Studie zu Frauen in Kultur und Medien:Intendanten sind männlich, Souffleusen weiblich

'Hexenjagd' bei den Bad Hersfelder Festspielen

Nein, ganz so furchtbar ist es nicht. Aber immer noch werden die wichtigen Positionen in Kultur und Medien mehrheitlich von Männern besetzt. Im Bild: Szene aus "Hexenjagd" bei den Bad Hersfelder Festspielen - eine Inszenierung von Intendant Dieter Wedel.

(Foto: dpa)

Wie steht es um die Gleichberechtigung in Kultur und Medien? Eine Studie zeigt: Die Annahme vom männlichen Genie und dem dienstbaren weiblichen Geist hält sich hartnäckig.

Analyse von Susan Vahabzadeh

Die Gleichstellung von Frauen ist zwar ein Dauerthema, aber eine umfassende Studie zu Frauen im Kulturbetrieb erschien zuletzt vor mehr als fünfzehn Jahren. Der Deutsche Kulturrat hat nun, im Auftrag von Kulturstaatsministerin Monika Grütters, ein Mammutwerk zu diesem Thema vorgestellt, in das auch ältere Daten des Kulturrats miteingeflossen sind - Zahlen aus zwanzig Jahren, erhoben zwischen 1994 und 2014. Spartenübergreifend geht es in "Frauen in Kultur und Medien" um Posten und Preise und Freiberufler.

Es wäre eine Überraschung, wenn es in der Kunst Parität gäbe - das ist natürlich nicht so. Insgesamt ist es so wie überall: Der Frauenanteil sinkt, wo hohe Einkommen und viel Ruhm verteilt werden. Eine solche Studie ist deshalb wichtig. Sie untermauert, was sonst nur ein Eindruck wäre. Manches ist darüber hinaus dann doch erstaunlich. Warum zum Beispiel wächst der Einkommensabstand zwischen Künstlern und Künstlerinnen mit zunehmendem Alter?

Drei Prozent aller berufstätigen Deutschen arbeiten im Kulturbereich, oft in akademischen Berufen. An den Unis studieren - das war 1994 noch nicht so - fast so viele Frauen wie Männer. Nach der Zeit an der Uni sinkt der Frauenanteil, fast überall. Kann man da gegensteuern? Gerade im Kulturbetrieb gibt es viel Stimmung gegen staatliche Eingriffe, weil, so heißt es dann, man Kreativität nicht über Quoten regeln könne.

Mehr Museumsleitungen werden von Frauen übernommen - geschadet hat das nicht

Dem Argument widerspricht Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Kulturrats und zusammen mit Gabriele Schulz und Caroline Ries einer der Autoren, bereits im Vorwort: Diversität schadet der Kreativität grundsätzlich nicht. Und es gibt Felder, die auch jetzt schon leichter zu steuern sind als die Verteilung von Regie-Aufträgen beim Privatfernsehen, die Verteilung von Museumsleitungen zum Beispiel, bei denen der Anteil von Frauen stark gestiegen ist seit 1994. Das hat dem Erfolg deutscher Museen, die in den letzten Jahren mehr Publikum erreicht haben als je zuvor, offensichtlich nicht geschadet.

Die Autoren der Studie haben sich Ausbildung und Job-Verteilung angeschaut, an Musikhochschulen und Theatern. Es bleibt einstweilen dabei: Intendanten sind mehrheitlich männlich, dafür ist Soufflieren Frauensache. Man erkennt da, wie sehr die Begriffe vom männlichen Genie und dem dienstbaren weiblichen Geist die Berufe im Kulturbereich prägen. Wenn Frauen unmusikalisch wären, dann kämen sie auch unter Orchestermusikern nicht vor. Dirigenten werden sie trotzdem nicht. Dafür dominieren sie einen anderen Bereich: den Musikunterricht.

Aber in den meisten Feldern steigt der Frauenanteil - und die Studie erwähnt auch, dass Verbände daran ihren Anteil haben. Wie Pro Quote, ein Verein von Regisseurinnen, der in wenigen Jahren erreicht hat, dass man zumindest weiß, wie ungleich Fördergelder und Aufträge verteilt werden - und immerhin gibt es inzwischen Erfolge. Die Degeto beispielsweise, die Filme für die ARD produziert, hat sich verpflichtet, 20 Prozent der Projekte an Regisseurinnen zu vergeben.

In der medialen Berichterstattung sind Frauen Randfiguren, deren Bücher angeblich nicht mithalten können

Die Berichterstattung über Kunst hat die Studie nicht direkt ausgewertet - es gibt aber im letzten Teil Zitate aus Gesprächen mit Frauen aus dem Kulturbetrieb, Künstlerinnen und Autorinnen, die beschreiben, wie ihr Werk medial gespiegelt wird, als Randfiguren, deren Bücher nicht mithalten können mit denen von Männern. Nun kann zwar keine Autorin nachweisen, dass ihr Buch doch so gut ist wie das von einem männlichem Kollegen - aber ernst nehmen kann man den Einwand dennoch.

Die San Diego State University hat gerade eine Studie veröffentlicht, für die sie die Filmkritiken aus drei Monaten auswertete - Kritiken werden überwiegend von Männern geschrieben, die sich überwiegend für Filme mit männlichen Protagonisten entschieden. Das hat größere Auswirkungen, als man denkt: Weil, so argumentiert Martha Lauzen, die Autorin der Studie, die Filmemacherinnen ja auch noch die Filme mit den kleinen Budgets machen, die die Aufmerksamkeit dringender brauchen.

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