Flirten an der Uni:Verliebt, verlobt, studiert

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Partnerbörse Hörsaal: Kaum irgendwo lässt es sich so gut flirten wie an der Uni. Die Liebe auf dem Campus ist sogar aussichtsreicher als der Flirt am Arbeitsplatz.

Ein langer Blick, ein kurzes Lächeln, vielleicht ein zartes "Hallo": So fangen Flirts an. Auf dem Campus gibt es dazu jede Menge Gelegenheiten, dort tummeln sich viele Menschen gleichen Alters mit verwandten Interessen. "An der Uni ist die Wahrscheinlichkeit, einen Partner zu finden, sehr hoch", sagt der Sozialpsychologe Professor Manfred Hassebrauck von der Uni Wuppertal. "Für eine Partnerschaft ist es von Vorteil, wenn die Einstellungen und Wertvorstellungen zueinander passen."

Kaum irgendwo lässt es sich so gut flirten wie an der Uni. (Foto: iStock)

Das trifft oft auf Kommilitonen zu, die das gleiche Fach wie man selbst studieren. Nicht nur deshalb gelten Hochschulen als idealer Ort zum Flirten: "Allein der Umstand, dass man sich immer wiedersieht, macht das Kennenlernen einfacher", erklärt Hassebrauck, der ein Buch über die Liebe geschrieben hat. Für ihn ist die Uni eine prima Kontaktbörse. "Ich lerne den anderen in einer unverkrampften und unverbindlichen Situation kennen."

Anders als abends in der Kneipe besteht kein Zeitdruck, andere noch schnell anzusprechen, bevor er oder sie wieder geht. Wer sich in einer Vorlesung verliebt, kann ziemlich sicher sein, den anderen jede Woche zur selben Zeit wiederzusehen.

Anschmachten bringt nichts

Flirttrainerin Nina Deißler aus Hamburg gibt Tipps fürs erste Kennenlernen: "Jemanden in der Bibliothek oder der Vorlesung immer nur anzuschmachten und dann wegzuschauen, wenn der andere guckt, das bringt nichts." Stattdessen sollte der Blickkontakt gehalten werden. Was außerdem gut ankommt: Lächeln! Schüchternen empfiehlt Deißler einen kleinen Trick: "Wer Angst vor Fremden hat, muss sich nur vorstellen, dass man die andere Person schon kennt." So ließen sich Hemmungen überwinden, jemanden anzusprechen.

Der erste Kontakt ist an der Uni meist einfacher als anderswo. Immerhin verrät allein die Vorlesung, die jemand besucht, schon viel über die Person: Was studiert der andere, ist er oder sie eher am Anfang oder am Ende des Studiums? Dadurch gibt es viele Fäden, die im Gespräch aufgenommen werden können. So könne man die andere Person fragen, ob er oder sie schon ein Seminar des Dozenten besucht hat, rät Flirttrainerin Deißler. Wenn Prüfungszeit ist, kann man auch vom Lernstress erzählen und fragen, wie der andere damit umgeht.

Partys im Keller

Ist der erste Anlauf gemacht, bietet die Uni viele Möglichkeiten, den Kontakt zu vertiefen. In Leipzig sind zum Beispiel die Partys in der Moritzbastei beliebt, sagt Simon Feldkamp von der dortigen Universität. Im großen Keller im Univiertel finden regelmäßig Hochschulfeten statt. "Aber auch bei privaten WG-Partys lernen sich viele kennen", sagt Feldkamp.

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:Kein Metzger im Bett

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Amelie Altenbuchner von der Studentenvertretung der Universität Regensburg empfiehlt hingegen, sich in studentischen Gruppen umzuschauen. "Unipartys eignen sich eher nicht dafür, jemanden ernsthaft kennenzulernen", meint sie. Dort fänden sich allenfalls Partner für eine Nacht. In Studenten- und Lerngruppen treffen dagegen Kommilitonen mit gleichen Interessen aufeinander - und finden dann womöglich auch zueinander. Ein Vorteil von kleineren Unistädten wie Regensburg: "Die Altstadt hier hat eine hohe Kneipendichte und ist wie ein Dorf. Dort trifft man auch Leute aus den Hörsälen wieder."

Wer die gleiche Vorlesung besucht, hat auch oft die gleichen Interessen. Für eine Partnerschaft sind das gute Voraussetzungen. (Foto: iStock)

So kann es passieren, dass sich Studenten eher zufällig zu einer Art erstem Date treffen, ohne vorher groß grübeln zu müssen, wann und wo ein solches Treffen stattfinden sollte. Das macht beide Seiten entspannt und locker - eine gute Voraussetzung, um sich kennenzulernen.

Sozialpsychologe Manfred Hassebrauck sieht hierin auch einen Unterschied zum späteren Flirt am Arbeitsplatz. "Anders als mit 30 oder 40 denkt man mit Anfang 20 noch nicht an Familie und Kinder", sagt er. Das entkrampfe das Kennenlernen, weil das Gegenüber nicht sofort nach dem idealen Familienvater oder der Frau fürs Leben sucht. "Außerdem ist der Pool derjenigen, die man kennenlernen kann, mit Anfang 20 größer", sagt Hassebrauck. Im Studentenalter gibt es genug Leute, die noch nicht fest vergeben sind. Aus einem Flirt wird an der Uni deshalb oft mehr.

© sueddeutsche.de/dpa/Vivien Leue/holz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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