Dachau:Bepo-Chef geht in Pension

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Dachaus Bereitschaftspolizei-Chef Hubert Obermayer. (Foto: Toni Heigl)

Zu seinem Job gehörte es, die mächtigsten Regierungschefs zu schützen: Huber Obermayer, Leiter der zweitgrößten Bereitschaftspolizei Bayerns, tritt in den Ruhestand.

Von Benjamin Emonts, Dachau

"Man soll dann gehen, wenn's am Schönsten ist", heißt ein oft zitiertes Sprichwort. Was so leicht klingt, fällt vielen jedoch ziemlich schwer. Wer will sich schon freiwillig in eine Zukunft begeben, in der die lebensbestimmende Aufgabe plötzlich fehlt?

Hubert Obermayer () teilt diese Angst nicht. "Ich freue mich jetzt auf das Verreisen nach Frankreich, auf die Zeit mit meiner Familie, auf das Wandern, auf das Tanzen mit meiner Frau Heidi", sagt er. Der 60-Jährige geht nach sechs Jahren als Leiter der Dachauer Bereitschaftspolizei und mehr als 30 Jahren als Polizist in Pension. Was ihn von vielen unterscheidet: "Ich gehe am Höhepunkt meiner Karriere", sagt er.

Obermayer blickt stolz, aber auch demütig auf den Sommer zurück. Im malerischen Elmau war G7-Gipfel, mit US-Präsident Obama und Kanzlerin Angela Merkel. Maßgeblich verantwortlich für die Sicherheit der sieben Regierungschefs zeichnete die Bereitschaftspolizei (Bepo) Dachau. Hubert Obermayer und sein Personal hatten monatelang Urlaubssperre und bereiteten sich mehr als ein Jahr lang auf den Gipfel vor. Als es so weit war, sicherten sie zwölf Tage lang rund um die Uhr die letzte Linie vor Schloss Elmau, dem Tagungsort, ab. Die Einsatzkräfte überwachten ein 16 Kilometer langes Areal, das überwiegend aus Waldwegen besteht - bei Regen, Gewitter und Sonnenschein. "Am Ende ist alles wunderbar gelaufen. Ich hatte auch Glück. Als Polizist muss der Herrgott immer mit dabei sein", sagt Obermayer.

Perfekter Abschluss einer steilen Karriere

Es war der perfekte Abschluss einer steilen Karriere, die Obermayer Revue passieren lässt. Geboren im Kempten, trat der Allgäuer Anfang der Siebzigerjahre seine Ausbildung als Polizist in Dachau an. Von dort aus ging er zunächst in den Streifendienst bei der Landespolizei in Schwaben. Nach einem Studium an der Fachhochschule in Fürstenfeldbruck stieg er in den gehobenen Dienst auf; nach einem weiteren Studium im Jahr 1990 in den Höheren Dienst. Nachdem er in Krumbach und Königsbrunn leitende Funktionen bei der Landespolizei ausfüllte, kam er vor sechs Jahren zurück nach Dachau: als Leiter der zweitgrößten Bereitschaftspolizei Bayerns mit etwa 1000 Beamten, die ihm unterstehen.

Als er diesen Posten antrat, erkannte er das Dachau von früher kaum wieder. Die Bereitschaftspolizei, die im Bereich des ehemaligen Konzentrationslagers liegt und während des Zweiten Weltkriegs der SS als Quartier diente, war nach seiner Rückkehr nicht nur extrem gewachsen. Auch habe sich der Umgang mit der NS-Vergangenheit Dachaus zu seiner Freude grundlegend geändert. "Damals hat es keiner gewagt, etwas zu sagen zu dem Thema", erinnert sich Obermayer. "Heute kann man damit gut umgehen. Die Stadt Dachau und die Gedenkstätte machen das richtig professionell." Bei der Bepo sei die Erinnerungsarbeit stets ein wichtiges Thema, "das ich bis heute pflege". "Wir wollen den jungen Polizisten mitgeben, dass sie dafür sorgen müssen, dass so etwas nie wieder passiert. Das ist der Appell an jeden, den wir hier abschließen lassen." Ein Besuch der Gedenkstätte sei für jeden Anwärter Pflicht.

Fingerspitzengefühl im Umgang mit Flüchtlingen

An diesem Dienstag wird Obermayer offiziell aus dem Dienst entlassen. Bei seiner Verabschiedung werden Polizeipräsident Wolfgang Sommer und der Dachauer Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) sprechen. Obermayer blickt dem Moment des Abschieds mit gemischten Gefühlen entgegen. "Man will ja immer cool sein", sagt er. "Aber was dann wirklich passiert? Ob mir die Stimme versagt, wenn ich mich am Rednerpult von meinen Kollegen verabschiede? - Ich weiß es nicht." Die Kollegialität und das gute Arbeitsklima wusste Obermayer immer sehr zu schätzen in Dachau, wie er betont. "Ich spüre eine große Verbundenheit zu meinen Kolleginnen und Kollegen." Schließlich sei man als Chef auf die Motivation der anderen angewiesen. "Und die war hier eindeutig da."

Den Blick in die Zukunft gerichtet, sieht Obermayer die Bereitschaftspolizei insbesondere im Umgang mit der großen Flüchtlingswelle gefordert. Der 60-Jährige wird die Entwicklungen von seinem fränkischen Wohnort Krumbach aus "mit Interesse beobachten", wie er sagt. Seine Frau Heidi, die sich in den vergangenen sechs Jahren mit einer Wochenendbeziehung begnügen musste, darf sich nun auf weitere Reisen an die Küsten Frankreichs freuen. Hubert Obermayer liebt das Land, weil seine Bewohner so liebenswert unperfekt seien. Eine willkommene Abwechslung zu seinem Beruf als leitender Polizist.

© SZ vom 29.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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