Am Wochenende hätte der Filmemacher Nate Parker, der bis vor Kurzem als große Nachwuchshoffnung des amerikanischen Kinos gefeiert wurde, sein Sklavendrama "The Birth of a Nation" im US-Filminstitut in Los Angeles vorstellen sollen.
Die Veranstalter sagten die Vorführung allerdings ab, weil der 36-Jährige in Hollywood gerade vom Regiestar zur zweifelhaften Figur wird. Der Grund: ein Vergewaltigungsprozess gegen ihn im Jahr 1999, der erst jetzt bekannt wurde.
Anfang des Jahres hatte Parkers kleine Independent-Produktion "The Birth of a Nation" beim Filmfestival in Sundance Premiere und wurde prompt vom Hollywoodstudio Fox Searchlight aufgekauft, für 17,5 Millionen Dollar. Das ist die höchste Summe, die je ein Studio bei dem Nachwuchsfestival ausgegeben hat. Brancheninsider munkeln seitdem, einer der Gründe für diese Rekordsumme könnte Parkers Hautfarbe sein - der Regisseur und gleichzeitig Hauptdarsteller des Films ist schwarz. Und die Premiere des Werks fiel mitten in den Streit darüber, dass bei der jährlichen Oscar-Verleihung hauptsächlich weiße Filmemacher nominiert würden. Der Plan des Fox-Studios: Parker mit seinem Film als schwarzen Star-Kandidaten für die kommende Oscar-Saison aufzustellen.
Parker wurde freigesprochen - sein Freund verurteilt
Nun griffen US-Medien aber auf, dass Parker und sein Freund Jean Celestin, der am Drehbuch mitgeschrieben hat, 1999 beschuldigt wurden, eine damals 18-Jährige vergewaltigt zu haben. Das Mädchen gab an, bewusstlos gewesen zu sein, weil sie zu viel getrunken habe. Die beiden Männer sagten aus, der Sex sei einvernehmlich gewesen. Parker wurde von den Vorwürfen 2001 freigesprochen, aber Celestin wurde der sexuellen Nötigung für schuldig befunden. Er legte Berufung ein, jedoch kam es zu keinem neuen Prozess, da das Opfer es ablehnte, erneut auszusagen.
In der vergangenen Woche berichtete die US-Filmzeitschrift Variety, dass die Frau sich 2012 das Leben genommen hat. Sie soll über 200 Schlaftabletten geschluckt haben. Ob der Selbstmord in Zusammenhang mit dem Ereignis von 1999 steht, ist nicht bekannt.
Parker schrieb in einem Statement auf Facebook, dass er auch erst jetzt durch den Medienbericht von ihrem Tod erfahren habe und am Boden zerstört sei. Als Ehemann, Vater und Gläubiger könne er den Schmerz der Angehörigen aus vollem Herzen nachvollziehen und bedaure zutiefst die Pein, die das Mädchen während des Prozesses habe durchmachen müsse. Er beteuerte aber weiterhin seine Unschuld und verwies nochmals auf den Freispruch.
Bei einer Veranstaltung am Wochenende äußerte er sich zudem erstmals öffentlich zu den Vorgängen. Es tue ihm leid, dass er mit seinem Film so vehement gegen Rassismus kämpfe, aber im Privatleben seine Rolle als Mann so unreflektiert machohaft verstanden und Frauen respektlos behandelt habe. Er sei ein "Hund" gewesen. Seine Oscar-Kampagne könnte durch diese heikle Geschichte nun vorbei sein, bevor sie überhaupt begonnen hat.