Dating-Experte Eric Hegmann:"Münchner Frauen sind am untreuesten"

In München leben die meisten Singles. Beziehungsexperte Eric Hegmann erklärt, woran das liegt, wo man am besten neue Leute kennenlernt, warum Zugereiste oft Probleme haben und warum die Münchner so untreu sind.

Beate Wild

Einsam in München: Die Landeshauptstadt gehört zu den deutschen Städten mit den meisten Singles. Woran das liegt, kann Eric Hegmann erklären. Der 44-Jährige arbeitet als Buchautor (Die Dating Docs) und Single-Coach - unter anderem für die Online-Partnerbörse Parship. Auch wenn er in Hamburg lebt, hat Hegmann einige gute Tipps parat, wo die Münchner Singles ihren Traumpartner finden können - oder den Flirt für eine Nacht.

Eric Hegmann

Für Buchautor und Single-Coach Eric Hegmann ist der beste Platz zum Flirten der Biergarten. Nirgendwo lernt man so schnell und entspannt neue Leute kennen.

(Foto: oh)

sueddeutsche.de: München gilt als Stadt mit den meisten Singles. Haben Sie dafür eine Erklärung?

Eric Hegmann: Es stimmt, München liegt mit 28,8 Prozent Singles bundesweit an der Spitze. Aber das heißt ja nicht, dass hier nur verzweifelte Menschen leben. Singles fühlen sich in der Stadt wohler, das ist generell ein Phänomen von Großstädten. Deshalb ziehen auch viele Alleinstehende vom Land in die Stadt, dort hat man mehr Optionen.

sueddeutsche.de: Tun sich Münchner schwerer beim Anbandeln als Hamburger oder Berliner?

Hegmann: Das Gegenteil ist der Fall. Münchner sind laut vorliegenden Studien selbstbewusster, wohlhabender und offener als anderswo. Und so kommen sie leicht in Kontakt mit anderen Menschen. Die Münchner Singles sind oftmals gerne Singles und suchen gar nicht nach einer festen Beziehung. Eine Umfrage ergab, dass sich 71 Prozent der Münchner Singles pudelwohl fühlen in ihrer Haut. In anderen Städten, beispielsweise in Frankfurt, sind das nur 27 Prozent. Das sagt ja wohl alles.

sueddeutsche.de: In München wohnen also lauter glückliche, reiche Singles?

Hegmann: Genau. Die Münchner Singles sind Topverdiener. 23 Prozent verdienen mehr als 2500 Euro netto. Während in Berlin gerade einmal 13 Prozent der Singles mehr als 2500 Euro netto bekommen und 40 Prozent sogar unter 1000 Euro netto. Wer in einer finanziell entspannten Situation lebt, der flirtet auch unverkrampfter.

sueddeutsche.de: Also haben die Münchner die besten Voraussetzungen, einen Partner zu finden, wenn sie denn wollen?

Hegmann: So ist es. Dass die Münchner so aufgeschlossen sind, hat allerdings auch einen Nachteil. In München gibt es die meisten untreuen Frauen. Ganze 35 Prozent gehen hier fremd. Dagegen geben nur 21 Prozent der Münchner Männer an, ihre Partnerin schon mal betrogen zu haben. Interessanterweise ist es in Berlin genau umgekehrt: Dort gehen nur 21 Prozent der Frauen fremd und 32 Prozent der Männer. Aber an der Spitze aller Untreuen liegen ganz klar die Münchner Frauen.

sueddeutsche.de: Aber wenn nur 21 Prozent der Männer fremdgehen, mit wem betrügen die Frauen dann ihre Partner?

Hegmann: Darüber lässt sich nur spekulieren. Offensichtlich mit Auswärtigen.

"In München wird mehr geflirtet als anderswo"

sueddeutsche.de: Wo kann man als Single am besten jemanden kennenlernen?

Hegmann: An erster Stelle steht immer noch der Freundeskreis. Wenn man die gleichen Freunde hat, hat man in etwa die gleichen Interessen. Das verbindet. Das Gleiche gilt für den Job, der an zweiter Stelle steht. Den dritten Platz nimmt mittlerweile schon das Internet ein. Früher waren das Sport- und Freizeitaktivitäten.

sueddeutsche.de: Wer also weder im Freundeskreis noch im Job fündig wird, sollte es bei einer Singlebörse im Netz probieren?

Hegmann: Es gibt nicht einen Weg, der für alle Singles gleich gut geeignet ist. Aber gerade wenn jemand zum Beispiel sagt: "Ich gerate immer an den Falschen", dann heißt das ja im Grunde, dass man sich immer die Falschen aussucht. Ein solches Muster kann man durch das Internet durchbrechen. Wer eine neue Beziehung sucht, muss offen sein für Neues, sowohl was die Suchmuster betrifft als auch den potentiellen Partner. Auch Mut gehört zur Partnersuche dazu und den muss jeder aufbringen.

sueddeutsche.de: Wie kann man feststellen, ob jemand an einer festen Partnerschaft interessiert ist, oder vielleicht doch nur ein schnelles Abenteuer sucht?

