Mitten in Bayern:Verwirrung um Mautpflicht für die Feuerwehr

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Zum Löschen in Österreich dürfen deutsche Einsatzfahrzeuge kostenlos fahren - retour müssen sie zahlen. (Foto: dpa)

Wenn es in Kufstein brennt, kommt manchmal die bayerische Feuerwehr. Klar darf die auch ohne Vignette auf die Autobahn. Doch auf dem Rückweg soll sie zahlen.

Kolumne von Matthias Köpf

Seit diesem Donnerstag ist die Schonfrist vorbei, die türkisen Jahresvignetten für 2017 gelten endgültig nicht mehr auf Österreichs Autobahnen. Die neuen Mautpickerl für 2018 sind kirschrot, und so würden sie wenigstens farblich etwas besser passen zum Tanklöschfahrzeug Florian Flintsbach 22/1, zur Drehleiter Florian Raubling 30/1 oder zum Versorgungs-Lkw Florian Kiefersfelden 81/1.

Zwar haben deutsche Feuerwehrfahrzeuge feuerrot zu sein oder verkehrsrot oder leuchtrot oder leuchthellrot, aber ein Aufkleber in Kirschrot wäre da ja immer noch besser als in Türkis. Die Feuerwehren im Landkreis Rosenheim hatten aber schon das türkise Pickerl nicht auf ihre Scheiben gepappt, obwohl die neuen Regeln der österreichischen Autobahngesellschaft Asfinag seit November gelten. Und das kirschrote werden sie auch nicht anbringen.

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Und das, obwohl die Asfinag da ja großzügig wäre: Wenn die bayerischen Feuerwehren notfallmäßig ins Nachbarland rasen, dann dürften sie schon die Autobahn nehmen, ohne vorher mit Blaulicht und Martinshorn an der Raststätte rauszufahren und sich noch schnell ein Pickerl zu besorgen. Ist aber der Brand in Kufstein gelöscht und Florian 81/1 wieder auf dem Heimweg nach Kiefersfelden, dann bittet die Asfinag zur Kasse, wobei sich die grenznahen Feuerwehren in ihrem Zorn über die neue Mautpflicht eh vertan hätten: Denn Fahrzeuge mit mehr als 3,5 Tonnen, für welche die neue Regel gilt, brauchen kein Pickerl, sondern eine Go-Box.

Abgerechnet wird dann nach Achsen, Kilometern, Schadstoffklassen und danach, ob es jetzt tagsüber oder in der Nacht gebrannt hat. Aber Pickerl oder Box - dem Rosenheimer Kreisbrandrat Richard Schrank kommt nichts von alledem in die Fahrzeuge. Er hat im Fachblatt Florian kommen von der Neuregelung gelesen, und so weit, dass der Florian dann eben nicht mehr käme in Kufstein, würde Schrank nicht gehen, man helfe sich grenzüberschreitend weiter genauso gut wie eh und je.

Schrank hat aber über den örtlichen Abgeordneten die große Politik alarmiert, wobei der neue blaue Verkehrsminister in Wien ohnehin angekündigt hat, allen Einsatz-Fahrzeugen die Maut zu erlassen. Die Asfinag will dem Herrn Minister da nicht vorgreifen, teilt sie mit. Ziel sei aber "eine vernünftige Lösung".

© SZ vom 02.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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