Verzicht auf Google- und Facebook-Logins:Yahoo wird exklusiv

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Yahoo-Chefin Marissa Mayer auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos (Foto: Bloomberg)

Massenweise Nutzer, trotzdem weniger Umsatz: Yahoo müht sich seit Jahren, Zugriffszahlen in Werbegeld umzuwandeln. Konzernchefin Mayer versucht es nun mit einer Strategie, die sie sich bei ihrem alten Arbeitgeber abgeschaut hat.

Von Varinia Bernau

Marissa Mayer hat selbst lange genug bei Google gearbeitet, um zu wissen, warum der Konzern so erfolgreich ist. Die Suchmaschine kennt die Gewohnheiten vieler Menschen im Detail und nutzt dieses Wissen, um Werbung breit übers Netz zu streuen und dabei doch präzise zu platzieren. Googles Umsatz, größtenteils über Werbung generiert, lag allein im vergangen Quartal bei mehr als 16 Milliarden Dollar.

Seit fast zwei Jahren führt Mayer inzwischen den Internetkonzern Yahoo. Dessen Seite gehört, zumindest in den USA, noch immer zu einer der meistbesuchten - trotzdem bemüht die Firma sich seit Jahren vergeblich, all die Zugriffe auch in Werbegelder umzumünzen. Im jüngsten Quartal fiel der Umsatz zum vierten Mal in Folge auf 1,27 Milliarden Dollar. Google hat Yahoo also längst abgehängt, im vergangenen Jahr ist auch noch Facebook vorbeigezogen und hat Yahoo auf den dritten Rang unter den wichtigsten Werbeplätzen im Netz verwiesen.

Nun schaut sich Mayer von Google und Facebook ein bisschen etwas ab: In Zukunft wird man sich mit einer einheitlichen Yahoo-Kennung anmelden müssen, um alle Dienste des Konzerns nutzen zu können. Und wer beim Surfen gleichzeitig bei Google oder Facebook angemeldet ist, kann einige Dienste nicht mehr nutzen. So kann er beispielsweise unter seiner Google-Kennung keine Fotos mehr bei Flickr hochladen*.

Die Änderung wird nach und nach umgesetzt, begonnen hat die Umstellung zunächst mit dem vor allem in den USA bekannten Sportdienst Fantasy Sports und der Fotoplattform Flickr. Wann es in Deutschland so weit sein wird, ist noch offen. Auch der Button, mit dem man sich der Start-Seite von Yahoo bei Facebook anmelden kann, soll dann irgendwann verschwinden.

Mit der Umstellung wolle man den Nutzern ein ganz persönliches Erlebnis bieten, hieß es werbetauglich von einer Yahoo-Sprecherin. Ein Argument, das auch Google immer wieder anbringt. Warum werden all die Daten aus dem E-Mail-Postfach, dem sozialen Netzwerk, dem Kalender oder dem Kartendienst zusammengeführt, ausgewertet und miteinander verknüpft? Ist doch praktisch, wenn man per E-Mail über einen Stau informiert wird - und so rechtzeitig zu dem im Kalender notierten Termin kommt, heißt es dann.

Aber diese Verknüpfung ist auch praktisch für die Konzerne: Sie können Werbung noch besser zuschneiden - und dadurch teurer verkaufen. Wenn sich jemand erst einmal in ihrer Welt angemeldet hat, können die Konzerne die Werbeleute besser überzeugen. Nicht nur die Frage, wie viele Menschen auf eine Internetseite kommen, bestimmt den Anzeigenpreis, auch, wie lange sie dort bleiben.

* In einer früheren Fassung hieß es, bei Google oder Facebook eingeloggte Yahoo-Kunden könnten auf keinerlei Yahoo-Dienste mehr zugreifen. Wir haben diesen Fehler verbessert.

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