Hegmann: Wissen kann man das nie. Generell muss man unterscheiden zwischen Singlebörsen, bei denen man ein Profil online stellt und sich dann direkt mit jemandem verabredet, und Partneragenturen, die die eigenen Daten mit denen von potentiellen Kandidaten abgleichen und einem dann Vorschläge machen. Singlebörsen sind eher was für Jüngere unter 30. Für Ältere sind Partneragenturen geeigneter. Kostenpflichtige Anbieter haben außerdem verbindlichere Mitglieder als kostenlose Börsen, da kaum Singles hohe Beträge für One Night Stands ausgeben möchten.

sueddeutsche.de: Was ist mit sozialen Netzwerken wie Facebook?

Hegmann: Natürlich wird dort auch geflirtet, aber das ist nicht der Hauptgrund, warum man bei Facebook ist. Im Grunde ist das der digitale Freundeskreis. Statt im echten Leben in einer Kneipe trifft man sich hier im Netz.

sueddeutsche.de: Apropos Kneipe: Ist das nicht ein guter Platz, um Singles kennenzulernen?

Hegmann: Das war früher einmal so, heute ist Ausgehen nicht mehr so relevant wie früher. Klar lernt man im Nachtleben leicht Leute kennen, aber da geht es mehr um schnellen Sex als um die Beziehung fürs Leben.

sueddeutsche.de: Was ist mit Speed-Dating?

Hegmann: Das ist spaßig, keine Frage. Aber es hilft nicht bei der Partnersuche. Hier wird nur rein oberflächlich ausgesucht, es geht nur um sexuelle Attraktivität.

sueddeutsche.de: Was ist mit Single-Partys?

Hegmann: Ähnlich verhält es sich bei Single-Partys. Man darf sich von so etwas einfach nicht zu viel erwarten, aber ein Versuch ist es immer wert. Zumindest lernt man bei solchen Single-Treffs das Flirten wieder, wenn man es in einer langen Beziehung verlernt haben sollte.

"Man sollte nicht nach dem perfekten Partner suchen"

sueddeutsche.de: Viele Zugereiste beklagen, dass es den Münchnern nur um schnelles Aufreißen geht und dass die etwas Langsameren so nie zum Zug kommen.

Hegmann: Das kann sein. In München wird mehr geflirtet als anderswo, da geht alles schneller. Da muss man sich darauf einstellen. Wir unterscheiden generell zwei Typen von Menschen bei der Partnersuche: den schicksalsorientieren und den wachstumsorientierten. Wenn jemand an Schicksal glaubt, sucht er die Liebe auf den ersten Blick, dann heißt es hopp oder topp. Der wachstumsorientierte Typ muss erst Vertrauen aufbauen und eine Person langsam kennenlernen. Das geht am besten im Freundeskreis oder im Job.

sueddeutsche.de: Diese beiden Typen passen also nicht zusammen?

Hegmann: Zumindest wird es schwierig, wenn die beiden aufeinandertreffen. Man kann nur dazu raten, dass der Schicksalsorientierte jemandem auch mal eine zweite Chance gibt, und der Wachstumsorientierte ein bisschen schneller in die Socken kommt.

sueddeutsche.de: Aber die meisten Menschen suchen doch nach dem Traummann oder der Traumfrau?

Hegmann: Das ist aber falsch. Man sollte nicht nach dem perfekten Partner suchen, den gibt es nämlich nicht. Niemand ist perfekt, man selbst auch nicht. Das alte Sprichwort stimmt: Gegensätze ziehen sich an. Es kommt auf die richtige Mischung von Gemeinsamkeiten und Gegensätzen an. Aber es ist so, dass unterschiedliche Typen sich am besten ergänzen können.

sueddeutsche.de: Haben Sie Tipps, wo Münchner Singles am leichtesten jemanden kennenlernen?

Hegmann: Ganz oben stehen hier die Biergärten. Man setzt sich einfach zu jemandem an den Tisch, prostet sich zu und kommt so locker ins Gespräch. Gute Gelegenheiten ergeben sich auch an öffentlichen Plätzen, etwa im Sommer am Gärtnerplatz. Und perfekt zum Flirten sind auch Privatpartys, geradezu ideal.

sueddeutsche.de: Was ist mit Supermarkt oder Waschsalon?

Hegmann: Auch Supermarkt oder Baumarkt sind gute Tipps. Vor allem Frauen, die in Baumärkten einkaufen, kommen bei Männern sehr gut an. Der Waschsalon war früher sehr beliebt, aber heutzutage hat ja fast jeder eine Waschmaschine zu Hause. Den Waschsalon kann man getrost vernachlässigen, besonders wenn man älter ist als 25.

sueddeutsche.de: Und woran merke ich, ob ich jetzt den Richtigen getroffen habe?

Hegmann: Hören Sie immer auf Ihren Bauch. Wenn beim ersten Date mit jemandem eine Stunde wie im Flug vergeht, dann sollten Sie diese Person unbedingt ein zweites Mal treffen.

Für den Parship Single-Atlas 2009 hat Parship gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut Innofact mehr als 2500 Singles und Nichtsingles zwischen 18 und 59 Jahren befragt hat.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: