TV-Highlights 2011
Verfilmung des Jahres
Spannende Mehrteiler, ein skandalträchtiger Rapper, dessen Auszeichnung für Aufruhr sorgt, ein peinlicher Versprecher und Thomas Gottschalk, der zum allerletzten Mal "Wetten,dass..?" moderiert. Was das Fernsehen den Zuschauern im vergangenen Jahr vorsetzte. Die TV-Highlights 2011. Mit den Verfilmungen von Stieg Larssons "Millenium"-Trilogie wartet das ZDF zu Jahresbeginn auf. Schon als Buch und Kino ein großer Erfolg, ziehen "Verblendung", "Verdammnis" und "Vergebung" mit Michael Nyqvist und Noomi Rapace zuletzt mehr als 4,5 Millionen Menschen vor den Bildschirm. Womöglich der Grund, warum das ZDF auch im Januar 2012 auf den Schweden-Krimi setzt.
TV-Highlights 2011
Ermittler des Jahres
Rotzfrech und prollig die Eine, vergeistigt und wortkarg der Andere: Kaum ein Tatort-Team polarisiert die Zuschauer so sehr wie die neuen Frankfurter Ermittler Nina Kunzendorf und Joachim Król. Stets üppig dekolletiert, Cowboystiefel-tragend, taff und um keinen Kommentar unter der Gürtellinie verlegen, sehen viele Kommissarin Conny Mey als weibliche Variante der Pott-Kultfigur Horst Schimanski. Joachim Król gibt dagegen den problemgeplagten, aber alkoholaffinen Frank Steier gekonnt leise, nachdenklich und vor allem wortkarg. Ein Team, das seinesgleichen sucht.
TV-Highlights 2011
Panne/Versprecher des Jahres
Als Anfang Mai 2011 der meistgesuchte Terrorist der Welt, Osama bin Laden, von einem US-Sonderkommando erschossen wurde, erfuhr US-Präsident Barack Obama zuerst davon. Es scheint ein unsäglicher Zufall, dass ausgerechnet die Namen dieser beiden weltbekannten Männer sehr ähnlich klingen. Für viele TV-Moderatoren fast zu ähnlich. So schickt der US-Sender Fox die Eilmeldung "Obama bin Laden tot" raus, Spiegel Online meldet "US-Militär soll Obama auf hoher See bestatten", und sogar Regierungssprecher Steffen Seibert unterläuft ein Faux-pas. Er twittert: "#Kanzlerin: Obama verantwortlich für Tod tausender Unschuldiger, hat Grundwerte des Islam und aller Religionen verhöhnt". Peinlich, der Versprecher des Jahres.
TV-Highlights 2011
Talker des Jahres
Man kann nicht sagen, dass er der prominenteste Neuzugang der ARD in 2011 war - denn auch Thomas Gottschalk wird künftig im Ersten zu sehen sein. Aber als prominentesten Talker im Ersten dürfte Günther Jauch - im Bild mit Marcy Broders, einer Überlebenden der Anschläge vom 11. September 2001- durchgehen. Schließlich wurde eigens für ihn die sogenannte Talkleiste umstruktiert und Anne Will von ihrem Sonntags-Sendeplatz verbannt. So manchem mag Jauch allerdings noch zu wenig hartnäckig als Gastgeber sein. Spätestens wenn sein alter Freund Gottschalk zur Senderfamilie stößt, könnte das sogar beflügelnd wirken.
TV-Highlights 2011
Sport-Event des Jahres
Die WM im eigenen Land: Noch nie zuvor hatte der Frauenfußball so viele Zuschauer mobilisiert. ARD und ZDF erreichten zum Teil einen Marktanteil von mehr als 50 Prozent bei bis zu 17 Millionen Zuschauern. Wer mag da noch behaupten, Frauenfußball sei eine Nischensportart?
