Kinderwunsch:Die schwierige Suche nach dem einfachen Familienglück

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Lenja auf dem Spielplatz. (Foto: Picasa)

Wie lebt es sich, wenn die Eltern homosexuell sind? Lenja ist ein Mädchen, das in einer außergewöhnlichen Familie aufwächst: Ihre Mutter ist lesbisch, ihr Vater schwul.

Von Martin Wittmann

Möchte ich ein Kind? Es gibt wohl kaum Entscheidungen im Leben, die folgenreicher sind. Petra und Daniel hatten für sich eine Antwort gefunden - aber eben jeder für sich. Offen blieb die Frage, die kaum weniger wichtig erscheint als die nach dem ob: mit wem? In den Beziehungen, die sie führten, war kein Nachwuchs zu erwarten. Petra ist lesbisch, Daniel schwul. Was konnten sie tun? 2008 gingen sie mit ihrem Kinderwunsch ins Internet. Der Ort, an dem sie einander treffen sollten, heißt spermaspender.de.

Ihr Kind kam am Ende eines langen Tages zur Welt, sechs Minuten vor Mitternacht, am 29. Mai 2009. Lenja war 53 Zentimeter groß und 3320 Gramm schwer, am Köpfchen hatte sie einen dunklen Schopf. Sie freue sich auf eine bunte Familie, hieß es in der Geburtsanzeige in der Zeitung, darunter stand ein Zitat des Philosophen Paul Watzlawick: "In der Wahl seiner Eltern kann man nicht vorsichtig genug sein!"

Petra, zu diesem Zeitpunkt 40, und Daniel, 45, einte nichts außer dem Baby. Keine Beziehung zueinander, keine Liebe füreinander. Sie haben keine gemeinsame Wohnung, führen kein gemeinsames Konto. Die beiden erzählten damals bei Kaffee und Kuchen, welche verschlungenen Wege sie gehen mussten, um ihre Familie zu gründen. Ihre Elternschaft ist sicher ungewöhnlich, beispiellos aber ist sie nicht.

Tausende Homosexuelle haben wie Petra und Daniel in Deutschland Kinder bekommen, offizielle Zahlen gibt es nicht, was in der inoffiziellen Natur der Sache liegt. Als diesen Sommer die Ehe für alle beschlossen wurde, die homosexuellen Paaren seit dem 1. Oktober nicht nur das Recht gibt, zu heiraten, sondern auch Kinder zu adoptieren, begann jedenfalls nicht die Zeit der Regenbogenfamilien - die gibt es längst. Aber nicht nur diejenigen, die kürzlich im Bundestag gegen das neue Gesetz stimmten, fragen sich, wie kompliziert die Suche nach dem einfachen Familienglück sein kann.

Im Frühjahr 2017 ist Lenja acht Jahre alt geworden. Wie geht es dem Mädchen und seiner weit verzweigten Verwandtschaft heute? Was ist aus den Erwartungen und Hoffnungen, aus den Sorgen und Ängsten ihrer Eltern geworden? Wie funktioniert so eine bunte Familie im Alltag?

Ein Wiedersehen mit der Familie acht Jahre nach dem ersten Besuch, um eine Geschichte vom Glück und Unglück der Regenbogenfamilien zu erzählen.

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:Zwei Mamas und zwei Papas

Wie geht Familie, wenn Mutter und Vater lesbisch und schwul sind? Die Geschichte von Lenja, einem ganz normalen Mädchen mit einer außergewöhnlichen Familie.

Text von Martin Wittmann, Fotos: Privat

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