Wahlplakate in Bayern:Wahlkampf mit Hornochse

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Mit Stier statt Gesicht macht Bernd Posselt von der CSU Wahlkampf. (Foto: N/A)

Schon wieder eine Wahl in Bayern. Und schon wieder ist die Stadt mit Politiker-Gesichtern zuplakatiert. Selbst den Kandidaten wird das wohl langsam zu viel. Vor der Europawahl geht der Trend zum Übergangsplakat.

Von Frank Müller

Neue Plakate braucht das Land, schon wieder. Einerseits hat man im Freistaat in drei nahtlos verknüpften Wahlkämpfen für Landtag, Bundestag und Kommunen zwar genügend Köpfe und Sprüche plakatiert gesehen. Andererseits steht Wahl Nummer vier für das EU-Parlament unmittelbar bevor. Für den Münchner CSU-Europaabgeordneten Bernd Posselt war die Sache bei der Wahlkampfplanung deshalb schnell klar: Eine Verschnaufpause muss her.

So kam es zu dem Motiv, das nun in München für Gesprächsstoff sorgt: Posselt plakatierte einen gezeichneten bulligen Stier und schrieb drunter: "Kraftvoll für Europa". Sein Gedankengang hinter dem Motiv: "Wir haben gesagt: Jetzt hängen seit eineinhalb Jahren in München Gesichter herum, da brauchen wir mal etwas anderes."

In der Polit-Werbesprache heißt so etwas Übergangsplakat. Es soll sich für kurze Zeit absetzen von all den Kommunalwahlpostern zuvor, aber noch Raum lassen für die folgende eigentliche Kampagne. Das Übergangsplakat ist also die Papier gewordene Übergangsjacke für die etwas Vorsichtigeren zumindest, die sich zwischen Winterwahlkampf und Frühsommer-Abstimmung nicht gerne einen Schnupfen einfangen. So denkt die CSU, sie hat auch ein landesweites Übergangsplakat. Auf ihm prangt derzeit nur der Wahltermin: "25. Mai".

"Die CSU wird ausschließlich CSU-Politiker plakatieren"

Die SPD dagegen stürmt ungeduldiger voran zur Sonne, zur Freiheit, wie eine Kindergartengruppe, die im Frühling fröhlich das Kaktuslied anstimmt. Sie plakatiert direkt im Anschluss an die Kommunalwahl schon das volle Programm, macht mit spezifisch bayerischen Texten gegen Atomstrom und für Mindestlohn mobil.

Daneben hängt SPD-Spitzenkandidat Martin Schulz. Dass man mit dem Bewerber für das Präsidentenamt der EU-Kommission einen Deutschen hat, findet Bayern-SPD-Generalsekretärin Natascha Kohnen beglückend. "Eine Chance dieser Europawahl ist, dass man sie personalisieren kann."

Würde die CSU einen vergleichbaren Kopf auf die Ständer kleben, wäre dies der frühere luxemburgische Premierminister Jean-Claude Juncker. Er ist der Spitzenkandidat der Konservativen. Jedoch: "Die CSU wird ausschließlich CSU-Politiker plakatieren", heißt es in der Parteizentrale. So werden die Bayern Parteichef Horst Seehofer am Straßenrand sehen, dazu die lokalen CSU-Kandidaten wie Listenführer Markus Ferber, aber eben auch Bernd Posselt.

Dass auch er noch ein Plakat mit seinem eigenen Kopf nachschiebt, ist klar. Der Stier ist ja nur für den Übergang. Verbindendes Element wird die Krawatte sein. Sie ist bei beiden schwarz-rot kariert. Ohne dass es Posselt, dessen Körperbau ebenfalls recht massig ist, es mit weiteren Analogien übertreiben möchte.

"Das ist doch gut, wenn auch drüber gelacht wird"

Das tut schon die Konkurrenz. Einen Hornochsen habe sich die CSU da aufgehängt, stichelt die SPD. Posselt findet's in Ordnung. "Das ist doch gut, wenn auch drüber gelacht wird", sagt er. Schlimmer, als verspottet zu werden, ist nur, gar keinen Gesprächsstoff zu bieten.

"Wie bringen wir die Menschen dazu, zur Urne zu gehen?", ist deswegen auch für SPD-Generalin Kohnen die Frage Nummer eins. Das Ergebnis der letzten Wahl im Jahr 2009 spricht Kohnen nur ganz leise aus: Desaströse 12,9 Prozent hielten die SPD gerade noch auf Minimaldistanz zu den 11,5 der Grünen. Auch sie personalisieren und plakatieren ihre bayerische Spitzenkandidatin Barbara Lochbihler.

Die CSU hatte damals fast zehn Punkte abgeben müssen, landete aber dennoch bei 48,1. Wenn sie das nun wiederholen könnte, wäre Seehofer wohl schon froh. Vorsichtshalber knüpft er im CSU-Wahlkampf gezielt an die erfolgreiche Landtagswahl an.

Das demonstrativ knappe Programm hieß damals "Bayernplan", nun kommt der noch kürzere "Europaplan". Auf ihm schwebt über dem Kontinent ein weiß-blaues Bayern, das größer wirkt als ganz Deutschland. Angepasst wurde auch der Spruch dazu. Aus "Bayern. Das Land" wird jetzt: "Bayern. Das Land in Europa."

© SZ vom 15.04.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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