Filmstarts der Woche:Welche Kinofilme sich lohnen und welche nicht

Jella Haase zeigt, dass sie viel mehr spielen kann als die prollige Chantel in der "Fack ju Göhte"-Reihe. Und ein deutscher Regisseur geht bei seinem Hollywood-Debüt baden. Die Filmstarts.

Von den SZ-Kinokritikern

1 / 10

1001 Nacht: Teil 3 - Der Entzückte

"1001 Nacht: Teil 3 – Der Entzückte" im Kino

Quelle: Shellac

Im letzten Teil von Miguel Gomes' "1001 Nacht"-Trilogie verschmilzt die persische Märchenwelt mit dem prekarisierten Portugal von heute noch stärker als in den ersten beiden Folgen. Als würde man die Gegenwart aus der Zukunft betrachten, aus deren Perspektive vergangene Epochen zusammenrücken. Geniale Pointe: Um die traurige Gegenwart zu ertragen, muss man Filme machen, die aus der Zukunft auf sie blicken.

Philipp Stadelmaier

2 / 10

Chasing Niagara

"Chasing Niagara" im Kino

Quelle: Lane Jacobs; Lane Jacobs

Der 24-jährige Rafa Ortiz will sich samt Kajak die Tiefen der Niagarafälle hinunterstürzen. Dabei gerät er an seine körperlichen und moralischen Grenzen, denn das Vorhaben ist nicht nur lebensgefährlich, sondern auch strengstens verboten. Der Dokumentarfilm von Rush Sturges beginnt so kompromisslos wie das waghalsige Vorhaben, das er porträtiert. Dramatisierend? Ja. Unnötig? Vielleicht. Aber auch atemberaubend.

Jakob Wihgrab

3 / 10

Elliot, der Drache

Kinostart - 'Elliot, der Drache'

Quelle: dpa

Ein Remake der Disney-Klamotte Elliot, das Schmunzelmonster aus dem Jahr 1977, das deutlich wilder und fantastischer ist als das Original. David Lowery, ein Held des amerikanischen Independent-Kinos, inszeniert sein Blockbuster-Debüt als anachronistische Abenteuergeschichte, in der das Wünschen noch hilft und sympathische Kuscheldrachen zu sanfter Indie-Folk-Musik über satten amerikanischen Wäldern toben (sehen Sie hier die ausführliche Filmkritik im Video).

David Steinitz

4 / 10

Die fast perfekte Welt der Pauline

"Die fast perfekte Welt der Pauline" im Kino

Quelle: Neue Visionen Filmverleih

In Paulines Welt geht auf fabelhafte Weise alles schief. Auf dem Weg zu einem Termin, bei dem sie als Geige spielende Banane auftreten soll, geschieht ein Unfall. Pauline (Isabelle Carré) begeht Fahrerflucht, ein Mann liegt im Koma. Um die Sache wieder gut zu machen, besucht sie den Bewusstlosen jeden Tag im Krankenhaus, kümmert sich um seine Familie und übernimmt sogar seinen Job. Aufopfernd und selbstlos? Oder macht sie alles nur noch schlimmer, als gruselige Stalkerin, die offenbar einen armen Mann aus dem Weg geschafft hat, um seinen Platz einzunehmen? Marie Belhommes Spielfilmdebüt "Die fast perfekte Welt der Pauline" ist eine kleine französische Komödie, die zynisch, aber nicht böse mit dem Amélie-Klischee vom zauberhaften Frankreich aufräumt, am Ende aber selbst ziemlich brav ist (lesen Sie hier die ausführliche Filmkritik).

Nicolas Freund

5 / 10

Looping

"Looping" im Kino mit Jella Haase

Quelle: dpa

Toll, wie Jella Haase mit ihrem Mix aus Kulleraugen-Naivität und provokanter Direktheit die Verlorenheit eines Teenagers spürbar machen kann. Sie spielt die jüngste von drei Frauen, die sich in einer psychiatrischen Klinik begegnen und ein Refugium der Zärtlichkeit erschaffen. Schade, dass Leonie Krippendorffs Spielfilmdebüt nur mit Stimmungsbildern und Atmosphäre überzeugt und erzählerisch leider fadenscheinig bleibt.

