US-Fernsehchef Moonves:Magier im goldenen Zeitalter

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Trifft mutige Entscheidungen und verdient damit mehr als Bankchefs: Leslie Moonves von CBS

(Foto: Jonathan Alcorn/Bloomberg)

Leslie Moonves ist der bestbezahlte Angestellte in der amerikanischen Unterhaltungsindustrie - und verdient fast 70 Millionen Dollar. Vor allem dank beliebter Serien. Manche nennen den CBS-Chef einen Magier - und fragen trotzdem, ob das astronomische Gehalt gerechtfertigt ist.

Von Jürgen Schmieder, Los Angeles

Es ist ja derzeit immer wieder vom goldenen Zeitalter des Fernsehens die Rede. Es geht dabei nur sehr selten um deutsche Produktionen, dafür gibt es ganz andere Bezeichnungen, sondern vielmehr darum, was amerikanische Sender und Streamingdienste anbieten: Dramen wie "Breaking Bad", "Mad Men" und "House of Cards", das Fantasy-Epos "Game of Thrones", Komödien wie "The Big Bang Theory", "Modern Family" oder "How I Met Your Mother".

Beim Blick auf das Gehalt von Leslie Moonves könnte indes der Eindruck entstehen, dass mit dem Verweis auf eine güldene Epoche durchaus auch die Bezahlung der Verantwortlichen gemeint sein könnte.

Moonves, 64, ist der Chef der CBS Corporation, zu der unter anderem der Fernsehsender CBS und der Pay-TV-Kanal Showtime gehören. Er verdiente im vergangenen Geschäftsjahr 66,9 Millionen US-Dollar. Nein, das ist kein Schreibfehler. Zum Genießen noch einmal in Worten: sechsundsechzigkommaneun Millionen Dollar. Damit verdient Moonves mehr als das Dreifache von dem, was die Geschäftsführer von Wall-Street-Firmen bekommen. Lloyd Blankfein (Goldman Sachs) etwa erhielt im vergangenen Geschäftsjahr 23 Millionen Dollar, Jamie Dimon (JP Morgan Chase) 20 Millionen.

Das Grundgehalt lag nur bei 3,5 Millionen, Moonves bekam jedoch Anteile im Wert von 26,5 Millionen, einen Bonus von 28,5 Millionen und Aktienoptionen für 5,8 Millionen. Dazu gab es Annehmlichkeiten wie Auto mit Chauffeur, Bodyguards und das Recht, den Firmenjet auch privat zu nutzen. Moonves ist damit der bestbezahlte Angestellte in der amerikanischen Unterhaltungsindustrie. Die anderen Geschäftsführer in der Branche müssen jedoch nicht gerade ein blechernes Zeitalter beklagen: Philippe Dauman (Viacom) bezog im vergangenen Jahr ein Gehalt von 37,2 Millionen, Robert Igner (Disney) bekam 34,3 Millionen, David Zaslav (Discovery) 33,3 Millionen, Rupert Murdoch (21st Century Fox) 28,9 Millionen.

In den Vereinigten Staaten wird nun darüber diskutiert, ob ein derart astronomisches Gehalt wie das von Moonves gerechtfertigt ist. "Es ist immer eine große Sache, wenn das Gehalt eines Geschäftsführers deutlich über den ohnehin hohen Bezügen anderer Chefs liegt", sagt Charles Elson von der University of Delaware: "Knapp 67 Millionen Dollar für ein Jahr Arbeit sind schon eine riesige Summe." Der amerikanische Gewerkschaftsbund AFL-CIO vergleicht auf seiner Webseite die Bezüge von Managern mit dem durchschnittlichen Stundenlohn eines amerikanischen Arbeiters, der bei 19,77 Dollar liegt: Moonves verdient pro Stunde mehr als 32 000 Dollar.

Brian Wieser vom Marktforschungsunternehmen Pivotal Research Group dagegen verteidigt Moonves' Gehalt: "Wenn es einer Firma aufgrund einer Person besser geht als ohne sie, dann interessieren sich Investoren gewöhnlich nicht allzu sehr für die Bezahlung dieser Person." In einem Statement verweist CBS darauf, im fünften Jahr nacheinander großartige Zahlen vorgelegt zu haben und dass sich die Börsenbewertung des Unternehmens in diesem Zeitraum verzwanzigfacht habe. Der Hauptanteilseigner und Vorstandsvorsitzende von CBS, Sumner Redstone, nennt Moonves einfach nur einen "Magier". Heißt übersetzt: Wer für das goldene Zeitalter des Fernsehens mitverantwortlich ist, darf sich auch auf seinem Konto über ein goldenes Zeitalter freuen.

