Nachlese zum "Tatort: Luzern":Mit wehleidiger Cowboyhaftigkeit

Lesezeit: 2 min

Die Darsteller Delia Mayer und Stefan Gubser im Tatort: Luzern. (Foto: ARD Degeto/SRF/Daniel Winkler)

Sie wollen mitreden über den "Tatort"? Wir sagen Ihnen, warum mit den Schweizer Kommissaren keine Holterdipolter-Ermittlungen zu machen sind, ihr aktueller Fall aber mit einem Donnerschlag endet. Die Tops, Flops und wichtigsten Erkenntnisse aus "Zwischen zwei Welten".

Von Matthias Kohlmaier

Darum geht's:

Alles in allem könnte der aktuelle Schweizer Tatort auch unter dem Motto "Männer gegen Frauen" stehen. Eine alleinerziehende Mutter ist tot, sie hatte drei Kinder von drei verschiedenen Männern. Einer davon ist in einer Selbsthilfegruppe, die theoretisch geschiedenen Männern helfen soll, praktisch aber ein Zusammenschluss von Männern ist, die ihre Ex-Frauen terrorisieren. Und dann kommt auch noch ein Mann ins Spiel, der behauptet, mit Toten in Kontakt treten zu können. Kompliziertes Terrain für die Kommissare Liz Ritschard und Reto Flückiger.

Lesen Sie hier die Rezension von SZ- Tatort-Kritiker Holger Gertz.

Tatort Luzern
:Komplett vernagelt

Das Opfer ist im Jenseits nicht zu erreichen, also müssen die beiden Kommissare Flückiger und Ritschard selbst herausfinden, wie und warum die Mutter dreier Kinder von einer Brücke gestürzt ist. Ein zäher Tatort mit einer kreuzbraven Idee.

Von Holger Gertz

Bezeichnender Dialog:

Die Kommissare treffen erstmals auf Pablo Guggisberg, der sich selbst für ein Medium hält:

Guggisberg: "Ich würde Ihnen gern bei den Ermittlungen behilflich sein, wenn Sie das möchten."

Ritschard: "Indem Sie Kontakt mit Donna Müller (Anm. d. Red., der Toten) aufnehmen?"

Guggisberg. "Ja."

Flückiger: "Und Sie glauben im Ernst, dass Donna Müller Ihnen sagt, wer sie umgebracht hat?"

Guggisberg: "Möglicherweise gibt sie mir einen Hinweis."

Ritschard: "Wofür arbeiten wir dann noch?"

Guggisberg: "Für die Beweise. Die Informationen, die ich Ihnen geben könnte, sind vor Gericht nichts wert."

Die beste Szene:

Die drei Kinder werden nach dem Tod ihrer Mutter vorerst in einem Krankenhaus untergebracht. Irgendwann in der Nacht schleicht sich der Junge in das Zimmer seiner Halbschwestern. Langsam geht er zum Bett einer der beiden und sagt todtraurig: "Kann ich ne Weile zu dir kommen?" Sie hebt langsam die Decke, rutscht ein wenig zur Seite und er kuschelt sich zu ihr. Beide starren an die Decke und sagen kein Wort mehr, der ganze Schmerz ist in ihren Augen zu sehen.

Die Erkenntnis:

Stefan Gubser ist eine Schweizer Mischung aus Al Pacino und Robert De Niro. Das Gesicht knochenhart und zerfurcht, meist mit dem Ausdruck grimmiger Cowboyhaftigkeit. Dazu spricht er nur das Nötigste, und gelegentlich nicht mal das. Dem Image zuwider läuft es ein wenig, dass er irgendwann mit männlicher Wehleidigkeit (oder: wehleidiger Männlichkeit) im Blick sagt: "Mich beschäftigt manchmal, dass ich allein bin, wenn ich mal ins Gras beiße." Vielleicht setzt ihm das Wohnen auf seinem Hausboot ein wenig zu.

Die besten Zuschauerkommentare:

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Top:

"Zwischen zwei Welten" ist ein düsterer Tatort, klassisches Kontrastprogramm zum Münsteraner Comedy-Krimi der Vorwoche. Viele Szenen sind mit unruhiger Handkamera gedreht, dazu wenig Musik, wenig Licht. Puristisch und auf das Wesentliche konzentriert.

Flop:

Die sich nur ganz, ganz langsam steigernde Geschwindigkeit des Films muss man schon ertragen können. Holterdipolter-Ermittlungen sind mit den Schweizern nicht zu machen.

Die Schlusspointe:

Kommt wie ein Donnerschlag und tut richtig weh. Alles gipfelt in einem Doppelverhör, die Frauen auf der einen Seite der Glasscheibe, die Männer auf der anderen. Ein Vater will seine Tochter schützen, aber es ist längst zu spät. Auf beiden Seiten der Scheibe wird geweint. Aber nicht klinisch rein, wie oft in Filmen geweint wird, sondern hysterisch, machtlos, eben so, wie Menschen weinen, wenn etwas Grausames passiert ist. Ein großes Ende.

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