"Bunte" gegen "Stern":Brief an Hubert Burda

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Weiter geht's im Bespitzelungs-Zwist von Bunte und Stern: Nun fordert Renate Künast eine Entschuldigung der Auftraggeber im Burda-Verlag.

Christopher Keil

Die Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, Renate Künast, erwartet in der " Bunte-Affäre" eine Entschuldigung von Hubert Burda. In einem Brief an den Chef des Münchner Verlagshauses fordert Künast: "Sie müssen öffentlich klarstellen, dass weder das Vorgehen der beauftragten Agentur noch die in diesem Zusammenhang erklärte Auffassung der Bunte-Redaktion und ihrer Chefredakteurin vom Umgang mit dem Privatleben von Politikern dem publizistischen und verlegerischen Selbstverständnis Ihres Hauses entsprechen."

Vergangene Woche war durch eine Enthüllung des Magazins Stern bekannt geworden, dass eine Foto-Agentur im Auftrag des People-Magazins Bunte Politiker wie Franz Müntefering (SPD), Oskar Lafontaine (Die Linke) und Horst Seehofer (CSU) offenbar regelrecht überwacht hatte.

Bunte-Chefredakteurin Patricia Riekel sieht keinen Bedarf für eine Entschuldigung. In einem Interview mit der Welt am Sonntag sagte sie: "Wenn wir veranlasst hätten, dass in eine Wohnung hineinfotografiert wird oder Ähnliches, dann müssten wir uns entschuldigen, selbstverständlich. Aber so etwas ist nicht passiert. Und wenn etwas schiefgelaufen ist, dann wussten wir nichts davon."

"Recht auf eine Klarstellung"

Künast wandte sich auch an den Bundestagspräsidenten Norbert Lammert (CDU): "Der von der Bunte-Redaktion erteilte Auftrag für eine so genannte "Fotorecherche" über das Privatleben von Franz Müntefering, Oskar Lafontaine u.a. ist ein massiver Verstoß" gegen den Grundsatz: "Privat ist, was beruflich keine Relevanz besitzt." Insofern trage "Frau Riekel, selbst, wenn sie von den bei der Auftragserfüllung angewandten Methoden nichts gewusst haben sollte, Verantwortung für das, was ihre Auftraggeber angerichtet haben. Zur Debatte steht hier nicht die Pressefreiheit, sondern ein Missverständnis von Pressefreiheit."

Die Mitglieder des Bundestages, so die Grünen-Politikerin, "haben das Recht auf eine Klarstellung": Burda solle erklären, ob und wie er in Zukunft eine Wiederholung verhindere. Es könne jedenfalls nicht sein, "dass in Zukunft Mitglieder des Deutschen Bundestages damit rechnen müssen, auf Schritt und Tritt bis hinein in ihre privaten Angelegenheiten observiert zu werden, weil es das Sensationsbedürfnis von bestimmten Medien verlangt".

© SZ vom 2.3.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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