Autoverkehr:Stau auf der Lindwurmstraße bis 2023

Lesezeit: 3 min

  • Die provisorische Abstützung der Bahnbrücke über die Lindwurmstraße wird bis zum Jahr 2023 bleiben.
  • Betroffene fürchten ein Stauchaos.
  • Immer wieder gibt es Streit zwischen DB und Stadt darüber, wer welchen Anteil an den teils hohen Kosten einer Sanierung trägt.

Von Marco Völklein, München

Martin Zahn ärgert sich seit Wochen. Der SZ-Leser aus Sendling passiert mehrmals täglich die Bahnbrücke über die Lindwurmstraße - und moniert, dass die ohnehin schon enge Durchfahrt seit Ende Juli noch enger ist. Damals ließ die Deutsche Bahn (DB) drei breite Pfeilerreihen als Stützen einziehen.

Deshalb steht in Fahrtrichtung Nord nur noch eine Fahrspur zur Verfügung, in Fahrtrichtung Süd ebenfalls nur eine; hinzu kommt die Abbiegespur in die Implerstraße in der Mitte. Zahn fragt: "Bleibt das so auch nach den Sommerferien?" - also auch dann, wenn die Zahl der Autos auf den Straßen wieder spürbar zunehmen wird?

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Die Antwort lautet: ja. Und vielmehr noch: Die provisorische Abstützung wird bis zum Jahr 2023 bleiben, auch wenn zum Jahreswechsel ein Stahlgerüst die aktuelle Konstruktion ersetzen wird. Die Engstelle für die Autofahrer bleibt auf jeden Fall. Auf der Fahrbahn kann man noch die ursprünglich markierten zwei Fahrstreifen pro Richtung erkennen.

Mittlerweile werden die Autos auf nur noch einer Spur je Richtung zwischen den Brückenpfeilern hindurchgeführt. "Das gibt ein Stauchaos", fürchtet Zahn. Und Richard Quaas, verkehrspolitischer Sprecher der CSU, ergänzt: "Das ist eine Zumutung für alle." Es sei Aufgabe der DB, "ihre Bauwerke regelmäßig ordentlich zu unterhalten". Dann bräuchte es auch keine überstürzten Abstützaktionen.

Anwohner wollen möglicherweise gegen erweitertes Bauwerk klagen

Tatsächlich wird über die Sanierung der Brücke seit Jahren debattiert. Lange Zeit hatten sich vor allem Fußgänger und Radfahrer über die schmalen Wege in der Unterführung beschwert. Mittlerweile beklagen auch vermehrt Autofahrer die Situation. Für viel Verdruss insbesondere auch im Stadtrat sorgt, dass bei dem Bauwerk offenkundig so gut wie nichts vorangeht.

Wer bei der Bahn nachfragt, erhält nur die Antwort, dass bis 2023 die mehr als 100 Jahre alte Unterführung durch einen Neubau ersetzt werden soll. Bis wann die Baugenehmigung beantragt werden soll, bis wann gar mit einem Baubeginn zu rechnen ist, das lässt die Bahn offen. Anwohner haben laut DB zudem angekündigt, gegen ein erweitertes Bauwerk klagen zu wollen.

Nach SZ-Informationen hat die DB Vertretern der Stadt zumindest einen Baubeginn für das Jahr 2020 in Aussicht gestellt. Geplant ist dann, einen Neubau zu errichten, der nicht nur breiter sein und damit Fußgängern und Radfahrern mehr Platz bieten wird. Vielmehr sollen dann auch Lastwagen und Busse leichter durch das enge Bauwerk kommen, weil die Durchfahrtshöhe von derzeit 3,70 Meter auf dann 4,50 Meter erweitert werden soll.

Die Brücke ist so marode, dass sich eine Sanierung nicht lohnt

Die Unterführung an der Lindwurmstraße ist aber nicht die einzige, die Probleme bereitet. Ähnlich eng ist zum Beispiel die Bahnbrücke über die Dachauer Straße in Moosach, an der es schon mehrmals zu Unfällen kam. Auch die Bahnbrücken über Rosenheimer und Bodenseestraße, über Balan- und Werinherstraße zählen zu den Bauwerken, an denen man aus Sicht der Stadt dringend etwas tun müsste.

Deshalb hatten die städtischen Planer dem Stadtrat im Herbst 2013 eine Liste mit etwa einem Dutzend Brücken vorgelegt, die nach und nach erneuert und aufgeweitet werden müssten, um Lastern wie anderen Verkehrsteilnehmern eine sichere Durchfahrt zu ermöglichen. Hinzu kommt, dass zahlreiche Bauwerke so marode sind, dass sie dringend erneuert werden müssten.

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Laut einer Aufstellung der Bundestagsgrünen von 2014 weisen allein in Bayern 175 von etwas mehr als 4600 Bahnbrücken so gravierende Schäden auf, dass sich eine Sanierung nicht lohnt. Sie müssen abgerissen und neu errichtet werden. Dazu zählt auch die Brücke an der Lindwurmstraße.

Das Problem ist nur: Immer wieder gibt es Streit zwischen DB und Stadt darüber, wer welchen Anteil an den teils hohen Kosten trägt. Die Bahn steht meist auf dem Standpunkt, dass sie nur für die Erneuerung des Status Quo aufkommen müsse. Eine Vergrößerung des Durchlasses oder eine Tieferlegung der Straße seien Sonderwünsche der Stadt, die diese zu bezahlen habe. Und so zögen sich die Verhandlungen in die Länge, berichtet ein Insider: "Schlecht dran ist immer der, der sich als erstes bewegt."

© SZ vom 09.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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