ARD-Reihe "Die Diplomatin":"Homeland" öffentlich-rechtlich

Lesezeit: 2 min

Karla Lorenz (Natalia Wörner) sucht nach Entführungsopfern. (Foto: ARD Degeto)

Der Gegner der "Diplomatin" in der ARD ist nicht der internationale Terrorismus. Sondern der Terror der karrieregeilen Kollegen daheim.

Von Karoline Meta Beisel

Was war denn da bloß los in Bahrein? Muss ja wirklich ein dolles Ding gewesen sein, das sich die Lorenz da geleistet hat, wenn niemand darüber reden will. Nur die Folgen kann man sehen: Die einstige Vorzeige-Diplomatin Karla Lorenz (Natalia Wörner) ist in Deutschland zum Aktenschrubben verdonnert worden. Die Welt sieht sie höchstens noch, wenn sie zum Rauchen aufs Dach des Auswärtigen Amts steigt und runterguckt auf Berlin.

Zum Glück hatte die Lorenz aber mal eine Affäre mit einem Mann, der jetzt wichtig ist: dem Verteidigungsminister der Philippinen. Als dort zwei Deutsche verloren gehen, Touristen scheinbar, bekommt Lorenz die Chance, sich zu rehabilitieren: Sie wird losgeschickt, um die Sache aufzuklären.

Der Terror daheim

So beginnt "Entführung in Manila", der erste Einsatz für Die Diplomatin, eine neue Reihe in der ARD. Natalia Wörner mit ungewohnter Ponyfriseur ist darin eine Art öffentlich-rechtliche Carrie Mathison: Wie die Heldin aus Homeland fährt sie in Wagen mit verspiegelten Scheiben durch exotische Länder und plaudert mit Informanten in Garküchen-Hinterzimmern (gedreht wurde übrigens in Thailand).

Nur dass es in der ARD eben nicht ganz so bedrohlich zugeht wie in der US-Serie, und der Gegner nicht der internationale Terrorismus ist, sondern vor allem der Terror daheim, der unter den karrieregeilen Kollegen: Jeder sägt am Stuhl des anderen.

In "Entführung in Manila" bekommt es Karla Lorenz gleich mit mehreren solcher unangenehmen Kollegen zu tun, vor allem mit bissigen Frauen. Die Botschafterin in Manila zum Beispiel, Frau Eisenbarg (Susanna Simon) ist eine Zicke erster Güte:

Eisenbarg: "Ich habe gehört, sie waren Botschafterin in Bahrein. Und jetzt sind sie. . .?"

Lorenz: "Zur besonderen Verfügung."

Eisenbarg: "Das tut mir leid. Nicht jedem von uns ist es vergönnt, so eine Verpflichtung dauerhaft auszuüben."

Ein Fehltritt aus Überzeugung

Weniger leicht durchschaubar ist das schmierige Bürschchen mit dem passenden Namen Nikolaus Tanz (Jannik Schümann). Eigentlich hat Eisenbarg ihn abgestellt, um Frau Lorenz auf die Finger zu schauen. Aber auch er will ja eigentlich bloß weiterkommen, und bald sieht es so aus, als wäre er doch einer von den Guten.

Apropos: Diese Sache in Bahrein wird nach langen Sendeminuten endlich auch aufgeklärt. Lorenz hatte einer misshandelten Frau auf eigene Faust die Ausreise nach Deutschland ermöglicht. Weil ihr zurückgelassener Gatte noch so einer von diesen wichtigen Männern ist, gab es allen möglichen Ärger. Ein Fehltritt aus Überzeugung also, Potzblitz! Aber ist ja eben auch Die Diplomatin, und nicht Homeland.

Die Diplomatin: Entführung in Manila , ARD, 20.15 Uhr.

© SZ vom 13.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: