Neuschwanstein:Neuschwanstein - Ärger im Märchenschloss

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  • 2013 versuchte die Bayerische Schlösserverwaltung einen Neuanfang, sie setzte die Führungsriege ab und installierte eine neue Leiterin.
  • Sie sollte die Konflikte unter den 30 Mitarbeitern befrieden und Ordnung in die Bücher und Dienstpläne bringen.
  • Aber jetzt klagt ein Mitarbeiter gegen die neue Chefin.

Von Stefan Mayr, Kaufbeuren

Das Schloss Neuschwanstein hat viele lange Jahre der internen Querelen hinter sich. Von Pannen und Betrug war auch in internationalen Medien die Rede, dem Personal wurde eine Selbstbedienungsmentalität unterstellt. Sogar Strafgerichte mussten sich mit den Vorkommnissen hinter der traumhaften Kulisse des Märchenbaus beschäftigen.

2013 versuchte die Bayerische Schlösserverwaltung einen Neuanfang. Sie setzte die Führungsriege ab und installierte eine neue Leiterin. Sie sollte die Konflikte unter den 30 Mitarbeitern befrieden und Ordnung in die Bücher und Dienstpläne bringen. Zunächst schien die Rochade zu wirken, Bayerns größter Touristen-Magnet im Allgäu machte keine negativen Schlagzeilen mehr. Doch nun ist die Ruhe wieder vorbei. Am Mittwoch beschäftigte sich das Arbeitsgericht in Kaufbeuren mit einer Klage, die kein schönes Licht auf die Zustände im Königsschloss wirft.

"Die Situation ist verfahren und belastet das Arbeitsklima", räumte der Anwalt des Freistaats Bayern, Gerhard Greiner, gleich zu Beginn der Verhandlung ein. Er saß auf der Bank der Beklagten. Ihm gegenüber Marcus Prost, der Leiter des Führungsdienstes im Schloss.

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Mit dieser Entscheidung beendet das Gericht in Luxemburg einen Streit zwischen dem Freistaat und dem Bundesverband der Souvenirhändler.

Der 43-Jährige kämpft mit seiner Klage gegen zwei Abmahnungen und um eine "vertragsgemäße Beschäftigung". Was das heißt, machte sein Anwalt Johannes Kaiser schnell klar: "Wir werden über Schikane sprechen müssen." Es war ein Gütetermin - und zu Beginn waren sich die Streitparteien zumindest in einem einig: "Die Eskalation ist da", wie der eine Anwalt sagte. Und der andere ergänzte: "Dieser Fall hat eine Vorgeschichte und ist wohl durch ein Urteil nicht zur Zufriedenheit aller aufzuklären."

Werden in Neuschwanstein Mitarbeiter systematisch schikaniert?

Kläger Marcus Prost nickte. Er trug dunkelgrauen Anzug, weißes Hemd und blau gestreifte Krawatte. Bevor der Historiker im Juli 2014 in Neuschwanstein seinen Dienst als Stellvertreter der Amtsleiterin antrat, war er 15 Jahre lang für die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten unter anderem für Sanssouci zuständig. Er versteht also etwas von Schlössern, sollte man meinen.

Seine Chefin, die ihn selbst eingestellt hatte, ist aber offenbar nicht zufrieden. 2015 setzte sie ihm eine neue Stellvertreterin vor die Nase, 2016 sprach sie ihm zwei Abmahnungen aus. Dass diese nicht haltbar sind, wurde in der Güteverhandlung schnell klar. Die Parteien einigten sich darauf, dass die Abmahnungen aus der Personalakte verschwinden. Zudem soll demnächst außergerichtlich verhandelt werden, ob der Kläger seinen Stellvertreterposten zurückbekommt oder nicht. Falls dabei keine Einigung gelingt, sieht man sich wohl irgendwann vor Gericht wieder.

Trotz des mühsam ausverhandelten Vergleichs bleiben nach dem Gütetermin zwei Frage im Raum stehen: Werden in Neuschwanstein Mitarbeiter von oberster Stelle systematisch schikaniert? Und wie kann Marcus Prost angesichts des vergifteten Klimas langfristig auf Neuschwanstein tätig bleiben?

Die Chefin und ihre neue Stellvertreterin waren am Mittwoch telefonisch nicht erreichbar - und vor Gericht auch nicht anwesend. Letzteres machte den Richter einigermaßen missmutig. Zuvor hatte er den Termin auf Antrag der Stellvertreterin kurzfristig extra auf den Vormittag verlegt. Dass sie dennoch nicht erschien, kommentierte er mit deutlichen Worten: "Das schaut natürlich blöd aus und ist traurigerweise nicht das erste Mal."

Die Zukunft des Klägers auf Neuschwanstein ist offen. Den anfänglichen Vorschlag des Richters, mit einer Abfindung zu gehen, lehnte sein Anwalt jedenfalls entschlossen ab. Auch eine mögliche Versetzung nach Garmisch-Partenkirchen stieß auf wenig Begeisterung. "Wenn hier jemand versetzt werden sollte, dann ist es jemand anderes", ätzte Anwalt Kaiser. Er meinte die Schloss-Chefin.

© SZ vom 07.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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