aller Lebensmittel im Internet gekauft, doch die Zahl wird Marktanalysten zufolge schnell steigen, auch weil der Konzern Amazon nun mitmacht, seit etwa zwei Wochen liefert er in München. Aber lohnt es sich, online zu bestellen statt selbst einzukaufen? Wie schnell geht das und wie viel Müll bleibt am Ende? Die SZ hat bei fünf Shops geordert.

Lebensmittel online bestellen
:Amazon Fresh startet in München

In den USA hat der Konzern den Dienst, der den Kunden die Wocheneinkäufe abnimmt, stellenweise wieder eingestellt. In Deutschland scheint man sich mehr zu versprechen.

Von Pia Ratzesberger

Was gibt's?

Allyouneed Fresh: Hat erst einmal alles, was man im durchschnittlichen Supermarkt erwartet. Geliefert wird auch frisches Fleisch, frischer Fisch dagegen meist nur am Donnerstag versandt. Über 20 000 Artikel bietet der Markt, auch Bio-Ware. Nachdem man den Salat aber in den Einkaufskorb gelegt hat, ist der doch schon aus - als Alternative kriegt man Trauben angeboten.

Amazon Fresh: Hat mehr im Sortiment als ein sehr großer Supermarkt, also zum Beispiel Käse vom Viktualienmarkt oder Brot vom Rischart, der Lieferdienst hat sich mit Läden in der Stadt zusammengetan. Bei Amazon heißt es, man biete mehr als 300 000 Artikel an.

Edeka24: Ist mit dem Kiosk um die Ecke zu vergleichen, vielleicht auch mit der ein oder anderen Tankstelle, zumindest was die Lebensmittel angeht. Obst und Gemüse nämlich gibt es hier nicht, auch keine frische Milch, frische Wurst, letztlich nichts, was gekühlt werden muss. Also nur H-Milch.

Fresh Foods: Erinnert ebenfalls an das Sortiment eines ganz normalen Supermarktes, aber an einen aus München. Viele Produkte sind aus der Region, der Lieferdienst arbeitet mit Händlern in der Stadt zusammen, führt um die 6000 Artikel. Auch andere Shops haben Veganes und Vegetarisches, dieser Laden aber hat eine eigene Kategorie geschaffen, mit dem sich all das schneller finden lässt.

Rewe: Bietet ein Sortiment, wie man es aus den stationären Supermärkten kennt. Der Laden hat frisches Gemüse und Obst, auch Fisch und Fleisch, führt zudem viele seiner eigenen Marken, wie Rewe Regional und Rewe Bio.

Wie viel kostet das?

Allyouneed Fresh: Kauft man Brot, Tomaten, Salat, Fisch und Milch zahlt man um die 13 Euro, allerdings muss man für mindestens 20 Euro einkaufen. Dann kommen noch einmal 6,90 Euro Versandkosten hinzu, erst ab einem Einkauf von 40 Euro fallen die weg.

Amazon Fresh: Für einen ähnlichen Einkauf zahlt man um die 15 Euro, wobei der Großteil auf den Fisch entfällt, der nicht tiefgekühlt ist, sondern aus einer Filiale der "Nordsee" kommt und entsprechend teurer ist. Um bestellen zu können, muss man aber eine Prime-Mitgliedschaft abgeschlossen haben, die kostet 7,99 Euro im Monat, dazu kommt noch einmal das Fresh-Abo für 9,99 Euro im Monat - und eine Liefergebühr von 5,99 Euro, wenn man für unter 50 Euro bestellt. So viele zusätzliche Gebühren hat man sonst nirgends.

Edeka24: Salat und Fisch und Milch kann man nicht bestellen, der Vergleich also ist schwierig, das abgepackte Brot liegt vom Preis her ähnlich wie in den anderen Läden. Der Mindestbestellwert beträgt zehn Euro, die Versandkosten 3,95 Euro. Ab einem Wert von 75 Euro entfallen die.

Fresh Foods: Der Einkauf von Brot, Tomaten, Salat, Fisch und Milch kostet um die zwölf Euro, der Versand liegt bei 3,90 Euro. Ab 75 Euro kostet er auch hier nichts.

