Typologie der Dschungelcamp-Bewohner:Warum Micaela als schöne Helena ein Bad nimmt

Kennen Sie Rocco Stark? Oder Micaela Schäfer? Vielleicht Kim Gloss? Im Dschungelcamp versammelt RTL scheinbar austauschbare B-Promis und inszeniert zwei Wochen Urwaldleben im Mikrokosmos. Der Sender verfolgt mit der Zusammenstellung der Camp-Bewohner ein ausgeklügeltes Konzept - jeder Teilnehmer hat seine feste Rolle.

Christopher Pramstaller

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Kennen Sie Rocco Stark? Oder Micaela Schäfer? Vielleicht Kim Gloss? Im Dschungelcamp versammelt RTL scheinbar austauschbare B-Promis und inszeniert zwei Wochen Urwaldleben im Mikrokosmos. Der Sender verfolgt mit der Zusammenstellung der Camp-Bewohner ein ausgeklügeltes Konzept - jeder Teilnehmer hat seine feste Rolle. Eine Typologie in Bildern.

Raus aus dem Promi-Leben, rein in die Wildnis. Schon die Ankunft im australischen Dschungel wird für die RTL-Promis zur Urerfahrung menschlichen Daseins. Auf sich selbst gestellt müssen die Heroen Prüfungen ablegen, um die Odyssee zu meistern und um ihr TV-Überleben zu sichern. Und wie jedes klassische Drama benötigt das Dschungelcamp prototypische Charaktere. Zentrale Rollen spielen dabei ...

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Dschungelcamp

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... die Moderatoren Sonja Zietlow und Dirk Bach. Nur zu ausgewählten Anlässen verlassen sie ihren Moderatoren-Olymp, um den Camp-Bewohnern ihre Nachrichten zukommen zu lassen. Zietlow und Bach sind die Mittler zwischen Zuschauern und Akteuren. Stets auf boshafte Distanz zum Geschehen bedacht, beobachten sie gemeinsam mit dem Zuschauer die Extremsituationen. Ihre teilweise virtuosen Moderatorentexte spielen eine derart zentrale Rolle wie selten im Reality-TV. Sie machen den Zuschauern deutlich, wie der Deal für die Teilnehmer aussieht: zeitweilige Entwürdigung gegen vorübergehende Aufmerksamkeit und Geld.

Die Ironie der Moderatoren kommt einer Verdoppelung der spielerischen Demütigungen gleich. Der Zuschauer kann dann erst recht feixend mitspielen. Einer der beobachteten Charaktere ist ...

Dschungelcamp

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... die stets halbnackte Schöne. Als eine Art moderne Helena bedient sie die Sehnsüchte der männlichen Zuschauer. Während ihres Bads im Dschungelteich ist sie die personifizierte sexuelle Provokation - eine Rolle dieser Art ist unverzichtbar für jedes Camp. Nie gab es ein Dschungelcamp ohne Begierde, die schon von Michaela Schaffrath, Nadja Abd el Farrag oder Indira Weis bedient wurde. Diesmal spielt diese Rolle vortrefflich: Micaela Schäfer, Ex-Topmodel-Kandidatin und DJane (das selbstverständlich auch leicht bekleidet).

Dschungelcamp

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Schäfers männliches Pendant: Daniel Lopes. Der Beau - gerne auch Single - soll mit seinem Heldenmut und stählernen Muskeln die weiblichen Zuschauer bezirzen. Welch ein Glücksfall wäre es für RTL gewesen, wenn dieser Paris die schöne Helena in sein Dschungelbett entführt hätte, wie es Jay Khan mit Indira Weis getan hatte. Doch daraus wurde in der diesjährigen Inszenierung nichts - Lopes musste das Camp frühzeitig verlassen.

Brigitte Nielsen Promi Big Brother

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Herausforderung Doppelrolle: Brigitte Nielsen ist einerseits (als reifes Gegenbild zu Micaela Schäfer) die alternde Schöne, wie sie Gitta Saxx in der vorangegangenen Ausgabe darstellte. Andererseits verkörpert sie als Ex-Gattin von Sylvester Stallone und Ex-Liaison von Arnold Schwarzenegger internationales Flair und Weltläufigkeit. Ein neues Rollen-Element im Dschungel.

