Crux:Im Reich der Schatten

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Schwarz zu Blau: Für Freunde von Electro und Hip-Hop ist das Crux die richtige Adresse. Im ehemaligen Zerwirk-Gewölbe wird bis in die Früh zwischen Schatten getanzt.

Ana Maria Michel

Wer ins Crux will, dem kann es leicht passieren, dass er vorbeiläuft, denn nach einem Schild kann man lange suchen. Nur zwei Türsteher weisen darauf hin, dass in der Ledererstraße 3 ein Club sein soll. "Das Crux ist hier ganz in der Nähe", sagen sie, um Touristen-Gruppen abzuwimmeln, die nach ein paar Maß im Hofbräuhaus einen Ort zum Tanzen suchen. Erst der große Schriftzug an der Kasse verrät den Gästen, dass sie im richtigen Club gelandet sind.

7 Euro kostet der Eintritt in der Regel. Television Rocks, ein kleines Label aus Köln, legt an diesem Freitagabend in dem Gewölbe, in dem früher das Zerwirk untergebracht war, Electro auf. Um 0:30 Uhr, wenn die Tanzflächen in anderen Clubs bereits aus den Nähten platzen, tanzt im Crux - zumindest an diesem Abend - noch niemand.

Doch nach und nach füllt sich der Club, der im Oktober 2009 eröffnet wurde. Die Neuankömmlinge tauchen als verschwommene Schatten hinter der Wand aus dicken Milchglas-Bausteinen auf. Sie gehen an der langen Bar vorbei, an der sich die meisten Gäste angelehnt haben und für 2,80 Euro Helles aus 0,33er-Flaschen trinken. Wer neu ankommt, schaut auf die Tanzfläche, schrickt vor der Leere zurück und sucht sich einen sicheren Platz am Rand. Es ist ein bisschen wie früher in der Tanzschule.

Irgendwann fängt das erste Pärchen an, das Tanzbein zu schwingen. Die in der Tanzschule gelernten Kombinationen sehen in Verbindung mit der elektronischen Musik merkwürdig aus. Immerhin werden mit der Zeit die anderen Gäste dazu animiert, die Tanzfläche zu betreten. Wie auf ein Zeichen fangen die Neon-Lichter an der Decke an, ihre Farbe zu wechseln.

Das Programm im Crux: Freitag Electro, Samstag Hip-Hop. Aber nicht jeder Freitag oder Samstag ist gleich, denn es gibt verschiedene Party-Formate und es kommt nicht selten vor, dass Hip-Hop und Electro vermischt werden. Oft werden Gast-DJs eingeladen, aber auch zwei der Betreiber - Marco Reger ( DJ Dan Gerous) und Thomas Nothaft ( DJ NotFX) - legen gerne den Hip-Hop auf, mit dem sie aufgewachsen sind.

Das DJ-Team ist an diesem Freitagabend eher unbekannt. Wahrscheinlich ist das der Grund, weshalb die Gäste an diesem Abend weitgehend fern geblieben sind. Das Programm des Clubs verspricht aber interessante und innovative Formate - zum Beispiel wird von elektronischer Musik beeinflusster New School Hip-Hop aufgelegt. An anderen Abenden lockt dies genauso wie die Präsenz bekannter DJs ein größeres Publikum an.

Die Leute, die an diesem Abend zu elektronischer Musik tanzen, sind nicht so stylisch gekleidet wie ein paar Meter weiter im Atomic Café - und das ist angenehm. Hier ist der ein oder andere Cappy-Träger mit XXL-Pulli zu finden, der nicht nur Hip-Hop, sondern auch Electro mag.

Zwischen den dunklen Schatten und den pechschwarzen Wänden des Gewölbes sind es die blauen Lichter und das rote Oberteil der Bar-Frau, die hervorstechen und zur Orientierung dienen. In dem dunklen Club kann man bei der hypnotisierenden Electro-Musik und dem Lichter-Spiel an der Decke schnell den Sinn für die Realität verlieren.

Gegen 4 Uhr tanzt plötzlich ein Skelett ausgelassen auf der Tanzfläche, trinkt Bier und steckt sich eine Zigarette an. Im Crux sorgt diese ungewöhnliche Verkleidung eines Nachtschwärmers, der ein T-Shirt mit Knochenaufdruck und eine Schädel-Maske trägt, bei niemandem für Verwunderung.

Ledererstraße 3, 80331 München, www.cruxmunich.de

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