Nürnberg:Wenn besorgte Bürger die Wirtschaft nerven

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Menschen beim Einkaufen in der Nürnberger Innenstadt. (Foto: dpa)

Warum bloß treiben sich Demonstranten immer in der Innenstadt rum? Da hindern sie die Leute am Einkaufen. Wie ärgerlich. Doch der Handelsverband hätte da eine Idee.

Glosse von Lisa Schnell

Die besorgten Bürger von Pegida sind gefährlich, das hört man von Politikern immer wieder. Sie seien "in Teilen rechtsradikal", sogar für rechtsradikale Straftaten mitverantwortlich, also für brennende Flüchtlingsheime und solche Dinge. Doch das ist noch gar nichts gegen die Gefahr, die der Handelsverband Bayern in den Rechtspopulisten sieht.

Schlimm genug, was auf den Plakaten steht, noch viel schlimmer ist aber, wo diese hochgehalten werden: mitten in der Innenstadt von Nürnberg! Dort, wo all die Geschäfte sind, wo der Euro rollt, die Geldscheine knistern. Rechtspopulismus, das ist nicht schön, aber den Bürger am Einkaufen hindern, da hört es sich nun wirklich auf.

Man muss sich das mal vorstellen: Ein Montag in der Nürnberger Innenstadt. In den Schaufenstern locken Supersparangebote, die Verkaufsargumente sind frisch einstudiert und dann kommen da keine Kunden, sondern Demonstranten! Und es bleibt ja nicht bei den Rechtspopulisten.

Der Handelsverband will die Demos aus der Stadt verbannen

Immer wenn die das Abendland retten wollen, kommen auch deren Kritiker auf die Straße. Ganze sechsmal ist das dieses Jahr in Nürnberg jetzt schon passiert. Wer kann denn da noch Geld verdienen? Genau, niemand. Deshalb fordert der Handelsverband Bayern, "die Orte für Demonstrationen aus der Innenstadt heraus zu verlagern".

Eine wunderbare Idee! In Bussen könnte man die Demonstranten weit weg ins Hinterland bringen. Dort sollen sie sich dann im Wald anschreien, wo sie außer Hase und Igel niemanden stören, schon gar nicht beim Einkaufen.

Auch in Rosenheim hatte die CSU-Fraktion kürzlich schon mal die Idee, alle Demonstrationen zu verbieten, damit keine Neonazis mehr in die Stadt kommen können.

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Von Heiner Effern

Die stören ja nicht nur beim Konsum, sie machen sich auch schlecht für das Image einer Stadt. Erst recht, wenn die wie Nürnberg Stadt der Menschenrechte ist, meint Uwe Werner vom Handelsverband.

Mit den Menschenrechten ist es aber nun mal so eine Sache. Das sind eben Rechte, die für alle Menschen gelten, selbst für solche von Pegida. Und in Artikel 20 der Menschenrechtserklärung ist felsenfest das Demonstrationsrecht einbetoniert. Von einem Recht auf Konsum ist bis jetzt allerdings nichts bekannt.

© SZ vom 27.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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