Berufsschule Dachau:Perspektiven für Asylbewerber

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Seit Beginn dieses Schuljahres erhalten junge Flüchtlinge an der Dachauer Berufsschule Unterricht. Das erfolgreiche Projekt finanzieren Sponsoren - bisher gibt es keine staatliche Förderung.

Von Robert Stocker

Verständigung ist die Voraussetzung für Integration: Die jungen Asylbewerber erhalten an der Berufsschule auch Deutschunterricht. (Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Schon seit Jahren betreut die Berufsschule Dachau benachteiligte Jugendliche, die keinen Ausbildungs- und Arbeitsplatz haben. Die jungen Leute, die im Berufsleben chancenlos sind, können an der Berufsschule den Hauptschulabschluss nachholen. Jetzt besuchen auch junge Asylbewerber die Berufsschule, um sich in ihrer neuen Heimat besser integrieren zu können. Seit Beginn dieses Schuljahres werden dort 18 berufsschulpflichtige junge Leute unterrichtet - nicht nur in Deutsch, sondern auch in berufsbezogenen Fächern. Das Projekt wurde vom Arbeitskreis Asyl und vom CSU-Landtagsabgeordneten Bernhard Seidenath angestoßen. Für die Finanzierung des Unterrichts konnte er private Sponsoren gewinnen.

"Der Arbeitskreis kam auf mich zu und fragte mich, ob ich mich darum kümmern kann", sagt der CSU-Abgeordnete. Seidenath sprach im Ministerium vor und erhielt eine Zusage. Für die Finanzierung des Projekts musste er allerdings Sponsoren finden, weil es dafür noch keine staatlichen Mittel gibt. Die Volksbank Raiffeisenbank und der Lionsclub sagten zu. Auch Schüler des Ignaz-Taschner-Gymnasiums spendeten 2000 Euro.

Der Versuch, jungen Asylbewerbern durch den Unterricht bessere Perspektiven zu geben, scheint an der Berufsschule erfolgreich zu laufen. "Wir haben mit ihnen gute Erfahrungen gemacht", sagt der stellvertretende Schulleiter Reinhard Pobel. "Sie sind sehr motiviert und begreifen das Angebot als Chance." Ein Schwerpunkt liegt natürlich auf dem Deutschunterricht, den eine externe Lehrkraft gibt. Dazu werden ihnen Kenntnisse in Datenverarbeitung, in Holztechnik und Sozialkunde vermittelt. Die jungen Leute sollen mehr über ihre neue Heimat, über Kultur und Lebensumstände erfahren. Wenn das Projekt erfolgreich ist, könnte es im nächsten Schuljahr zwei Klassen geben. "Möglicherweise gibt es dann auch eine staatliche Förderung", hofft Pobel. Schon heuer eine zweite Klasse einzurichten, sei organisatorisch nicht zu schaffen.

Ebenfalls 18 Schüler nehmen seit Beginn dieses Schuljahrs am Unterricht des "kooperativen Berufsintegrationsjahrs" teil, das früher Berufsvorbereitungsjahr hieß. Am Unterricht hat sich aber nichts geändert: Jugendliche, die keinen Schulabschluss haben, werden ein Jahr lang so gefördert, dass sie den Hauptschulabschluss erreichen. Als zusätzliche Betreuung steht ihnen eine sozialpädagogische Kraft zur Seite, die mit den Schülern Gespräche führt und sie motivieren soll. "Natürlich müssen die Schüler auch wollen", betont Pobel. Um Praktikumsplätze kümmert sich der Kinderschutzverein, der Kooperationspartner der Berufsschule ist und das sozialpädagogische Personal zur Verfügung stellt.

Änderungen gibt es aber bei der Finanzierung. Während vorher der Bund das "kooperative Berufsvorbereitungsjahr" finanzierte, wird das neue Projekt mit Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds gefördert. Der Haken: Der Landkreis muss in Vorleistung gehen und zunächst die Kosten für das sozialpädagogische Personal übernehmen. Am Ende des Schuljahrs könnte der Löwenanteil aus dem Sozialfonds zurückfließen. Pro Klasse und Schuljahr rechnet der Landkreis mit Kosten von 5000 Euro für die sozialpädagogische Betreuung, die eine externe Kraft übernehmen muss. In einer Eilentscheidung während der Sitzungsferien stimmte Landrat Hansjörg Christmann (CSU) der Finanzierung zu. Die segnete jetzt auch der Kreisausschuss ab. "Wir müssen diesen Jugendlichen eine Perspektive geben", bekräftigte SPD-Fraktionsvorsitzende Marianne Klaffki, "brauchen aber eine bedarfsgerechte Finanzierung". Die Landkreisverwaltung hatte den Bayerischen Landkreistag schon im Juli aufgefordert, auf eine Änderung der Finanzierung hinzuwirken. Denn einmal mehr werde die Verantwortung von oben nach unten auf die Kommunen verlagert. Für die Finanzierung der Bildung sind im Regelfall die Länder zuständig. "Die kommunalen Spitzenverbände sollen darauf drängen, dass der Staat seine Aufgabe wahrnimmt", forderte Landratsamtssprecher Gerhard Weber.

© SZ vom 24.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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