Erlaubt ist, was Geld bringt

In der Tat scheint Moonves ein goldenes Händchen für erfolgreiche Fernsehproduktionen zu haben, bereits während seiner Zeit als Chef von Warner Bros. genehmigte er unter anderem die Serien "Friends" und "Emergency Room". 1995 wechselte er zu CBS, von 1998 bis 2003 war er Chef der Fernsehabteilung, danach wurde er Geschäftsführer des Gesamtunternehmens. Der Kanal lag damals nach Einschaltquoten auf dem letzten Platz der frei empfangbaren Sender, mittlerweile liegt er in allen wichtigen Kategorien des Marktforschungsinstituts Nielsen vorne.

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Leslie Moonves mit zufriedenem Blick - er hat allen Grund dazu.

(Foto: Bloomberg)

Moonves gilt als Manager, der durchaus bereit ist, mutige Entscheidungen zu treffen, gewagte Projekte zu fördern und ungewöhnliche Kooperationen einzugehen. Das vergangene Geschäftsjahr war für CBS nicht nur wegen erfolgreicher Serien wie "Big Bang Theory", "NCIS" oder "Elementary" derart erfolgreich oder wegen der Übertragung des Finales der nordamerikanischen Footballliga NFL, das 109 Millionen Amerikaner sahen. Moonves lockte den Boxer Floyd Mayweather von HBO zum CBS-Pay-TV-Sender Showtime, der Sechs-Kämpfe-Deal dürfte Mayweather 250 Millionen Dollar einbringen. Für Showtime lohnt sich die Kooperation, allein der Kampf gegen Canelo Alvarez im September generierte 150 Millionen Dollar. Das sind die höchsten Einnahmen in der Geschichte des Pay-per-view.

Auffällig viel von McDonald's

Wer die erste Folge des TV-Comebacks von Robin Williams in der Serie "The Crazy Ones" gesehen hat, dem dürfte aufgefallen sein, dass darin recht häufig von McDonald's die Rede ist. Moonves gab offen zu, dass es einen Deal mit der Schnellrestaurantkette über Product Placement gegeben habe. Zudem gelang es Moonves, selbst in den gewöhnlich eher mauen Sommermonaten Geld zu verdienen: Er schloss eine profitable Kooperation mit Amazon und ausländischen Fernsehsendern für die Adaption des Stephen-King-Buches "Under the Dome" ab und präsentierte sie von Juni an auf CBS. "Die Serie war schon vor der Ausstrahlung profitabel", sagt Moonves: "Das bedeutet, dass wir von nun an das ganze Jahr über neue Inhalte zeigen können. Die Serie hat das Sommerfernsehen verändert."

Das Unternehmen steigerte dadurch den Gewinn um 19 Prozent auf knapp zwei Milliarden Dollar, der Preis für eine Aktie stieg innerhalb von zwölf Monaten um knapp 70 Prozent auf bis zu 60,23 Dollar je Anteil. Mehr noch: Auch das laufende Geschäftsjahr begann blendend für CBS. Zunächst verkündete das Unternehmen, sich die Rechte an den Donnerstagsbegegnungen der NFL gesichert zu haben, die bislang exklusiv über den ligaeigenen Kanal zu empfangen gewesen waren.

Kurz nach der Ankündigung von Late-Night-Talker David Letterman, seine Karriere im kommenden Jahr beenden zu wollen,präsentierte CBS Stephen Colbert als Nachfolger. Das ist nicht nur eine künstlerisch herausragende Wahl, sondern auch finanziell lohnenswert: Zum einen dürfte Colbert (zehn bis zwölf Millionen) deutlich weniger verdienen als Letterman (etwa 35 Millionen), zum anderen will CBS die Sendung wieder selbst produzieren - und kann sie damit international vertreiben oder an Streamingdienste wie Hulu verkaufen.

Das alles rechtfertigt im goldenen Zeitalter des Fernsehens offenbar ein Jahresgehalt von 66,9 Millionen Dollar. Ach ja: Moonves ist auch nicht unbedingt unbegabt in der Kunst, Geld auszugeben. Kürzlich kaufte er sich ein Strandhaus in Malibu von Microsoft-Gründer Paul Allen. Preis: 28 Millionen Dollar.

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