Rewe: Für eine ähnliche Bestellung zahlt man um die zehn Euro. Der Mindestbestellwert allerdings liegt bei 40 Euro, so hoch wie in keinem anderen der Läden. Die Liefergebühr berechnet sich nach der Zeit und nach dem Wert der Waren, liegt zwischen null Euro und 5,90 Euro.

Wie schnell geht's?

Allyouneed Fresh: Eigentlich soll direkt am nächsten Tag geliefert werden, der nächste Termin aber ist in diesem Fall erst am übernächsten Tag frei, obwohl man noch am Nachmittag bestellt hat. Geliefert wird in einem selbst gewählten Zeitraum von zwei Stunden, ab zehn Uhr morgens bis zehn Uhr am Abend, von Montag bis Samstag. Sonntag geht, wie immer in München, nichts.

Amazon Fresh: Wer bis mittags bestellt, kriegt seine Lieferung noch am gleichen Tag. Sonst am nächsten, ebenfalls in einem Zeitraum von zwei Stunden, zwischen acht und zehn Uhr am Abend. Zweimal wird man mit einer SMS an den Boten erinnert, eine Stunde vorher und noch einmal fünf Minuten vorher.

Edeka24: Der Einkauf in diesem Laden ist ein Glücksspiel, denn Edeka verschickt das Ganze wie jedes andere Paket mit der Post, man kann also weder Tag noch Zeit wählen. Ein bis drei Tage soll es in der Regel dauern, das Versprechen hält das Unternehmen. Das Paket aber steht dann beim Nachbarn.

Fresh Foods: Die Lieferung kommt am nächsten Tag, wenn bis um 12 Uhr bestellt wäre, auch noch am gleichen Tag. Im Gegensatz zu allen anderen liefert dieser Dienst in einem Zeitfenster von nur einer Stunde, außerdem bis 23 Uhr am Abend, von acht Uhr am Morgen an.

Rewe: Geliefert wird am nächsten Tag, der Vormittag ab acht Uhr ist in diesem Fall schon ausgebucht. Am Abend bringen die Boten den Einkauf bis 22 Uhr.

Wie viel Müll macht das?

Allyouneed Fresh: Viel. Die Paketboten kommen zu zweit, schieben vor sich drei Kisten her, so groß wie Umzugskartons - aus denen sie dann kleine Plastiktüten ziehen. Der Salat, die Milch, das Brot, alles ist noch einmal einzeln in einer Plastiktüte verpackt. Dabei würde der gesamte Einkauf in eine Tüte passen - eigentlich bräuchte man gar keine, direkt an der Haustüre. Immerhin bietet die Firma an, dass man die Verpackungen zurückschicken kann, sie seien recycelbar.

Amazon Fresh: Mehr als im Supermarkt. Der Bote hat zwei Taschen dabei, die eine für den normalen Einkauf, die andere voller Trockeneis. Er übergibt also auch zwei Papiertüten, in einer davon Plastikbeutel voller Trockeneis, die wiederverwendbar seien, der Salat ist ebenfalls in Plastik eingepackt.

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Edeka24: Sehr viel. Das Paket kommt mit der Post, darin mehrere Luftkissen aus Plastik, obwohl nichts Zerbrechliches geliefert wird. Außerdem ist die Ware teils noch einmal mit Pappe geschützt.

Fresh Foods: Mehr als im Supermarkt. Der Bote bringt auch hier vier Papiertüten, obwohl man nicht viel bestellt hat, eine würde also reichen.

Rewe: Das gleiche Problem. Der Bote stellt schon wieder mehr Papiertüten hin als nötig wären. Zumindest der Salat aber kommt ohne Verpackung aus.

Fazit

Allyouneed Fresh: Liefert meistens am nächsten Tag, in vielen Plastiktüten, bietet nicht so viel Münchner Ware wie andere.

Amazon Fresh: Teurer als andere, setzt Mitgliedschaften voraus, liefert noch am gleichen Tag, auch aus Münchner Läden.

Edeka24: Führt keine frische Ware, liefert innerhalb von ein bis drei Tagen, mit sehr viel Verpackung.

Fresh Foods: Liefert noch am gleichen Tag, bis elf Uhr am Abend, führt viele regionale Produkte.

Rewe: Günstiger als andere, liefert am nächsten Tag, setzt einen hohen Mindestbestellwert voraus.

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Von Michael Kläsgen
© SZ vom 21.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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