Regensburg:Wie flinke Bürger eine Pegida-Demo verhindern

Streit um Landesmuseum

Die Regensburger wollen ihre wunderschöne Stadt nicht den Rechtspopulisten von Pegida überlassen.

(Foto: Armin Weigel/dpa)
  • Pegida wollte in Regensburg eine Kundgebung veranstalten.
  • Schneller waren jedoch die einfallsreichen Regensburger: Viele Vereine und Gruppierungen haben schnell selbst Aktionen auf den Plätzen in der Innenstadt angemeldet.
  • Den entscheidenden Fehler allerdings machte Pegida selbst.

Von Andreas Glas

Es könnte jetzt Panik herrschen in Regensburg oder wenigstens Nervosität. Erst ein paar Tage ist es her, dass eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft wurde, dass 5000 Regensburger ihr Wohngebiet verlassen mussten - und schon kündigt sich der nächste Ausnahmezustand an. Diesmal ist "die ganze Altstadt in Beschlag genommen", sagt die Sprecherin der Stadt. Auf sage und schreibe 16 Plätzen sind für den kommenden Samstag Demonstrationen angemeldet, Chaos droht, und Oberbürgermeister Joachim Wolbergs (SPD) ist schon wieder als Krisenmanager gefragt.

Was wird er sich diesmal einfallen lassen, um sein Volk zu beruhigen? Vor dem Bomben-Wochenende hatte der OB sich ja recht bundespräsidial per Videoansprache an die Regensburger gewandt. Und diesmal? Lacht er nur. Die 16 Demos, sagt er, die seien "einfach fantastisch".

Einfallsreiche Bürger

Dass Wolbergs so gut gelaunt ist, hat nichts mit Fatalismus zu tun, sondern mit dem Einfallsreichtum der Regensburger. Weil der örtliche Pegida-Ableger eine Demonstration für Samstag ins Auge gefasst hatte, haben Privatleute, Parteien und Gewerkschaften blitzschnell reagiert, haben eigene Demonstrationen angemeldet und damit alle attraktiven Plätze der Stadt blockiert. Die Demos tragen Namen wie "Kein Platz für Nazis", "Kundgebung gegen Rassismus" oder "Kundgebung gegen rechte Gewalt" - ziemlich offensichtlich also, dass es den Initiatoren einzig und allein darum geht, das Feld nicht Pegida zu überlassen.

Dass Pegida nun doch nicht in der Regensburger Altstadt aufmarschieren wird, liegt aber auch an ihrer eigenen Unfähigkeit. Eine Privatperson hatte für kommenden Samstag eine Pegida-Demo mit dem Titel "Asylrecht in Deutschland" angemeldet. Weil diese Person aber nicht zum Vorab-Gespräch erschien, zu dem die Stadt eingeladen hatte, ist die Anmeldung hinfällig. Und da inzwischen alle interessanten Plätze reserviert sind, bliebe nur noch der Stadtrand für eine Kundgebung. Eher unwahrscheinlich also, dass Pegida am Samstag tatsächlich demonstriert. An einem Ort, wo sie keiner sieht, keiner hört.

Regensburg ist kein gutes Pflaster für Pegida

Die Demo-Panne zeigt einmal mehr, wie schwer sich Pegida tut, in Regensburg Fuß zu fassen. Bis jetzt sind alle Versuche eines Aufmarschs gescheitert, selbst im Netz findet der Regensburger Pegida-Ableger kaum Anhänger. Drei Facebook-Seiten nennen sich "Pegida Regensburg", eine hat 55 Mitglieder, die zweite 37 und die dritte kein einziges, bezeichnet sich aber trotzdem als "gemeinnützige Organisation". Dass die Regensburger den Nutzen der Pegida-Bewegung für die Allgemeinheit eher so mittel finden, haben sie mit ihrer Blockade-Aktion klar zum Ausdruck gebracht. Dass sämtliche 16 Gegen-Demos am Samstag wirklich stattfinden, ist angesichts des fehlenden Gegners aber nicht zu erwarten.

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