TV-Highlights 2011
Neubesetzung des Jahres
Seinem Skandal-Reigen setzt Charlie Sheen das Krönchen auf, als Anfang März publik wurde, Warner Brother habe den Vertrag mit dem Schauspieler für die US-Serie "Two and a Half Men" gekündigt. Sheen verkörperte darin den erfolglosen, aber bei Frauen umso beliebteren Filmmusik-Komponisten Charlie Harper. Sheens Aus bei der erfolgreichen US-Serie sorgt aber zugleich für die Neubesetzung des Jahres: Ashton Kutcher, bis dato häufiger als Demi Moores Ehemann in den Schlagzeilen denn als Schauspieler, tritt in Sheens Fußstapfen.
TV-Highlights 2011
Aufsteiger des Jahres
2011 ist definitiv ihr Jahr. Nachdem sich Klaas Heufer-Umlauf (l.) und Joko Winterscheidt lange genug in ihrer Sendung "MTV Home" ausprobieren und durch die Gegend blödeln konnten, bekommen sie vom ZDF mit "neo paradise" den adäquaten Ableger bei den Öffentlich-Rechtlichen. Prompt folgt das abendfüllende ProSieben-Format "17 Meter", und kurz darauf setzen sie ihren Eroberungsfeldzug mit "Die Rechnung geht auf uns" (ebenfalls ProSieben) fort. Was kann da noch kommen? Wenn die beiden am 31. Dezember die ZDF-Silvestergala live vom Brandenburger Tor moderieren, könnte das schon mal ein passendes Sprungbrett sein: Joko und Klaas sind die heißesten Kandidaten für Gottschalks Nachfolge bei "Wetten, dass..?" - zutrauen tun sie sich den Job bestimmt.
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Mehrteiler des Jahres
Intrigen, Macht, Mord und Sex - auf diese Attribute setzen das ZDF und ProSieben gleichermaßen, indem sie die Skandalfamilie Borgia wiederbeleben. Oliver Hirschbiegel inszeniert das Epos eigens fürs ZDF, unter anderem mit Andrea Sawatzki in aufregenden Kostümen, ProSieben holt sich die US-Version mit einem genialen Jeremy Irons in der Hauptrolle. Dass die beiden Mehrteiler fast zeitgleich ausgestrahlt werden, mag Zufall sein. Aber selten war Mittelalter spannender anzusehen!
TV-Highlights 2011
Rückkehr des Jahres
Zurück nach Hause - so mutet die Entscheidung Harald Schmidts an, weg von der ARD und wieder hin zu seinem Stammsender Sat 1 zu wechseln. Nicht zum ersten Mal, wohlgemerkt. Aber "Dirty Harry" fühlt sich anscheinend bei den Privaten wohler - auch wenn die Quoten nicht gerade für ihn sprechen. Im schlimmsten Fall könnte er ja wieder zurückwechseln - zur ARD.
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Aufreger des Jahres
Auch dieser TV-Moment passiert auf einer Preisverleihung: "Bad Boy" Bushido, der vor nicht allzulanger Zeit noch mit frauenfeindlichen und menschenverachtenden Songtexten auffiel, bekommt den Integrations-Bambi 2011. Für viele ein Affront! Grünen-Politikerin Claudia Roth spricht sich dagegen aus, ebenso Lesben- und Schwulenverbände. Auf Facebook bilden mehr als 15.000 Mitglieder die Gruppe "Kein Bambi für Bushido". "Rosenstolz"-Sänger Peter Plate fordert sogar noch während der Gala, dem Rapper die Auszeichnung abzusprechen "So einen Musiker auszuzeichnen, finde ich nicht korrekt." Ebenso wenig korrekt fand offenbar Schlagerstar Heino die Wahl der Jury - und gibt seinen Bambi prompt zurück. Bushido jedenfalls bedankt sich in einer äußerst zusammengestammelten Rede für den Preis - wer weiß, ob er auch sie in ein paar Jahren als Jugendsünde abtun wird?
