Dachau:Biber im Gras

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Biber gelten als scheue Tiere. Silvia Gruber, Vorsitzende des Tierschutzvereins Dachau, staunte nicht schlecht, als sie einem der Nager begegnete, der sich eher benahm wie ein Hund.

Matthias Pöls

Es ist schwer vorstellbar, aber auch mit einem eher scheuen und freilebenden Biber ist es möglich spazieren zu gehen. "Als ob es ein Hund wäre", sagt Silvia Gruber, Vorsitzende des Tierschutzvereins Dachau, und läuft dem Nager auf einem Weg an der Amper gemütlich hinterher. Gerade eben hat sich der Biber aufgerichtet und ist losmarschiert. "Eine ganze Weile hat er nur gelegen", sagt Peter Sausen. Der ehrenamtliche Tierheim-Mitarbeiter ist von der Polizei verständigt worden. Denn das sehen die Beamten nicht alle Tage: Hinter der "Alten Liebe" an der Amper führt ein Rad- und Laufweg entlang, am Wegesrand hatte es sich der Biber, unbeeindruckt von Radlern und Fußgängern, bequem gemacht. Bis Silvia Gruber ihn leicht anstupste.

Polizei, Tierschützer, Passanten - auf den Ruheplatz konnte der Biber, der am Montag an der Amper gefunden wurde, verzichten. Keine Minute nach dem Schnappschuss des Fotografen verschwand das Wildtier denn auch im Fluss. (Foto: DAH)

Jetzt dreht der Biber mit seinen beiden Begleitern eine kleine Runde über den Weg und setzt sich dann erschöpft ins Gras. "Dass ein Biber Menschen so nah an sich ranlässt ist außergewöhnlich", sagt Silvia Gruber - keine Drohgebärden, kein Fauchen und kein natürlicher Fluchtinstinkt, obwohl sie mit Peter Sausen nur einen Meter entfernt vor dem Tier steht. Aber eine Verletzung ist nicht zu erkennen. Gruber will es genauer wissen. Vorsichtig gibt sie dem Nager wieder einen Stupser. Berührungen mag er gar nicht und spaziert wieder los. Nicht gerade elegant, etwas tapsig, aber dafür ist der Biber ja ein hervorragender Schwimmer. Daran scheint er sich gerade zu erinnern und rennt in Richtung Amper, platscht sofort hinein. Nicht dass er abtauchen würde - nein -, er verharrt im seichten Wasser und betrachtet die Tierschützer. Ungefähr zehn lange Minuten vergehen, dann taucht der Biber plötzlich ab und ist verschwunden. Gruber ist darüber erleichtert, denn "einen Biber hatten wir noch nie". Das Verhalten des Bibers ist rätselhaft. Alt oder krank wirkte er nicht. Vielleicht ist er an Menschen in seiner Umgebung schon gewöhnt. Aber dennoch ist er für ein wildes Tier zu vertrauenswürdig gewesen. "So nah bin ich in meinem Leben noch keinem Biber gekommen", sagt Gruber.

© SZ vom 16.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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