Prozess in Würzburg:Versuchter Mord in Wiesentheid: Mittäter schiebt alles auf Drogen

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Polizisten der Bereitschaftspolizei suchen im Januar 2016 im Schlosspark in Wiesentheid nach Spuren. (Foto: dpa)
  • Ein 20-Jähriger hat im Oktober gestanden, seine Ex-Freundin im Schlosspark von Wiesentheid niedergestochen zu haben.
  • Vor dem Landgericht Würzburg wurde nun eine Erklärung seines mutmaßlichen Komplizen verlesen. Der 19-Jährige soll das Opfer an den Tatort gelockt haben.

Er lockte das Opfer zum späteren Tatort, an die konkreten Tötungsabsichten seines Freundes will er aber bis zuletzt nicht geglaubt haben: Im Prozess um den versuchten Mord an einer Frau im unterfränkischen Wiesentheid hat der mutmaßliche Mittäter die Vorwürfe teilweise eingeräumt.

Er habe am Nachmittag vor der Tat Drogen genommen und sei wohl auch deshalb in einer "gewissen gleichgültigen Stimmung" gewesen, hieß es in einer Erklärung des 19-Jährigen, die sein Anwalt am Freitag vor dem Würzburger Landgericht verlas. In dieser widerspricht er in Teilen dem Geständnis des 20 Jahre alten Hauptangeklagten. Dieser hatte schon Mitte Oktober umfangreich ausgesagt.

Würzburg
:"Bis sie nicht mehr geschrien hat"

Der 20-jährige Angeklagte gesteht, seine Ex-Freundin in den Schlosspark von Wiesentheid gelockt und niedergestochen zu haben. Sein Leben sei ihm aus dem Ruder gelaufen.

Aus dem Gericht von Olaf Przybilla

Der Erklärung zufolge lieh der mutmaßliche Komplize dem Hauptangeklagten sein Smartphone, um das Opfer zu einer Bushaltestelle zu locken. Er selbst habe die Nachrichten nicht gelesen und sich auch nicht vorstellen können, dass der unglücklich Verliebte seine Ex-Freundin tatsächlich umbringen wolle, sagte sein Anwalt. Er, der 19-Jährige, habe die junge Frau dann getroffen und sei mit ihr in den Schlosspark Wiesentheid (Landkreis Kitzingen) gegangen, hieß es weiter.

Dort habe der 20 Jahre alte Hauptangeklagte gewartet und nach kurzem Disput dreimal auf Hals und Nacken seiner Ex-Freundin eingestochen. Dann hätten beide die Frau im Glauben an ihren Tod zurückgelassen. Die junge Frau überlebte jedoch schwer verletzt und ist seitdem halbseitig gelähmt. Sie wird wohl ihr ganzes Leben lang auf Pflege angewiesen sein.

Der mutmaßliche Mittäter bestritt die Vorwürfe und Zeugenaussagen, er habe seinem Freund vor der Tat aufmunternd zugenickt und geäußert, er wolle bei "so etwas" einmal dabei sein. Vielmehr sei er sicher, dass er sich ohne den Cannabis-Konsum anders verhalten hätte, ließ er über seinen Anwalt mitteilen. Die Tatwaffe nahm er auf Bitten des Haupttäters an sich. Die Gründe dafür seien ihm heute nicht mehr ersichtlich. Nach der Tat sei er "geschockt" gewesen.

Der Ermittlungsrichter erklärte im Anschluss an die Aussage, der 19-Jährige habe bei seiner Vernehmung Anfang des Jahres relativ unbeteiligt gewirkt. "Es war, als würden wir über einen Ladendiebstahl reden", sagte er. Alkohol- oder Drogenkonsum seien damals kein Thema gewesen. Zudem habe der Mitangeklagte ausgesagt, zwar seinen Freund in den Park begleitet zu haben, von der Tat aber erst durch das Internet erfahren zu haben. Der Prozess wird im Januar fortgesetzt.

© SZ vom 17.12.2016 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Von Olaf Przybilla

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