Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Retro-Klamauk und viel Klischee

Unschlüssige Dreißigjährige in "2 Herbste 3 Winter", pubertäre Männer in "Große Jungs" und viel Bayern in "Nebenwege", wo es mit der alzheimerkranken Oma nach Altötting geht. Für welche Filme sich der Kinobesuch lohnt - und für welche nicht.

Von den SZ-Kinokritikern

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(Foto: UFO Distribution)

Unschlüssige Dreißigjährige in "2 Herbste 3 Winter", pubertäre Männer in "Große Jungs" und viel Bayern in "Nebenwege", wo es mit der alzheimerkranken Oma nach Altötting geht. Für welche Filme sich der Kinobesuch lohnt - und für welche nicht. 2 Herbste 3 Winter Das Leben mit dreißig: zu alt um jung zu sein, zu jung um alt zu sein, irgendwie angekommen, irgendwie nicht, wer sein Leben ändern will, beginnt zu joggen. Dabei trifft Arman Amélie, die beiden werden ein Paar. Dann hat Armans bester Freund Benjamin einen Schlaganfall und verliebt sich in seine Physiotherapeutin Katia. Beiläufig erzählt Sébastien Betbeder von großen und kleinen Dramen, formal streng und sehr französisch. Das könnte prätentiös sein, ist aber eine charmante kleine Elegie auf das Erwachsenwerden geworden, voll leisem Humor. Im Bild: Vincent Macaigne als Arman (rechts) Anna Mayrhauser

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(Foto: Roger Arpajou/dpa)

Eine ganz ruhige Kugel Alles, was man an Frédéric Berthes "Eine ganz ruhige Kugel" reizend finden könnte, steckt im ehemaligen Meister-Boulespieler Gérard Dépardieu, der in diesem Film übers Boule-Spiel selbst die größte Kugel ist. Stark genug, um alles andere zur Seite zu knallen, ist sie aber nicht. Denn wenn sein Ziehsohn Momo (Atmen Kalif), ein "Araber", sich im "urfranzösischen" Volkssport beweisen muss, dann strotzt das nur so vor rassistischen Klischees. Philipp Stadelmaier Im Bild: Gerard Depardieu als Jacky (links) und Atmen Kelif als Momo

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(Foto: Nicolas Guiraud Peopleforcinema productions Légende Films Gaumont)

Große Jungs Eigentlich die Domäne der anal fixierten, vom Peter-Pan-Syndrom beherrschten US-Komödie: Männer (Alain Chabat, Max Boubil), die den party- und sexbesessenen Zustand eines in der Pickelblüte der Pubertät befindlichen Fünfzehnjährigen für den Inbegriff der Freiheit halten. Regiedebütant Anthony Marciano übersetzt die Formel in französischen Retro-Klamauk und malt das Angstbild der Ehefrau als kastrierender Domina hingebungsvoll aus. Max Boubil als Thomas Brenner (unten) und Alain Chabat als Gilbert

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(Foto: 2012 EUROPACORP - DURAN - FRANCE 3 CINEMA)

Jack und das Kuckucksherz Ein cooles Kinostück, kühl bis ins Herz. In der allerkältesten Nacht wird in Edinburgh Jack geboren, damit er überleben kann, baut die Hebamme ihm ein Kuckucksuhrherz ein. "Die Mechanik des Herzens" heißt denn auch das Buch, dem der Film folgt, von Mathias Malzieu, dem Sänger der französischen Band Dionysos. Der Film wurde produziert vom nimmermüden Luc Besson, von Malzieu und Stéphane Berla in traurig-surrealer Animation belebt, man darf an Tim Burton denken und an Georges Méliès, der eine wichtige Rolle spielt, wenn Jack die - dem kalten Herzen streng untersagte - Liebe entdeckt. Neu im Kino: "Jack und das Kuckucksherz" vorgestellt per Video. Fritz Göttler

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(Foto: dpa)

