Harald Schmidt wieder bei Sat 1:Schmidtchen Schleicher

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Harald Schmidt ist der Straßenkreuzer des gehobenen Ungehobeltseins. Zum gefühlt tausendsten Mal präsentiert der Talk-Veteran eine neue Late-Night-Show. Im neuen alten Sender. Man kennt das schon: Er freut sich.

Carolin Gasteiger

Darauf musste die TV-Nation dreieinhalb Monate warten. Nun heißt es wieder: Stand-up, Satire und Schabernack. Bissig und unbarmherzig wird Talk-Veteran Harald Schmidt künftig auf Sat 1 Gott und die Welt durch den Kakao ziehen. Und fast ganz Deutschland wird seine Läster-Elogen jeden Dienstag- und Mittwochabend vor dem Fernseher verfolgen. So wünscht sich das zumindest der Sender Sat 1.

Harald Schmidt kehrt zu Sat 1 zurück und will mit seiner Late-Night-Show den Mario Götze der Fernsehunterhaltung geben. (Foto: obs)

Der Slogan "Endlich daheim" läuft in dessen Werbeprogramm rauf und runter: Schmidt selbst spielt gekonnt ironisch "Wer bin ich", um am Ende die Botschaft zu verkünden, auf die ganz Deutschland gewartet hat: Harald Schmidt kehrt zu Sat 1 zurück.

Schmidts Comeback war lange vorbereitet. Kurz nach dem Bruch mit der ARD im September 2010 ließ sich der Entertainer kaum eine Gelegenheit entgehen, gegen seinen früheren Arbeitgeber zu schießen. Nun also die Rückkehr zu seinen alten, neuen Wurzeln: Zu dem Sender, in dem er von 1995 bis 2003 mit der "Harald Schmidt Show" zeitweilig für Topquoten sorgte. Und sich austoben konnte. Das hatte er davor ja auch schon in der ARD getan. Ein Talker-Kreuzzug also, dass es eine Art hat.

Und nun? Neue Form, neues Prinzip, neues Outfit vielleicht? Weit gefehlt. Schmidt beruft sich auf das, was er am besten kann: talken. So sehen es auch die Macher seiner Show. Geschäftspartner Fred Kogel betont seit der ersten Bekanntgabe: "Das Konzept wird die klassische Harald-Schmidt-Show der früheren Sat-1-Zeit sein."

Also bissiges Stand-up, lockerer Plausch mit den Studiogästen und natürlich "Dirty Harrys" unverwechselbare Playmobilfiguren. Auf der Internetseite der Show rangiert all das unter der Rubrik "Klassiker-Archiv" - auf das in der neuen Show bewusst zurückgegriffen wird. Was die Gäste der Premierensendung betrifft, hätte man sich Spannendere erwartet: Hape Kerkeling und die Band Guano Apes. Offenbar will man kein Risiko eingehen.

Aber Harald Schmidt will eh nur eines: reden ohne Ende. "Das deutsche Volk will zugelabert werden", verkündet er in einem Interview mit der Bild-Zeitung. Schon jetzt denkt er an einen dritten Sendeplatz, am liebsten donnerstags. Aber da talkt derzeit noch Kollege Kerner. Ginge es nach Schmidt, könnte sich das aber bald ändern. Der 54-Jährige legt die Latte hoch: Er wolle den Mario Götze der deutschen Fernsehunterhaltung geben, zitiert ihn Bild. "Ich sehe überall nur Ballacks und Frings'."

Bleibt abzuwarten, ob sich Harald Schmidt mit seiner Rückkehr zu Sat 1 wieder in der ersten Liga festspielt. Der Borusse Götze mag zur Zeit die Fußballfans bezaubern. Die Frage wird sein, ob der Schwabe Schmidt vor seinem immer noch treuen Satire-Publikum nicht doch auf Zeit spielt oder gar ein Eigentor schießt.

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