Aber eine Doppelrolle ist noch nicht das Maximum. Gleich eine Tripelrolle ...

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... muss der Fußballspieler Ailton ausfüllen. Er soll die Rolle des Exoten übernehmen, gleichzeitig er selbst sein, also Ailton, was an und für sich schon eine nicht zu verachtende Herausforderung darstellt. Und seine dritte Rolle ist die des ruhigen und verständnisvollen Camp-Bewohners. Peer Kusmagk war allein mit letzterer Rolle zum Dschungelkönig geworden. Für Ailton wird das leider nichts mehr.

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Der Camp-Esoteriker: Vincent Raven. Als Magier mit Kolkraben behauptet er, übersinnliche Kräfte zu besitzen. Betont ruhig grenzt er sich von der Gruppe ab und sucht im TV-Dschungel geistige Erkenntnis. Doch wie schwer das sein kann, war zu beobachten, als Raven die Zuschauer nach einer verunglückten Prüfung bat, ihn aus dem Camp herauszuwählen, da er "spirituellen Stress" habe. RTL hat dieser Rolle überraschenderweise noch einmal eine Chance gegeben, nachdem Rainer Langhans als Ex-Kommunarde in der vorangegangenen Ausgabe keine lange Verweildauer im Camp vergönnt war. Ebenso wichtig ist die Rolle von ...

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... Ramona Leiß als Camp-Mutter. Auch Katy Karrenbauer und Lisa Fitz waren mit dieser tragende Funktion im Camp-Gefüge einst betraut, die sich in zwei Richtungen entwickeln kann: Entweder kommt der Mutterinstinkt durch, der die Camp-Mutter jede noch so absurde Prüfung annehmen lässt um die Gruppe zu ernähren. Oder es erfolgt der einsame Rückzug nach Streitereien mit den jüngeren Camp-Bewohnern, unverstanden von den Söhnen und Töchtern. Leiß entschied sich für Letzteres.

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Der Rest der Dschungel-Truppe hat mit Prominenz im klassischen Sinne endgültig nichts mehr zu tun.

Die heutigen Dschungel-Promis sind oft nur dort gelandet, weil auch die Nebenrollen besetzt werden müssen. Ob Kim Gloss früher mal bei Deutschland sucht den Superstar aufgetaucht ist, interessiert dabei genauso wenig ...

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... wie die Tatsache, dass Rocco Stark der Sohn von Uwe Ochsenknecht, ...

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... Martin Kesici ein gescheiterter Rock-Musiker ...

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...  oder Radost Bokel ein ehemaliger Kinderstar ist, der vor mehr als 25 Jahren mit der Hauptrolle im Film Momo bekannt wurde.

Sie sind dafür da, die Distanz zwischen dem Zuschauer und den Hauptrollen zu überbrücken.

Die Protagonisten begeben sich geplant und gegen Bezahlung in die Inszenierungs-Maschinerie und lassen sich als Projektionsfläche benutzen. Erstaunlich ist, wie stark die Teilnehmer selbst manchmal ihre Rollen thematisieren. Martin Kesici: "Wir sind einfach Teil einer geilen Show". Jazzy: "Mir ist völlig klar, worum es in dieser Sendung geht."

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So geht der RTL-Edel-Trash am Samstag ins große Finale. Nur einer der Bewohner wird am Ende als König oder Königin kurzzeitig in den Promi-Olymp emporsteigen. Manche Zuschauer halten das Dschungelcamp für den Untergang der Kultur - ohne es gesehen zu haben. Wer sich allerdings auf das RTL-Drama wirklich einlassen will, der muss es annehmen wie es ist: mit all seinen Ebenen, Bühnen, der Inszenierung und dem raffinierten Spiel um Authentizität.

© Süddeutsche.de/rela/gr
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