Die Mamba Statt Pink Panther gibt im animierten Vorspann eine weiße Mamba den Ton an, ein Versprechen, das der deutschiranische Regisseur Ali Samadi Ahadi in seiner albern überdrehten Agentenfilmparodie und Verwechslungskomödie aber nicht halten kann. Er lässt den trotteligen Geräuschdesigner einer Wiener Keksfabrik in den mörderischen Alltag eines international gesuchten Auftragskillers stolpern. In atemlosem Action-Slapstick hetzt er den österreichischen Kabarettisten Michael Niavarani in einer Doppelrolle und Christoph Maria Herbst als CIA-Agent samt fröhlich chargierendem Begleitpersonal um den Globus. Anke Sterneborg Im Bild: Michael Niavarani als Hossein Sarivi (links), Christoph Maria Herbst als Bronski (Mitte) und Proschat Madani als Pari Sarivi

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(Foto: drop-out cinema)

Millionen Ein fieser kleiner Versuchsaufbau darüber, was passiert, wenn eine Familie aus dem gehobenen Mittelstand durch den Lottogewinn des Vaters plötzlich zu zweiundzwanzigfachen Millionären wird. Fabian Möhrke inszeniert seinen Film als Variation vom Märchen vom Fischer und seiner Frau - wobei in allen Familienmitgliedern schön schizophren sowohl der Fischer als auch die Frau steckt. David Steinitz Im Bild: Andreas Döhler als Torsten

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(Foto: Farbfilm)

Nebenwege "Sauf, oder du bist koa Mo!" Nicht zu fassen, aber es ist eine BR-Produktion, die hier mit den allerdümmsten Sauf-Rauf-Bayernklischees aufwartet und den bizarren Versuch einer Demenz-Komödie mit Folkloretouch präsentiert. Regieanfänger Michael Ammann zeichnet sein Trio - hilfloser Vater (Roeland Wiesnekker), bockige Tochter, alzheimerkranke Oma - derart unsympathisch, dass man keine Sekunde mit ihm auf Altötting-Wallfahrt gehen möchte. Rainer Gainsera Im Bild: Lola Dockhorn als Marie Beller, Christine Ostermayer als Hilde Beller (Mitte) und Roeland Wiesnekker als Richard Beller

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(Foto: AP)

Tammy Melissa McCarthy ist ein echtes Phänomen - sie agiert an so ziemlich allen modernen Anforderungen an Filmstars vorbei und ist dann doch derzeit eine der erfolgreichsten Schauspielerinnen Amerikas. Große Filmkunst ist die bittersüße Komödie, die sie mit ihrem Mann Ben Falcone gemacht hat - pummelige Kleinstadt-Bedienung muss dringend ihr Leben auf die Reihe bekommen und schafft das mithilfe ihrer versoffenen Oma (eine grandiose Susan Sarandon) - sicher nicht. Aber sie ist originell. Neu im Kino: "Tammy" vorgestellt per Video. Susan Vahabzadeh Im Bild: Susan Sarandon als Pearl (links) und Melissa McCarthy als Tammy

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(Foto: dpa)

The Unknown Known An diesem Mann prallt selbst die ausgefeilte Interviewtechnik des Oscarpreisträgers Errol Morris ab: Der frühere amerikanische Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, ein Drahtzieher des "war on terror", zeigt in diesem Dokumentarfilm weder Skrupel noch Einsicht, sondern demonstriert die kalte Selbstgefälligkeit einer Großmacht. Aufschlussreich. Gruselig. Neu im Kino: "The Unknown Known" vorgestellt per Video. Eine ausführliche SZ-Kinorezension lesen sie hier. Martina Knoben

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(Foto: dpa)

Wüstentänzer Dirty Dancing in Teheran. Der Traum von Freiheit - geträumt - und getanzt -trotz der Sittenwächter der Islamischen Republik. Der Film von Richard Raymond folgt der Lebensgeschichte des Tänzers Afshin Ghaffarian. Wahrhaftiger wird das mit viel Pathos gezuckerte Drama dadurch nicht. Martina Knoben Im Bild: Freida Pinto als Elaheh (links) und Reece Ritchie als Afshin

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