Hobbygärtner:Von Blumen und Bienen

Biene

Etwa 800 000 Honigbienen schwirren nach Angaben des Deutschen Imkerbundes hierzulande von Blüte zu Blüte.

(Foto: Julian Stratenschulte/dpa)

Wenn Gartenbesitzer etwas für die nützlichen Insekten tun wollen, sollten sie das Richtige anpflanzen. So mancher derzeit populäre Baum und Strauch gehört allerdings nicht dazu.

Von Joachim Göres

Glyphosat, Insektizide, Varroa-Milbe - viele Haus- und Gartenbesitzer kennen die Gefahren, die Bienen drohen und registrieren beunruhigt Aussagen von Imkern wie Frank Osterloh: "Ich habe im vergangenen Jahr wie viele Kollegen 30 Prozent meiner Bienen verloren, das ist ein Riesenproblem. Früher galt man mit mehr als fünf Prozent Verlust als schlechter Imker", sagt der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Nord im "Deutschen Berufs und Erwerbs Imker Bund" (DBIB) und damit für Imker nördlich der Mainlinie zuständig. Der Verband fordert laut Osterloh ein rasches Umdenken: "Der Einsatz von Insektiziden in der Landwirtschaft trägt zum Bienensterben bei. Wir hoffen auf ein Verbot durch die EU in diesem Jahr."

Doch nicht nur die große Politik, sondern auch der einzelne Gartenbesitzer kann etwas tun - davon ist Bernhard Jaesch überzeugt. Der Gärtner- und Imkermeister aus Springe bei Hannover befasst sich seit Langem damit, welche Pflanzen Bienen guttun und welche nicht. Er freut sich über vermehrte Anfragen von Kunden, die bei ihm bienenfreundliche Pflanzen für ihr Grundstück kaufen wollen - und stellt dabei fest, dass erfahrene Gartenfreunde oder selbst Berufsgärtner nicht selten ganz falsche Vorstellungen davon haben. "In vielen Bienenweidelisten und auch Büchern haben sich im Laufe der Jahre und Jahrzehnte Pflanzen eingeschlichen, die für Honigbienen und insbesondere für Wildbienen wertlos sind. Da immer wieder abgeschrieben wird und niemand den Mut oder das Wissen hat, ungeeignete Pflanzen herauszustreichen, strotzen die Aufzählungen nur so von Falschmeldungen", sagt Jaesch, der auch Fachreferent für Bienenweidepflanzen des DBIB ist.

Blühstreifen neben viel befahrenen Straßen sind gut gemeint, aber eher eine Gefahr bringen aber nicht viel

Nicht gut für Bienen ist nach seiner Erfahrung die Wertschätzung für Pflanzen, die zur Bestäubung nur den Wind und keine Insekten benötigen - dazu gehören sämtliche Nadelgehölze und viele einheimische Bäume wie Birken, Eichen, Kiefer, Fichte oder Pappel. "Gleichzeitig gibt es fast vergessene bienenfreundliche Pflanzen wie den Faulbaum - der botanische Namen lautet Rhamnus frangula. Der blüht von Mai bis Oktober, ist alleine für zehn Schmetterlingsarten eine Futterpflanze und wächst fast überall. Der Garten kann eine Insel sein, wo sich gerade Wildbienen halten und erholen können - sie sind noch mehr gefährdet als Honigbienen, die vom Imker wieder hochgepäppelt werden können", sagt Jaesch.

Zu den wichtigsten Bienenweidegehölzen zählen laut Jaesch unter anderem Schneeball, Buchsbaum, Weißdorn, Stachelbeere, Quitte, Ginster, Liguster, Efeu, Lavendel, Strauchkastanie, Sommerflieder, Johanniskraut und Rispenhortensie.

Zu den wichtigsten Nicht-Bienenpflanzen in Mitteleuropa gehören Lebensbaum, Gingko, Bambus, Tanne, Zeder, Goldglöckchen, Traubenkirsche, gewöhnlicher Flieder, Wacholder, Magnolie, Hopfen. Weitere geeignete und ungeeignete Bienengehölze finden sich unter www.immengarten-jaesch.de.

Kritisch sieht Jaesch die Aktivitäten auf öffentlichen Flächen, die Bienen etwas Gutes tun sollen. "Es gibt zunehmend Blühstreifen neben viel befahrenen Straßen. Das Tempo der Bienen liegt bei 30 Kilometern pro Stunde. Wenn Autos schneller fahren, dann landen diese Bienen häufig auf der Windschutzscheibe und haben keine Chance gegen den Verkehr. Und in öffentlichen Gärten geht es bei der Gestaltung oft darum, Kosten zu sparen und nicht Bienen zu helfen. "Es hat vielerorts noch kein Umdenken stattgefunden", sagt der Experte.

Die Zahlen des Fachzentrums Bienen und Imkerei Mayen zeigen, dass es im vergangenen Jahr in Deutschland große regionale Unterschiede bei der Honigernte gab, abhängig auch vom Wetter und den Anbauschwerpunkten. An der Spitze lag Sachsen-Anhalt mit 41,2 Kilo pro Volk, gefolgt von Thüringen (36,7 Kilo), Sachsen (36,6 Kilo) und Bayern (36,1 Kilo). Am geringsten war der Ertrag pro Volk in den Flächenbundesländern in Brandenburg mit 26 Kilo.

Nach Angaben des Deutschen Imkerbundes wurden 2017 in Deutschland mehr als 25 000 Tonnen Honig erzeugt, davon entfallen zwei Drittel auf die rund 800 Vollerwerbs- und mehr als 5500 Nebenerwerbsimker. Insgesamt gibt es etwa 130 000 Imker; die große Masse bilden die Hobbyimker, die ihre wenigen Bienenvölker an einem festen Standort aufstellen. Ihre Zahl hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen, besonders in Städten. Deutschland ist beim Honigverbrauch mit einem pro Kopf-Verbrauch von 1,1 Kilo im Jahr weltweit führend. Um diesen Bedarf zu decken, werden 80 Prozent des hier verbrauchten Honigs importiert.

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