Dachau:Die große Einigkeit

Lesezeit: 2 min

Bei einer Podiumsdiskussion im Franziskuswerk Schönbrunn bemühen sich die drei Landratskandidaten um leicht verständliche Antworten auf die Fragen der Behinderten. Wichtigstes Thema ist die Mobilität.

Von Walter Gierlich

Echte Differenzen waren nicht zu erkennen, als (von links) Stefan Löwl (CSU), Michaela Steiner (FW) und Martin Güll (SPD) in Schönbrunn diskutierten. (Foto: Toni Heigl)

Als das Wort Planfeststellungsbeschluss fällt, greift Moderatorin Bettina Wagner sofort ein. Die Mitarbeiterin des Franziskuswerks Schönbrunn fordert den CSU-Landratskandidaten Stefan Löwl auf, den Begriff aus der Bürokratensprache doch zu erläutern. Die drei Bewerber um den Chefposten im Landratsamt - neben Löwl Martin Güll (SPD) und Michaela Steiner (Freie Wähler) - geben sich zwar alle Mühe, sich einfach und verständlich auszudrücken bei der Podiumsdiskussion in einer der größten Behinderteneinrichtungen Bayerns, doch manchmal rutscht ihnen doch ein Fachausdruck durch, den nicht alle Besucher im Theatersaal des Franziskuswerks verstehen.

Am besten gelingt es den drei Kandidaten in ihrer kurzen persönlichen Vorstellung, sich möglichst einfach auszudrücken. Schließlich konnten sie sich darauf im Voraus vorbereiten. Stefan Löwl teilt dann etwa mit, dass er viel Erfahrung in der Verwaltung habe und dass er seit 20 Jahren der CSU angehöre, auch wenn er bisher politisch "nie sehr aktiv" war. Michaela Steiner erklärt, dass sie Vorsitzende der Solidargemeinschaft Dachauer Land ist und dass sie antrete, "weil mir unsere Heimat am Herzen liegt". Martin Güll verweist auf seine langjähriger Tätigkeit als Lehrer und Schulleiter in Indersdorf, teilt mit, dass er als Landtagsabgeordneter seit 2008 "in der großen Politik" engagiert sei. "Und trotzdem möchte ich für den schönen Landkreis Dachau der Chef werden."

Wirklich große Differenzen gibt es anfangs nicht in den Antworten auf die von Mitgliedern der Bewohnervertretung und der Werkstattvertretung gestellten Fragen. Alle betonen etwa, wie wichtig ihnen Inklusion ist. Und alle kündigen an, dass sie diese ausbauen und die Behinderten stärker in die Gesellschaft einbinden wollen. Ebenso kündigen auf die entsprechende Frage die drei Bewerber an, dass sie sich im Falle ihrer Wahl bemühen werden, den Landkreis barrierefrei zu machen.

Die Kandidaten lernen in der Diskussion aber auch einiges, etwa über die Probleme, die Bewohner und Beschäftigte des Franziskuswerks mit dem öffentlichen Nahverkehr haben. So klagt etwa ein Bewohner, dass es zu wenig Busse nach und von Schönbrunn gebe, "besonders am Wochenende". Der Landkreis versuche, dieses Problem mit Einführung des Anruf-Sammel-Taxis zu lösen, sagt Löwl. Dabei seien aber auch die Gemeinden gefordert. Für die wichtigste Strecke zum S-Bahnhof könnte nach Ansicht Gülls eine Lösung durch Gemeinde und Franziskuswerk geschaffen werden. Steiner schließlich nennt das Bürgertaxi, das auch den Grünen vorschwebe, als gute Möglichkeit einer besseren Anbindung.

Doch selbst wenn mehr Busse nach Schönbrunn verkehren würden, wäre nicht allen geholfen. Rollstuhlfahrer bräuchten Hebebühnen, die es längst nicht an allen Bussen gibt, wie eine Frau berichtet. Doch einer anderen Frau würden selbst solche Einstiegshilfen nicht viel nutzen, weil ihr Elektrorollstuhl zu breit sei. Sie fahre damit direkt zum S-Bahnhof, müsse aber stets vorher beim MVV anrufen, ob der Fahrstuhl am Dachauer Bahnhof funktioniere: "Sonst stehe ich dort am Bahnsteig und komme nicht weiter."

Selbst als der Röhrmooser FW-Bürgermeisterkandidat Volker Nist die Frage nach ihrer Haltung zur dritten Startbahn am Münchner Flughafen stellt, herrscht Übereinstimmung auf dem Podium. Die Freien Wähler seien immer schon dagegen gewesen und würden sich trotz des Urteils des Verwaltungsgerichtshofs weiter dafür einsetzen, dass sie nicht gebaut wird. Er habe in dieser Frage die SPD erst auf Linie gebracht, sagt Güll, der sich als ausgewiesener Startbahngegner darstellt und auch erklärt, wie wichtig die Einhaltung des Nachtflugverbots und der Flughöhen sei. "Wir sind uns alle einig, dass wir hier im Landkreis keine dritte Startbahn wollen", tut auch CSU-Mann Löwl kund. Ein Ausbau des Flughafens bringe nicht nur weiteren Luftverkehr, sondern auch zusätzliches Wachstum und mehr Autoverkehr. Güll allerdings reagiert angesichts der Haltung der CSU im Bayerischen Landtag skeptisch auf diese klare Aussage: "Ich bin gespannt, wie sich die CSU da im Kreistag positionieren wird."

© SZ vom 24.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: