Schwabhausen:Einheimische zuerst

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Michael Piazolo fordert beim Politischen Aschermittwoch der Freien Wähler in Schwabhausen Vorrang für die Interessen der Alteingesessenen.

Von Renate Zauscher, Schwabhausen

In Vilshofen, Passau oder Deggendorf wird die politische Selbstdarstellung am Politischen Aschermittwoch zumeist mit heftigen Verbalattacken auf den jeweiligen Gegner gepflegt. Nicht so bei den Freien Wählern im Landkreis: Ihr Vorsitzender, der Schwabhauser Bürgermeister Josef Baumgartner, ist als Mann der gemäßigten Worte bekannt, und auch der diesjährige Hauptredner Michael Piazolo, Landtagsabgeordneter der Freien Wähler, stellvertretender Vorsitzender und Generalsekretär im Landesvorstand, wollte am Mittwoch in Schwabhausen eher als besonnener Politiker wahrgenommen werden. "Wir sind diejenigen, die am nächsten am Wähler dran sind - wir wollen die Menschen mitregieren lassen", lautete der Tenor von Piazolos Rede.

Piazolo schnitt Themen an, die die Bürger direkt betreffen: die bayerische Schul- und Verkehrspolitik oder auch das schwierige Verhältnis zwischen Metropole und Umland. Wichtige Entscheidungen wie die Rückkehr vom G 8 zum G 9 oder den Bau einer zweiten S-Bahn-Stammstrecke hätten die Freien Wähler teils selber initiiert, teils "kritisch begleitet", sagte Piazolo; jetzt aber komme es entscheidend auf die praktische Umsetzung an. So werde "der Tunnel nicht alles richten", um die Münchner Verkehrsprobleme mit einem aus allen Nähten platzenden S-Bahnsystem zu lösen. Parallel dazu müssten dringend auch die Außenäste ertüchtigt und der Bau eines Nordrings vorangetrieben werden. Innenminister Joachim Hermann solle nicht nur einmal im Jahr medienwirksam mit der S-Bahn fahren sondern täglich, "damit er sieht, was es heißt, die Leute im Regen stehen zu lassen".

Vorrang für Ältere

Um Wohnraumproblem in der Stadt und den enormen Siedlungsdruck auf das Umland abzumildern, plädierte Piazolo für mehr "Kooperation auf Augenhöhe" zwischen den verantwortlichen Politikern. Vorrang müssten diejenigen haben, "die schon da sind", Ältere und Rentner etwa, gegenüber denen, "die kommen". Ob mit Letzteren zahlungskräftige Zuzügler gemeint waren oder ob es sich um eine verklausulierte Ablehnung von Flüchtlingen handelte, - ein Thema, das im übrigen nicht angeschnitten wurde - blieb offen.

Wie gut Piazolos Rede beim Publikum ankam, bewies der viele Beifall, den der Politiker bekam. Im Anschluss an seinen Vortrag wurde lebhaft diskutiert. Auch hier ging es immer wieder um die Veränderung von Lebensumständen und Lebensqualität durch den ungebremsten Zuzug in die Metropolregion München. "Wir haben von diesem Zuzug nichts, alles wird zugepflastert, uns bleiben nur die Belastungen", erklärte ein Besucher. Piazolo gab ihm recht: Weniger wäre oft mehr, auch was die Gewerbeansiedlungen entlang der Autobahnen angehe: "Wer braucht all die Ikeas, die Pferdesport- und Möbelhäuser?" fragte er in die Runde. Ein Patentrezept zur Lösung dieser Probleme hatte er aber ebenso wenig anzubieten wie eine klare Aussage zur Frage der umstrittenen Straßenausbausatzungen, die laut einem Diskutanten manche Menschen in den Ruin treiben. Eine eindeutige Meinung vertreten die Freien Wähler hingegen zu einer dritten Startbahn in Freising: "Mit uns wird es die nicht geben", sagte Piazolo.

© SZ vom 03.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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