Rainer Gansera

6 / 10

The Mechanic 2 - Resurrection

The Mechanic 2 - Resurrection

Quelle: dpa

Eine Traumbesetzung mit Jason Statham, Tommy Lee Jones, Jessica Alba, Michelle Yeoh in einer dreckigen Version von James Bond, da bekommt man als deutscher Regisseur natürlich glänzende Augen. In seinem Hollywood-Debüt durfte Dennis Gansel ("Die Welle") den Auftragskiller Arthur Bishop aus dem Vorruhestand holen und mit drei Spezialaufträgen um den Erdball hetzen. Nur leider können weder ein spektakulärer Pool-Mord noch eine inflationäre Sterberate verschleiern, dass der Held schon mal cooler, die Sprüche witziger, die Liebe heißer und die Drehbuchmechanik geölter war.

Anke Sterneborg

7 / 10

Mother's Day - Liebe ist kein Kinderspiel

Mother's Day

Quelle: dpa

Nach zwei vorausgegangenen Problem-Festtagen (Valentinstag und Silvester) werden jetzt mit illustrem Ensemble (u.a. Julia Roberts, Kate Hudson, Jennifer Aniston, Margo Martindale, Hector Elizondo) alle Versionen der Mutterschaft durchdekliniert: von alleinerziehend über Adoption und Patchwork, interkulturell und regenbogenbunt. Kurze Momente lang schimmert auf, was dem gerade verstorbenen "Pretty Woman"-Regisseur Garry Marshall hier wohl anfänglich als Vision vorschwebte. Nur um alsbald wieder im Meer amerikanischer Familien-Plattitüden und Happy-End-Klischees zu versinken.

Anke Sterneborg

8 / 10

El Olivo - Der Olivenbaum

"El Olivo - Der Olivenbaum" im Kino

Quelle: joseharo/Piffl

Alma liebt ihren uralten Großvater über alles, aber er verabschiedet sich langsam von der Welt. Irgendwie glaubt sie, sie könnte das verhindern, wenn sie den Olivenbaum zurückholt, der zweitausend Jahre lang an der spanischen Küste stand und den der Großvater versorgt hat, bis er ausgegraben und ins Foyer eines deutschen Konzerns verfrachtet wurde. Man ahnt bald, wie Icíar Bollaín ihren Oliven-Tearjerker inszenieren wird, den Kampf um den Baum, um Tradition und Ehrlichkeit. Das ist aber besonders schön, wenn man weiß, wo die Reise hingeht und trotzdem folgen will.

Susan Vahabzadeh

9 / 10

The Shallows - Gefahr aus der Tiefe

Kinostart - 'The Shallows'

Quelle: dpa

Der weiße Hai von Regisseur Jaume Collet-Serra ist so groß wie ein Wal und findet großen Geschmack an Surfern. Nach zwei Einheimischen zur Vorspeise will er die Touristin Nancy als Hauptgericht anknabbern. Diese wird vom braun gebrannten Model Blake Lively gespielt, weshalb sie das Gegenteil eines Burkinis trägt. Auf einem Felsen im Meer gefangen, hat sie viel Zeit nachzudenken. Denn weil ein Monster zu besiegen nicht genügt, muss sie auch noch den Krebstod ihrer Mutter verarbeiten.

Benedikt Frank

10 / 10

Die Unfassbaren 2

Kinostart - 'Die Unfassbaren 2'

Quelle: dpa

Der Überraschungseffekt ist in der zweiten Runde dahin, weshalb unter der Regie von Jon M. Chu Originalität und Schlüssigkeit durch hektische Betriebsamkeit ersetzt werden. Trotzdem bereitet es immer noch einiges Vergnügen, Jesse Eisenberg, Woody Harrelson, Mark Ruffalo, Dave Franco und Lizzy Caplan als neuer Frau im Männerbund dabei zuzusehen, wie sie mit vereinten Illusionskünsten kriminelle Heist-Energien ausleben. Und Daniel Radcliffe spielt als psychopathischer Cyber-Tycoon ein wenig angestrengt gegen sein Harry-Potter-Image.

Anke Sterneborg

© SZ vom 25.08.2016/jobr
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