TV-Highlights 2011
Krimi des Jahres
Wacher Blick, aber doch nicht von dieser Welt, eine wirre Frisur, und doch sehr adrettes Auftreten. Mit dem BBC-Produktion Sherlock holt Das Erste die Neuzeit-Version des verwirrten Detektivs ins Programm und springt auf den Sherlock-Erfolgszug mit auf. Nicht zuletzt, da Benedict Cumberbatch auch noch eine äußerst attraktive Besetzung ist, dürfen sich besonders die weiblichen Zuschauer 2012 auf die zweite Staffel der Mini-Krimireihe freuen.
TV-Highlights 2011
Live-Event des Jahres
Royal zieht - auch im Fernsehen. Und zwar nicht nur in Filmen und Serien, sondern besonders im richtigen Leben. So verfolgt im Frühjahr allein in Deutschland ein Millionenpublikum vor dem Fernseher, wie sich der britische Thronfolger Prinz William und seine Kate - nun Herzogin Catherine - in London das Jawort geben. Und, nicht zu vergessen: wie Kates jüngere Schwester Pippa im sexy geschnittenen Kleid zu "Her Royal Hotness" avanciert.
TV-Highlights 2011
Auftritt des Jahres
Ganz zum Schluss bekommt die Verleihung der Goldenen Kamera doch noch eine überraschende Wende. Als ARD-Sportmoderatorin Monica Lierhaus im hellblauen Seidenkleid die Bühne betritt, um den Ehrenpreis aus den Händen Günther Netzers entgegenzunehmen - dem Laudator, den sie sich ausdrücklich gewünscht hat. Es ist ein Comeback nach zwei Jahren, in denen Lierhaus schwer krank war, zeitweilig im künstlichen Koma lag - und das das Publikum zu Tränen rührt. Lierhaus fällt das Gehen noch sichtlich schwer, ihre Stimme klingt hölzern und monoton. Als verdiene das nicht schon genügend Respekt, macht sie ihrem Lebensgefährten, dem Produzenten Rolf Hellgardt, vor laufenden Kameras noch einen Heiratsantrag. Ein Schritt, den sie so nicht noch einmal tun würde, sagt sie später in einem Interview. Aber ein Schritt, der aus dem TV-Jahr 2011 nicht mehr wegzudenken ist.
TV-Highlights 2011
Casting-Show des Jahres
Als ProSieben mit der überdimensionalen Victory-Hand auf Werbetour ging, mögen viele gedacht haben: Nicht schon wieder ein x-beliebiges Castingformat! Doch The Voice of Germany sollte überraschen. In der Show nach US-Vorbild soll es nur um die Stimme der Kandidaten gehen, nicht um Aussehen, Herkunft oder Gebaren. Die Jury ist mit Rock-Mama Nena und Soul-Papst Xavier Naidoo auch mit prominenten Zugpferden besetzt, die man so ganz und gar nicht auf Casting-Show-Niveau vermutet. Und prompt: Nach den ersten Folgen holt The Voice regelmäßig Traumquoten - zuletzt sogar 4,89 Millionen Zuschauer - und stellt Konkurrenten wie Dieter Bohlens "Das Supertalent" ins Abseits. Auch wenn es fraglich bleibt, ob tatsächlich nur die Stimme zählt. Spannend bleibt es trotzdem.
TV-Highlights 2011
Abgang des Jahres
Wenn ein ganz Großer geht - rund 15 Millionen Zuschauer verfolgen am 3. Dezember 2011 Thomas Gottschalks letzten Auftritt bei "Wetten, dass..?". Lange wurde sein letzter Schritt angekündigt und bis zuletzt gerätselt, ob er vielleicht nicht doch bleibt. Besonders, nachdem ihm Nachfolge-Favorit Hape Kerkeling einen Korb gegeben hatte. Aber es hilft nichts: Thomas Gottschalk geht - und kommt doch wieder. Von Januar 2012 an wird er im ARD-Vorabend über Alltägliches und Absurdes plaudern. Wie es allerdings mit "Wetten, dass..?" weitergeht, bleibt nach wie vor ein Rätsel.