Schlacht von Gammelsdorf:Die Königstreuen haben in Bayern einen schweren Stand

Winterpatriotentreffen der Königstreuen

Der Verband der Königstreuen zieht durch Gammelsdorf, um an die Schlacht von 1313 zu erinnern, die als Grundstein des Königreichs Bayern gilt. (Das Bild zeigt den Umzug im Jahr 2015.)

Sogar aus dem Hofbräuhaus werden sie hinauskomplimentiert. Den Österreichern würde so etwas nicht passieren.

Kolumne von Hans Kratzer

Als der Schriftsteller Georg Lohmeier vor 45 Jahren in Gammelsdorf ankündigte, er wolle in Bayern die Monarchie ausrufen, da haute es der Staatsregierung sogleich den Stopsel raus. Wieder bei Sinnen, wies sie Lohmeiers Provokation brüsk zurück: Bayern brauche keinen König, es habe ja Franz Josef Strauß. Schlitzohr Lohmeier hatte aber Strauß bereits zur Proklamation eingeladen, was den CSU-Chef zu der Ausrede zwang, er könne nicht erscheinen, weil er andere Faschingsveranstaltungen besuchen müsse.

Diese Scharmützel erregten damals die gesamte Weltpresse, doch leider ist den großsprecherischen Königstreuen alsbald die Luft ausgegangen. An diesem Samstag wird nur noch ein versprengtes Häuflein zum Gammelsdorfer Schlachtendenkmal hinausziehen, um des ruhmreichen Siegs gegen die Österreicher von 1313 zu gedenken.

Der Niedergang setzte vor 20 Jahren ein, als die Königstreuen den 150. Geburtstag Ludwigs II. feierten. Nach einem Festakt zogen sie, um ihren Durst zu stillen, schneidig in den Saal des Hofbräuhauses, wo sie sogleich wieder hinauskomplimentiert wurden. "Was wollts ihr denn?", fragte die Kellnerin, "hier san heut die Japaner."

Die Königstreuen landeten im Keller, wo der Schnupfer-Xari, in dessen Nasenlöchern eine halbe Dose Schnupftabak Platz fand, klagte, das sei gar nicht königlich. "Droben hocken d'Japaner und mir unten in da Schwemm!"

In Österreich wäre ein solches Malheur undenkbar. Neulich saß Abfahrts-Kaiser Franz Klammer beim ZDF-Talker Markus Lanz und erklärte bergbauernbübisch, warum seine Landsleute und er mit Titeln überhaupt kein Problem haben. "In gewissen Bezirken sprechen sich sogar die Pferdefleischhauer und Bierkutscher mit Herr Professor an", heißt es treffend in Robert Seethalers Roman "Der Trafikant".

Klammer schilderte, wie auch er einmal am Hofe der holländischen Königin Beatrix rhetorisch und titulatorisch nichts anbrennen ließ: "Your royal highness, it's a great pleasure for you to meet me", habe er zu ihr gesagt, es sei eine Ehre für sie, ihn zu treffen. Die Königin schmunzelte - sicherlich in dem Wissen, dass ihr Königreich einst mit jenen Bayern verbandelt war, die den frechen Österreichern wenigstens in Gammelsdorf eine Abreibung verpasst hatten.

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