Güll versus Seidenath:Doppeltes Spiel um Schlecker

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Mit einem Brief an den Insolvenzverwalter will der CSU-Abgeordnete Bernhard Seidenath Schlecker-Filialen im Landkreis retten. Schaufensterpolitik nennt das sein SPD-Kollege Martin Güll.

Gregor Schiegl

Die Initiative des CSU-Landtagsabgeordneten Bernhard Seidenath zur Rettung der Schlecker-Filialen im Landkreis stößt bei seinem SPD-Kollegen Martin Güll auf scharfe Kritik: "Im Parlament politische Lösungen verhindern, dort keine eigenen Vorschläge machen und wenige Tage später im Stimmkreis einen Bittbrief an den Insolvenzverwalter schreiben, doch keine vollendeten Tatsachen zu schaffen, mit solchen Schaufensterreden hilft man den Betroffenen nicht weiter", so Güll. Wer den Mitarbeitern wirklich helfen wolle, müsse konkret handeln, schreibt er in einer Pressemitteilung.

Der SPD-Landtagsabgeordnete Martin Güll in seinem Bürgerbüro in Indersdorf. (Foto: DAH)

Wie berichtet, hat Seidenath gemeinsam mit Haimhausens Bürgermeister Peter Felbermeier einen Brief verfasst, in dem sie bitten, die anscheinend gut laufende Haimhausener Filiale nicht wie geplant am Samstag zu schließen. Den Gemeinden Karlsfeld und Schwabhausen, in denen ebenfalls Filialen geschlossen werden sollen, hatte Seidenath angeboten, sich dem Schreiben anzuschließen.

Die SPD-Landtagsfraktion hatte am vergangenen Donnerstag im bayerischen Landtag einen Dringlichkeitsantrag gestellt. Darin forderte sie die Staatsregierung auf, sich für die Einrichtung einer Transfergesellschaft für die Schlecker-Beschäftigten stark zu machen. "Diesen Antrag hat die CSU/FDP- Mehrheit in einer namentlichen Abstimmung klar abgelehnt", schreibt Güll. Im Landtagsplenum über die Schlecker-Krise habe Bernhard Seidenath die Ablehnung der CSU-Fraktion unter anderem damit begründet, dass es nicht Aufgabe des Staates sei, eine Drogeriemarktkette zu führen.

Seidenath bekräftigte am Mittwoch, dass sein Brief genau dem entspreche, was er im Landtag gesagt habe. Es sei bedauerlich, wenn die SPD nun versuche, das Thema "parteitaktisch" auszuschlachten. Die Kritik kam für ihn so unerwartet, dass er sogar anzweifelte, dass sein Kollege Martin Güll Urheber der Pressemitteilung ist. Auf Nachfrage bestätigte Güll der SZ jedoch, dass "alles aus meiner Feder" ist. "Wir haben offenkundig unterschiedliche Auffassungen von politischen Handlungsweisen". Für ihn sei es "politisch nicht redlich", einerseits Bittbriefe zu schreiben und im Landtag, wo das eigentliche Betätigungsfeld der Politik liege, keine Maßnahmen zu ergreifen. "Das ärgert mich einfach", sagte Güll.

© SZ vom 22.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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